Bereits zum fünften Mal feierten KZ-Überlebende und Zeitzeugen sowie führende
PolitikerInnen am Wiener Heldenplatz die Befreiung vom Nationalsozialismus
Wien (skills) - Über 4.000 Besucherinnen und Besucher trotzten dem Wetter und hörten die Worte der Zeitzeugin
Lucia Heilman und führende Politiker sowie das Konzert der Wiener Symphonikern am 08.05. am Wiener Heldenplatz.
Das vom Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) zum fünften Mal veranstaltete Fest der Freude ist jenem
Tag vor genau 72 Jahren gewidmet, an dem der nationalsozialistischen Herrschaft in Österreich ein Ende gesetzt
wurde.
Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitee Österreich, betont die Bedeutung des Fests der Freude: „In
Zeiten, in denen Populismus und Nationalismus in Europa an Macht gewinnen, müssen wir aus der Geschichte lernen,
damit sie sich nicht wiederholt. Wir haben es geschafft, dass am 8. Mai hier am Heldenplatz keine Hetzer, Ewiggestrigen
und Nationalisten manifestieren, sondern Menschen, die den Tag der Befreiung mit einem bunten Fest der Freude feiern.
Dieses friedliche Miteinander, das uns hier gelungen ist, muss uns in ganz Europa gelingen.“?
Zeitzeugin Lucia Heilman erlebt den Heldenplatz neu
Eröffnet wurde die Veranstaltung mit kurzen Videoclips von Botschaftern der Befreiernationen, der Israelitischen
Kultusgemeinde, des Vereins GEDENKDIENST und des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes.
Kurzstatements von Bundeskanzler Mag. Christian Kern, Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner, Vizebürgermeisterin
Mag.a Maria Vassilakou, Stadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny und MKÖ-Vorsitzendem Willi Mernyi bildeten den
Rahmen der Veranstaltung. Die Worte von Zeitzeugin Lucia Heilman waren das Highlight des diesjährigen Fests
der Freude.
Lucia Heilman überlebte das NS-Regime gemeinsam mit ihrer Mutter dank des Einsatzes eines Freundes ihres Vaters,
der sie vor den Nazis versteckte. Sie selbst war 1938 am Heldenplatz, als Adolf Hitler seine „Anschluss“-Rede hielt.
Die Stimmung dort empfand sie als bedrohlich und sie wusste, dass sie nicht mehr dazugehörte. Im Rahmen des
Fests der Freude konnte Lucia Heilman den Heldenplatz neu erleben, aber diesmal zum Tag der Befreiung von der nationalsozialistischen
Terror-Herrschaft.
Uraufführung „Here & Now“ von Kurt Schwertisk gespielt von den Wiener Symphonikern
Eröffnet wurde das Konzert mit der Uraufführung des eigens für das Fest der Freude komponierten
Stücks „Here & Now“ des österreichischen Komponisten Kurt Schwertsik. Am Programm standen außerdem
Felix Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert e-moll op. 64, das von dem jungen, preisgekrönten Wiener Violinisten
Emmanuel Tjeknavorian interpretiert wurde, und Werke von Ludwig van Beethoven. Ebenfalls sang die finnischen Ausnahme-Sängerin
Camilla Nylund die Konzertarie „Ah perfido!“ für Sopran und Orchester. Das Finale bildeten alle Musikbegeisterten
am Heldenplatz, die Teil des Konzerts wurden und gemeinsam mit Camilla Nylund und begleitet von den Wiener Symphonikern
Beethovens große Freudenhymne „Ode an die Freude“ aus der Neunten Symphonie sangen.
Fest der Freude auf ORF III und in der ORF-TVthek
Zum dritten Mal zeigte ORF III Kultur und Information am 8. Mai das „Fest der Freude“ mit dem Festakt und dem Konzert
der Wiener Symphoniker live vom Wiener Heldenplatz. Die TV-Übertragung war der Höhepunkt eines umfangreichen
Themenprogramms mit zahlreichen Dokumentationen, wie „Mauthausen vor der Tür – Schicksal der Frauen“ und „Außenstelle
Mauthausen – Tatort Loibltunnel“.
Die „Fest der Freude“-Sondersendung, Festakt und Konzert, die zwei Folgen der „zeit.geschichte“-Reihe sowie
alle ORF-III-Sendungen sind via ORF-TVthek nach der TV-Ausstrahlung als Video-on-Demand unter http://tvthek.orf.at/ verfügbar.
Statements
Bundeskanzler Mag. Christian Kern: „Wir können die Zukunft nur gestalten, wenn wir die Vergangenheit verstehen.
Deshalb ist es so wichtig, an den 8. Mai 1945 zu erinnern. An diesem Tag wurde Österreich von der nationalsozialistischen
Herrschaft befreit. Sieben lange Jahre entsetzlicher Krieg und die unvergleichlichen Schrecken des Holocaust fanden
ein Ende. Wir bekennen uns zur Verantwortung für dieses dunkelste Kapitel unserer Geschichte. Es war ein langer
Weg vom Verdrängen zum gemeinsamen Gedenken. Am 8. Mai stehen wir zusammen und gedenken der Millionen Menschen,
die dem Nazi-Regime zum Opfer gefallen sind. Am 8. Mai stehen wir zusammen und feiern das Ende dieser Gewaltherrschaft.
An diesem Tag feiern wir die Freiheit.“
Vizekanzler und Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Dr. Reinhold Mitterlehner: „Die
Gedenkfeierlichkeiten anlässlich der Befreiung vom Nationalsozialismus ermahnen uns jedes Jahr aufs Neue,
unsere Verantwortung des ‚niemals wieder’ wahrzunehmen. Es ist unsere Aufgabe sicherzustellen, dass sich die Gräueltaten
des Nationalsozialismus nie wiederholen. Daher brauch es Zusammenhalt, Toleranz und gegenseitigen Respekt, um den
gesellschaftlichen Frieden in Europa zu wahren. Das Fest der Freude am Wiener Heldenplatz ist ein Symbol für
diesen Zusammenhalt. Damit auch die kommenden Generationen in eine Zukunft mit Frieden, Freiheit und Sicherheit
schauen können.“
Vizebürgermeisterin der Stadt Wien Mag.a Maria Vassilakou: „Es ist ein Tag der Freude, an dem Österreich
seine Freiheit wiedergegeben wurde und die Chance nach dem eigenen Glück zu streben – eine Freiheit, die Österreich
1933 endete und die wir am 8. Mai 1945 wieder erhielten – als neue Chance, als neuen Anfang.“
Wiens Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny: „Das Fest der Freude feiert das Ende des Nationalsozialismus
durch die Befreiung der Alliierten 1945. Der 8. Mai ist uns ein Tag des Gedenkens an die Opfer des NS-Regimes sowie
ein Tag des Erinnerns an die Helden, die bereit waren, gegen Terror Widerstand zu leisten. Ihr Mut ist Beweis,
dass Unterdrückung nicht erduldet werden muss, dass der Kampf dagegen möglich ist. Die Schicksale der
Opfer und Helden von damals verpflichten zur Solidarität mit den verfolgten und bedrohten Mitmenschen von
heute. Unsere Freiheit gründet auf der Unfreiheit vergangener Generationen. Das Wissen um dieses Erbe wollen
wir bewahren. Den Auftrag dieses Erbes wollen wir feiern.“
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