Großer Staatspreis erstmals seit 2009 wieder für eine Bildende Künstlerin
Wien (bka) - „Renate Bertlmann hat wesentlich zu einem Paradigmenwechsel in der österreichischen Kunst
und Kultur beigetragen. Sie ist eine der feministischen Pionierinnen, deren Werk weit über Österreich
hinaus wirkt. Sie war immer unangepasst und genau deswegen passt sie zeitlos in die Avantgarde der österreichischen
und europäischen Kunstszene“, so Kunst- und Kulturminister Thomas Drozda am 09.05. „Renate Bertlmann hat in
ihrer rund 50-jährigen Schaffenszeit als Künstlerin in außerordentlich eindrucksvoller Weise Themen
bearbeitet, die zum Widerspruch herausfordern. Oder um es mit ihren Worten zu sagen: ‚Ich liebe Ambivalenzen, weil
sie so menschlich sind.‘ Mit feinem Gespür für Ironie und Humor erarbeitet Bertlmann die Zwiespältigkeit
der Dinge heraus“, so Drozda, der ihr Werk als „hervorragendes Beispiel für eine gesellschaftsrelevante Kunst“
würdigte.
Die Entscheidung des Kunstsenats für Renate Bertlmann fiel einstimmig. Der Kunstsenat betont in seiner Empfehlung
für die Vergabe des großen Österreichischen Staatspreises an die Künstlerin: „Renate Bertlmann
unternimmt eine radikale Analyse der Unmöglichkeit des Lustprinzips. Seit den siebziger Jahren hat sie sich
nicht nur in wesentlicher Position in die weibliche Performancegeschichte Österreichs eingeschrieben, sondern
darüber hinaus in die erst jüngst in ihrer Bedeutung erkannte internationale feministische Avantgarde.“
Und weiter: „Ihre Arbeiten haben im Kontext der feministischen Kunst eine ikonische Wirkung entfaltet. Durch ihre
Kunst hat sie den Spielraum weiblicher Selbstbestimmung entschieden erweitert.“
Renate Bertlmann wurde 1943 in Wien geboren. Sie studierte an der School of Arts in Oxford und an der Akademie
der bildenden Künste in Wien. Zu ihren Ausdrucksmitteln zählen Bilder, Zeichnungen, Objekte, Installationen,
Fotografien, Filme und Digital-Videos, Texte, Performances und multimediale Events.
Der „Große Österreichische Staatspreis“ ist die höchste Auszeichnung, die die Republik Österreich
einer Künstlerin oder einem Künstler für besonders hervorragende Leistungen verleiht. Der aus 21
Mitgliedern bestehende Österreichische Kunstsenat nominiert jährlich eine Persönlichkeit ohne festgelegtes
Rotationsprinzip aus den Bereichen Architektur, Bildende Kunst, Literatur oder Musik für den Staatspreis.
Der „Große Österreichische Staatspreis“ ist derzeit mit 30.000 Euro dotiert. Im Bereich Bildende Kunst
erhielt zuletzt im Jahr 2009 Brigitte Kowanz diesen Preis zuerkannt. 2010 schlug der Kunstsenat die Komponistin
Olga Neuwirth für diese hohe Auszeichnung vor, im Vorjahr erhielt Gerhard Roth den Staatspreis.
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