Umfassende Retrospektive des großen Einzelgängers gemeinsam mit Festwochenschau
„The Conundrum of Imagination“ eröffnet
Wien (leopold museum) - Das Leopold Museum stand am 18.05. im Zentrum der großen Sommer-Eröffnung
des MuseumsQuartiers, bei der die Häuser des Areals zur Besichtigung bei freiem Eintritt luden. Hunderte Gäste
kamen in diesem Rahmen zur feierlichen Eröffnung der bisher umfassendsten Schau zum Werk des bedeutenden österreich-griechischen
Künstlers Joannis Avramidis (1922–2016), dessen Geburtstag sich heuer zum 95. Mal gejährt hätte.
Noch zu Lebzeiten von Joannis Avramidis hatte Leopold Museum-Direktor Hans-Peter Wipplinger die Einladung an den
Künstler ausgesprochen, eine Retrospektive für das Leopold Museum zu gestalten. Ein Jahr nach dem Tod
des Bildhauers wird von 19. Mai bis 4. September Joannis Avramidis Werk, welches die größtmögliche
Objektivierung der Form anstrebte und dabei dennoch durch einen hohen Grad an Sinnlichkeit besticht, so umfassend
wie nie zuvor in Österreich präsentiert.
Hans-Peter Wipplinger: „Diese bisher größte monographische Präsentation des Bildhauers Joannis
Avramidis ist die längst überfällige Würdigung des großen Einzelgängers der österreichischen
Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts.“
Köpfe, Figuren, Bäume, Bandfiguren und mehrfigurige Monumentalskulpturen: Die rund 100 Exponate aus allen
Schaffensphasen geben in vier thematischen Bereichen einen umfassenden Einblick in das Œuvre von Joannis Avramidis,
das stets den Menschen als Maß aller Dinge in den Mittelpunkt rückte. Der hohe Abstraktionsgrad seiner
Skulpturen resultierte aus der Suche nach einer universalen, zeitlosen Formensprache unter Berücksichtigung
selbstauferlegter, insbesondere in seinen Zeichnungen offengelegter Konstruktionsprinzipien. Dem schöpferischen
Ethos des Künstlers, der sich mit Nachdruck auf seine griechischen Wurzeln berief, standen hierbei das Erbe
der Antike und der Frührenaissance Pate. Dieses fungierte neben eindringlichen Naturstudien als zentrale Inspirationsquelle
wie Kontrollinstanz in der Umsetzung der vom Künstler angestrebten „absoluten Figur“.
Joannis Avramidis: „Meine Arbeit ist die Demonstration der Herstellung einer objektiven, d.h. vollkommen erfassbaren
Form. Diese Form ist die primäre Voraussetzung für die Schaffung eines Kunstwerkes. Dabei ist es mir
darum zu tun, persönliche Stileinflüsse aus meiner Arbeit ganz auszuschalten. Wirkliche Bezüge meiner
Arbeit gibt es nur zur Antike und zur italienischen Frührenaissance.“
Prägend waren für den 1922 im georgischen Batumi, damals Teil der UdSSR, als Sohn von Schwarzmeergriechen
geborenen Künstler die einschneidenden Erfahrungen von Vertreibung und Flucht. Nach der Ermordung des vom
Stalin-Regime politisch verfolgten Vaters musste er mit seiner Familie nach Griechenland flüchten. Von den
Nazi-Deutschen als Zwangsarbeiter nach Wien verschleppt, wurde er von den Sowjets aufgrund seiner Russischkenntnisse
als Spion verdächtig und in Budapest inhaftiert, von wo ihm die Flucht zurück nach Österreich gelang.
Die erzwungene Entwurzelung führte zu einer besonders starken Verbindung mit dem Kulturerbe seiner Heimat.
Ganz bewusst bezeichnete sich Avramidis als „Hellene“.
Ausstellungskurator Ivan Ristic: „Zu Recht zählt das Griechentum zu den Konstanten der bisherigen Auseinandersetzungen
mit dem Werk Joannis Avramidis'. Weniger betont wurde jedoch das Gefühl des Fremdseins an sich. Der unerbittliche
Objektivitätsanspruch klassischer Proportionslehren mochte im Fall Joannis Avramidis’ ein Mittel dazu gewesen
sein, über die zeitlichen und räumlichen Zusammenhänge erhaben zu bleiben und sich gleichzeitig
auf ein Erbe besinnen zu können, welches er obendrein sein Eigen nennen konnte.“
Neben dem klaren Bezug zum griechisch-antike Ideen- und Gestalterbe lassen insbesondere Joannis Avramidis Monumentalskulpturen
– sei es die Arbeit Polis oder seine Entwürfe zu einem Rundtempel – deutlich erkennen, dass Avramidis' Kunst
weniger von kühler Kalkulation als von einer zutiefst humanen Haltung getragen war.
