Weltweit einzigartiges Klimastationsnetz der Uni Graz ermöglicht detaillierte Einblicke
in Wetterextreme im Klimawandel
Graz (universität) - Mit dem WegenerNet Klimastationsnetz hat das Wegener Center für Klima
und Globalen Wandel der Karl-Franzens-Universität Graz 2007 ein international einzigartiges Projekt gestartet:
Über 150 Messtationen in der südoststeirischen Region Feldbach, die jeweils maximal zwei Kilometer voneinander
entfernt sind, zeichnen im Fünf-Minuten-Takt Daten zu Temperatur, Niederschlag und weiteren wichtigen Klimagrößen
auf. Diese von keinem anderen Stationsnetz weltweit erreichte räumliche und zeitliche Dichte macht das Projekt
nicht nur für die Region, sondern auch für die internationale Forschung zur Verbesserung von Klimamodellen
besonders bedeutungsvoll. Am 12.05. wird das 10-jährige Jubiläum des WegenerNet in Feldbach gefeiert.
Ein Schwerpunktthema der Forschung auf Basis der Daten aus dem WegenerNet sind langfristige Entwicklungen in Bezug
auf Extremwetterereignisse. „Die Beobachtungen der letzten Jahrzehnte geben Hinweise auf zunehmend intensivere
Starkniederschläge, die in kürzeren Intervallen auftreten und sich auf kleinere Gebiete konzentrieren.
Die jeweils betroffene Region hat dann mit größeren Schäden zu rechnen“, berichtet Univ.-Prof.
Dr. Gottfried Kirchengast, Initiator des Klimastationsnetzes und Leiter des Wegener Center. Mehrere Forschungsgruppen
der Uni Graz nutzen die WegenerNet-Region als „Forschungslabor“. Sie untersuchen mit Hilfe der Daten sowie mit
Modellen die Zusammenhänge zwischen Erwärmung, Intensität und Struktur der Starkniederschläge,
Verwundbarkeit eines Gebietes und dem finanziellen Schadensausmaß. „Es zeigt sich, dass mit jedem Grad Temperaturanstieg
die Regenmenge von kurzfristigen Starkniederschlägen um rund zehn Prozent zunimmt“, so Kirchengast. Vor allem
für die Südoststeiermark hat das weitreichende Folgen, denn hier ist es in den letzten 45 Jahren im Sommer
um drei Grad wärmer geworden. Die Modellierungen erlauben eine verbesserte Risiko-Abschätzung sowie die
Entwicklung sinnvoller Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel.
Über die regionale Bedeutung hinaus eröffnet das WegenerNet damit auch der internationalen Klimaforschung
neue Möglichkeiten. Durch die dichte Anordnung der Messstationen – andere Netze haben eine Auflösung
von zehn bis fünfzig Kilometer – können klimatologische Effekte für konkrete lokale Lebensräume
realistischer berücksichtigt und damit Klimamodelle verbessert werden. „Das WegenerNet erfüllt die Funktion
einer Forschungslabor-Region, mit deren Daten wir Modellen beibringen, wie sie die Verwundbarkeit auch von anderen
Gebieten zutreffender abschätzen können“, erklärt Kirchengast. Seit 2013 gehört das Projekt
zum europäischen Langzeit-Umweltforschungsnetzwerks LTER (Long Term Ecosystem Research).
Da das WegenerNet das einzige Stationsnetz weltweit ist, das eine langfristige und direkte Messung von Starkniederschlägen
aus kleinräumigen Regenzellen ermöglicht, ist es seit 2015 auch Partner der NASA. Die amerikanische Raumfahrtbehörde
gleicht in Zusammenarbeit mit dem WegenerNet-Team die Daten aus ihren Satelliten-Niederschlagsmessungen mit jenen
aus der Steiermark ab, um die Genauigkeit ihrer global erstellten Auswertungen zu erhöhen.
Das Datenportal des WegenerNet ist allgemein zugänglich. Die erst kürzlich in Betrieb genommene top-aktuelle
Version erlaubt einen interaktiven Zugriff, optimiert auch für mobile Endgeräte.
Das Wegener Center ist ein Kerninstitut des Forschungsschwerpunkts Umwelt und Globaler Wandel und Teil der Umwelt-,
Regional- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät der Uni Graz, die heuer ihr zehnjähriges Bestehen feiert.
Das WegenerNet wird primär vom Wissenschaftsministerium und der Universität Graz finanziert und von Land
Steiermark, Stadt Graz und weiteren kleineren Sponsoren finanziell unterstützt.
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