Teheran/Salzburg (universität) - Geologen der Universität Salzburg profitieren stark von dem unlängst
abgeschlossenen Wissenschaftsabkommen zwischen dem Iran und Österreich. Mindestens drei neue Kooperations-Projekte
sind in Planung. Sehr gefragt im Iran ist zum Beispiel die Expertise der Salzburger Geologen bei der Auffindung
von Gold oder von Seltenen Erden. Seltene Erden zählen zu den begehrtesten Rohstoffen der Welt.
„Für Salzburger Geowissenschaftler bietet sich im Iran ein riesiges Potential, weil das Land fast vierzig
Jahre lang isoliert war, seit der Islamischen Revolution 1978/79. Österreich ist für den Iran eines der
wichtigsten europäischen Partnerländer, und die Geowissenschaftler der Universität Salzburg spielen
dabei eine wichtige Rolle,“ sagt Professor Franz Neubauer vom Fachbereich Geographie und Geologie der Universität
Salzburg.
Mitte Jänner 2017 unterzeichnete in Teheran eine vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und
Wirtschaft und dem Österreichischen Austauschdienst (OeAD) koordinierte Delegation ein Wissenschaftsabkommen
mit dem Iran. Ziel der Kooperationsvereinbarung: die strategischen Partnerschaften von Universitäten und Hochschulen
beider Länder zu unterstützen. In Kürze sollen die Projekte für das mit 400.000 Euro dotierte
Programm „Impulse Iran Austria“ ausgeschrieben werden. Mindestens 13 strategische Partnerschaften sind geplant.
Salzburg ist mit mehreren Projekten vertreten.
Schon im Jänner war der Salzburger Franz Neubauer in Teheran dabei. „Zwischen iranischen und Salzburger Wissenschaftlern
besteht ein Vertrauensverhältnis, weil wir unsere iranischen Kollegen als gleichwertige Partner behandeln.
Das ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Kooperation“, so Neubauer.
Die Kooperation mit dem Iran ist für die Universität Salzburg nicht neu. „Wir haben schon während
der schwierigen Zeit der Sanktionen Mittel und Wege gefunden, Forschungs-Projekte gemeinsam durchzuführen.
Außerdem haben in dieser Zeit rund zehn iranische Dissertanten und vor allem Dissertantinnen in Salzburg
ihre Doktorarbeit geschrieben oder umfangreiche analytische Arbeiten für ihre Doktorarbeiten ausgeführt.
Wir können jetzt an etablierte Kontakte anknüpfen. Das erleichtert uns enorm neue Kooperationen.“
Und was wird sich durch die Öffnung des Iran für die Forscher nun ändern? „Die Öffnung erweitert
und formalisiert die Kooperationen. Wir müssen jetzt keine finanziellen und organisatorischen Kunststücke
mehr vollführen“, sagt Neubauer.
Sehr gefragt bei den Iranischen Kollegen ist die Expertise der Salzburger bei der Prospektion von Erzlagerstätten.
Salzburg ist zum Beispiel für seine Erfahrung bei der Suche nach Gold bekannt. Diesbezüglich hatten iranische
Kollegen im Jahr 2004 erste Kontakte zu Salzburg geknüpft (zum Goldspezialisten Werner Paar und zum Experten
für Gebirgsbildungsprozesse Franz Neubauer). Goldlagerstätten gibt es zum Beispiel im iranischen Hochland
von Belutschistan oder in der Gegend um Takab. Aus den „goldenen“ Kontakten entwickelte sich eine konstante Zusammenarbeit
zwischen Salzburg und Teheran, die inzwischen von der geologischen Grundlagenforschung mit modernen Methoden bis
zur Klimafolgenforschung reicht.
In einem der neuen Projekte, die aufgrund des iranisch-österreichischen Wissenschaftsabkommens unmittelbar
vor dem Start stehen, geht es um die begehrten Seltenen Erden. „Wir wollen in iranischen Eisenerzlagerstätten
Begleiterze wie die Seltenen Erden untersuchen. Seltene Erden sind Hi Tech Metalle, die essentiell für viele
Schlüsseltechnologien sind. Unerlässlich für Handys, Katalysatoren oder Magneten. Auch Technologien
für erneuerbare Energien sind auf die Seltenen Erden angewiesen. Die größten Vorkommen gibt es
in China. Der Iran könnte ein weiterer wichtiger Lieferant dieses Rohstoffs werden“, so Neubauer. Der Iran
will das Kooperations-Projekt finanzieren.
Großen Bedarf gibt es im Iran auch an der Klimafolgenforschung. Der 75 Millionen Einwohner Staat kämpft
mit einem massiven Rückgang der Wasservorräte, mit der Verschmutzung urbaner Grundwässer oder der
Austrocknung von Seen durch Übernutzung, sagt Neubauer. Gefährliche Hangrutschungen und Muren-Abgängen
sind oft die Folge. „Für Gegenmaßnahmen könnten hier die Forschungen der Salzburger Hydrogeologin
Sylke Hilberg sehr hilfreich sein. Im Iran fehlt die Expertise“, so Neubauer.
Ein besonderes Anliegen ist dem Salzburger Geowissenschaftler die Zusammenarbeit mit iranischen Nachwuchsforschern.
Neu geplant ist etwa ein gemeinsames geowissenschaftliches Doktoratsstudium zwischen der Universität Salzburg
und zwei oder drei iranischen Universitäten, inklusive Doppelabschlüssen („Double Degree“) „Unser Ziel
ist, im Wintersemester 2017/18 zu starten.“
Und was ist die Motivation der Salzburger Geowissenschaftler für die Kooperationen mit dem Iran? Abgesehen
davon, dass sich die Universität Salzburg damit international noch besser profilieren kann, ist der Iran für
Salzburg auch als Teil eines gemeinsamen alten Gebirgszuges interessant, sagt Neubauer. „Der Iran ist Teil des
alten Alpen- Himalaya- Gebirgsgürtels, der aus den Tethys-Ozeanen entstanden ist. Noch sind die Entstehungsprozesse
nicht im Detail bekannt. Den Gebirgszug im Iran besser zu verstehen würde auch ein besseres Verständnis
der Alpen bedeuten.“
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