Stephanie Damianitsch: „Ab Mitte der 1960er-Jahre beschäftigte sich Joannis Avramidis mit visionären
Konzepten von Skulptur, die über die Darstellung der Einzelfigur hinausgehen und die Idee des Zusammenlebens
zum Thema haben. Mit ihnen beschritt Avramidis auf der Grundlage seiner skulpturalen Methodik einen Weg zur Architektur
als Utopiekonzept menschlicher Gemeinschaft.“
Bereits im Vorfeld war, in Kooperation mit dem MuseumsQuartier Wien, die mehr als 13 Meter hohe Humanitassäule
als Teil des unrealisiert gebliebenen Tempelprojektes des Künstlers im Haupthof des MQ aufgestellt worden.
Ein Lebenstraum des Künstlers, der nun, sehr zur Freude von Julia Frank-Avramidis, Tochter des Künstlers
und ausgewiesene Kennerin seines Werkes, posthum realisiert werden konnte. Sie unterstützte das von Stephanie
Damianitsch und Ivan Ristic kuratierte Ausstellungsprojekt Kraft ihrer jahrelangen Erfahrung mit der Aufarbeitung
des Werkes ihres Vaters.
Ebenfalls eröffnet wurde im Leopold Museum die Wiener Festwochen-Ausstellung 2017 „The Conundrum of Imagination.
On the Paradigm of Exploration and Discovery“ Die Ausstellung ist von 19. Mai bis 18. Juni im Leopold Museum und
im Performeum (10., Laxenburger Str. 2a) zu sehen. Die Schau „The Conundrum of Imagination“ ist ein Ausstellungsprojekt,
welches das europäische Zeitalter der Entdeckungen hinterfragt, indem es die 3 Gs betrachtet, die solchen
Erforschungen zu Grunde liegen: Gold, God und Glory. Spektakuläre Installationen von Künstlern aus Afrika,
Asien, Amerika und Europa aber auch Lectures und Performances laden zur Auseinandersetzung mit dem Zeitalter der
Entdeckungen, von den Anfängen bis zu Gegenwart, von der Kolonialzeit bis zur Zeit des Internet Explorer ein.
Die Ausstellungseröffnungen sorgten für einen fruchtbaren Austausch von Museumsbesuchern, Vernissagegästen,
Künstlern, Prominenten aus Kultur und Wirtschaft. Mit dabei waren Wiener Festwochen-Intendant Tomas Zierhofer-Kin
und Festwochen-GF Wolfgang Wais, die Leopold Museum-Direktoren Hans-Peter Wipplinger und Gabriele Langer, Elisabeth
Leopold, Gerda, Diethard und Waltraud Leopold, Werner Muhm vom Vorstand des Leopold Museum, die Avramidis-Kuratoren
Stephanie Damianitsch und Ivan Ristic, der deutsche Botschafter Johannes Haindl, das Conundrum-Kuratoren-Team Bonaventure
Soh Bejeng Ndikung und Pauline Doutreluigne, Julia Frank-Avramidis, Clemens Kaletsch, die Conundrum of Imagination-Künstler
Jean-Pierre Bekolo, Filipa César, Marco Montiel-Soto, Viron Erol Vert, Mathieu Kleyebe-Abonnenc und Ho Rui
An, MQ-Direktor Christian Strasser, ImPulsTanz-Intendant Karl Regensburger, die Galeristinnen und Galeristen Christa
Zetter und Katharina Zetter-Karner, Georg Kargl, Hubert Lendl, Florian Sundheimer, Rosemarie Schwarzwälder,
Ernst Hilger, Richard Ruberl und Wolfgang Bauer, Galerist und im Kinsky-GF Michael Kovacek, Charlotte Kreuzmayr,
die Künstlerinnen und Künstler Rudolf Goessl, Martha Jungwirth, Jürgen und Monika Messensee, Roland
Kollnitz, Judith Fegerl, Hans Kupelwieser, Franz Graf, Hubert Schmalix, Martin Schnur, Walter Vopava und Katrin
Schroeren, Alois Mosbacher und Frenzi Ringling, Jun Yang, Michael Hammerschmid, Lisa Rastl und Lorenz Estermann,
Olga Okunev (BKA), Kunsthistoriker und Avramidis-Kenner Michael Semff, Artcurial Österreich-GF Caroline Messensee
mit Künstler Laurent Ajina, Kunsthistoriker Tobias Natter, im Kinsky-GF RA Dr. Ernst Ploil, und Architekt
Prof. Boris Podrecca. Ebenfalls gekommen waren Kunstsammler Michael Klaar, MAK Generaldirektor Christoph Thun-Hohenstein,
Kurator Robert Fleck, Markus Kristan (Albertina), Sozialbauvorstand Josef Ostermayer, Julia Neuhaus, Direktorin
der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste, Autorin Maria Rennhofer, die Architekten Carl Pruscha
und Dimitris Manikas, Porr-GD Karl-Heinz Strauss, Dorotheum-GF Martin Böhm, Ressler Kunstauktionen-GF Otto
Hans Ressler, Michael P. Franz (BKA), der Kunstberater des Bundespräsidenten Meinhard Rauchensteiner, Walter
Heun (Tanzquartier Wien), Joachim Kapuy (ImPulsTanz), Georg Mahr und Katharina Bazil-Mahr, Christoph Leon, RA Andreas
Nödl, u.v.m.
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