Mikl-Leitner und Pernkopf: „Neue Herausforderungen brauchen neue Antworten“
St. Pölten (nlk) - „Neue Herausforderungen brauchen neue Antworten. Heute geben wir daher den Startschuss
für ein groß angelegtes Projekt: ein neues Landesentwicklungs- konzept, mit dem wir die Strategie für
die nächsten Jahre definieren wollen“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner am 18.05. im Zuge einer
gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Stephan Pernkopf abgehaltenen Pressekonferenz in St. Pölten.
Das letzte Landesentwicklungskonzept sei 2002 gestartet worden und habe noch bis 2020 Gültigkeit, informierte
die Landeshauptfrau: „Dieses Landesentwicklungskonzept wurde 2004 beschlossen und war damals sehr innovativ und
vorausschauend. Es wurden sehr viele Schritte gesetzt, die Niederösterreich nach vorne gebracht haben.“
In den letzten Jahren habe sich aber sehr viel verändert, verwies Mikl-Leiter zunächst auf die demografische
Entwicklung. Seit dem Jahr 2000 sei Niederösterreich um fast 130.000 Menschen auf derzeit 1,7 Millionen gewachsen,
die Prognosen sagten bis 2035 eine weitere Zunahme um 100.000 Menschen voraus. „Diese Zahlen zeigen, wie attraktiv
unser Bundesland ist, aber auch wie dynamisch wir agieren und reagieren müssen“, sprach sie Bereiche wie Wohnbau,
Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Infrastruktur, Kinder- und Altenbetreuung an. Dazu komme, dass von der Bevölkerungspyramide
der 70er-Jahre „nichts mehr zu sehen“ sei. Zu Beginn des letzten Jahres habe es rund 325.000 über 65-Jährige
gegeben, bis 2035 steige die Zahl der über 65-Jährigen auf 470.000. Gleichzeitig sinke auch die Zahl
der erwerbstätigen Menschen. Weiters zeige der demografische Wandel, dass das Durchschnittsalter der Frauen
bei der Geburt ihres ersten Kindes von rund 25 Jahren im Jahr 1980 auf rund 31 Jahre gestiegen sei. Gleichzeitig
sei die Anzahl der Geburten konstant, Jahr für Jahr könne man rund 14.500 Geburten verzeichnen. Das bedeute
wiederum, dass es nicht weniger Kinder gebe, aber die Frauen die Kinder wesentlich später bekommen würden:
„Die Frauen haben mehr Lebenserfahrung und mehr Ausbildung. Dem Thema Kinder- und Kleinstkinderbetreuung kommt
damit große Bedeutung zu.“
Im Bereich von Verkehr und Mobilität sei seit dem Fall des Eisernen Vorhanges und der EU-Osterweiterung „sehr
viel geschafft“ worden, betonte die Landeshauptfrau zu diesem Bereich. Man dürfe aber hier „nicht nachlassen“,
sprach sie etwa das Waldviertel oder die Verbindungen zwischen Niederösterreich und Wien an. Man arbeite daher
an einem Mobilitätspaket, so Mikl-Leitner.
Die Digitalisierung habe Auswirkungen auf alle Lebensbereiche und man habe daher bereits den „Masterplan Digitalisierung“
auf den Weg gebracht, sprach die Landeshauptfrau einen weiteren Bereich an: „Wir werden hier rund 60 Millionen
Euro investieren. Wir nutzen die Digitalisierung, damit sie den Menschen und dem Land nutzt.“
Sehr viel entwickelt habe sich in den letzten Jahren im bildungspolitischen Bereich, in Niederösterreich könne
man über 588 Studien-Lehrgänge anbieten, und Bildung und Forschung“ seien auch weiterhin „eine wesentliche
Grundlage“ für die „unglaubliche wirtschaftliche Dynamik“, durch die sich Niederösterreich auszeichne,
betonte sie. So habe Niederösterreich zum Beispiel über 600.000 Beschäftigte und eine Wirtschaftsleistung
von 51 Milliarden Euro, beim Wirtschaftswachstum sei man in den letzten sechs Jahren vier Mal über dem österreichischen
Durchschnitt gelegen. Nunmehr stehe man vor der Herausforderung, die hohe Standortqualität abzusichern und
auszubauen. Mikl-Leitner: „Das Ziel ist, Niederösterreich als das größte Bundesland auch zum schnellsten
Bundesland zu machen. Zum schnellsten Bundesland, wenn es um Entscheidungen für Betriebsansiedlungen geht,
wenn es um Arbeitsplätze geht und wenn es um die Anliegen der Menschen geht.“
„Das neue Landesentwicklungskonzept muss noch viele weitere Antworten auf neue Herausforderungen geben. Wir müssen
die Herausforderungen definieren, Ziele festsetzen und Umsetzungsschwerpunkte fixieren“, so Mikl-Leitner: „Ich
habe daher meinen Stellvertreter Stephan Pernkopf gebeten, ein Update vorzunehmen, was das Landesentwicklungskonzept
betrifft.“ Mit dem neuen Landesentwicklungskonzept wolle man die Lebensqualität in Niederösterreich weiter
steigern, und dieses Landesentwicklungskonzept wolle man „mit den Bürgerinnen und Bürgern, mit Experten,
mit Gemeinden und Regionen“ erarbeiten, sagte die Landeshauptfrau.
Das bestehende Landesentwicklungskonzept sei wissenschaftlich evaluiert worden und habe auch viele Ergebnisse erbracht,
betonte LH-Stellvertreter Pernkopf in seiner Stellungnahme. Er verwies u. a. auf die Weiterentwicklung der Strecke
St. Pölten – Weinviertel u. a. durch den Bau der A 5, der S 1 oder der Donaubrücke Traismauer. Im Bereich
der erneuerbaren Energie sei Niederösterreich zum einem „Vorreiter“ geworden, im Bereich des Hochwasserschutzes
seien in den letzten 15 Jahren 256 Gemeinden hochwassersicher gemacht worden, so Pernkopf weiters.
Der LH-Stellvertreter sprach neben der Digitalisierung und der älter werdenden Gesellschaft als ein wichtiges
Thema auch das Verhältnis zwischen Wien und Niederösterreich an: „Wien ist die am stärksten wachsende
Stadt Mitteleuropas, das hat auch Auswirkungen auf Niederösterreich“.
Als erster Schritt zum neuen Landesentwicklungskonzept werde nun eine Befragung der Bevölkerung mit einem
Sample von 8.000 durchgeführt, erste Zwischenergebnisse erwarte man bis Ende des Jahres, kündigte er
an. „Wir arbeiten an einem Zukunftsplan“, so Pernkopf.
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