Präsidenten von ÖGB, WKÖ, AK, LK, IV bei Bildungsministerin Hammerschmid – Foglar,
Leitl, Kaske, Schultes, Kapsch: Schulautonomie ermöglicht, Bildungsziele besser umzusetzen
Wien (oegb/pwk/ak/lk/iv) - Die geplanten Strukturreformen an den Schulen werden es erleichtern, den Unterricht
besser an die Bedürfnisse der SchülerInnen am jeweiligen Standort anzupassen. Nach Einführung der
Schulautonomie haben die Schulen einen eigenverantwortlichen Rahmen für ihre Arbeit. Darüber sind die
Präsidenten von Gewerkschaftsbund, Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer, Landwirtschaftskammer und Industriellenvereinigung
einig mit Bildungsministerin Hammerschmid. In einem Sechser-Gespräch mit der Ministerin tauschten sie 17.05.
die Positionen der fünf Interessenvertretungen und des Bildungsministeriums aus. Die Präsidenten fordern
eine rasche Umsetzung noch vor dem Sommer.
ÖGB-Präsident Erich Foglar: Umsetzung entscheidet
Der Präsident des Gewerkschaftsbundes sieht wichtige Maßnahmen auf den Weg gebracht: „Die Bedeutung
einer umfassenden Bildungsreform haben die Sozialpartner ja bereits mehrfach betont. Die jetzigen Vorschläge
zur Schulautonomie sind eine echte Chance: Für Pädagoginnen und Pädagogen würde mehr Freiraum
geschaffen, um sich modernen Unterrichtsformen zu widmen, ohne bürokratische Hürden nehmen zu müssen.
Auch die Vernetzung unter KollegInnen wäre leichter. Durch die geplante zentrale Abrechnung könnten weitere
steuernde Maßnahmen gesetzt werden. Jetzt liegt es natürlich an der Umsetzung und am Willen des Parlaments,
dieses Paket auch unter den derzeit schwierigen Bedingungen endlich zu beschließen. Die besten Bildungskonzepte
nützen nämlich nur dann etwas, wenn sie dort ankommen, wo sie gebraucht werden: In den Klassenzimmern
bei den Schülerinnen und Schülern.“
WKÖ-Präsident Christoph Leitl: Neue Maßstäbe im Bereich Personal
Für Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), wurden im Bereich Personal
neue Maßstäbe gesetzt: „In Zukunft muss schon vor der Ausbildung sichergestellt sein, dass nur die Besten
Lehrerinnen und Lehrer werden. Dass darüber hinaus der Schulleiter sich künftig aussuchen kann, wer in
seinem Team mitarbeitet, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Hier geht das Reformpaket in die richtige
Richtung“. Auch die Verrechnung aller Lehrkräfte über das Bundesrechenzentrum sei ein wichtiger Schritt,
da dies eine bessere Planbarkeit im Personalmanagement ermögliche.
AK Präsident Rudi Kaske: „Auch Chancenindex einführen“
„Die Schulen sollen jetzt mehr Freiheit bekommen, um auf die konkreten Bedürfnisse ihrer Schülerinnen
und Schüler einzugehen“, sagt AK Präsident Rudi Kaske: „Das ist positiv.“ Gleichzeitig erinnert Kaske
daran, dass in jede sechste Schule in Österreich überdurchschnittlich viele Kinder gehen, die einen erhöhten
Förderbedarf haben: „Diese Schulen brauchen mehr Mittel zur Förderung. Dafür schlagen wir von der
Arbeiterkammer die Schulfinanzierung nach Chancenindex vor. Vereinfacht gesagt, sollen Schulen mehr Mittel bekommen,
wenn sie viele Schülerinnen und Schüler haben, denen die Eltern keine Nachhilfe zahlen können.“
Immerhin sei im Entwurf zur Schulautonomie ein wichtiger Schritt zum Chancenindex vorgesehen: „Darauf können
wir aufbauen.“
LK-Präsident Hermann Schultes: Appell an Schulen, neue Flexibilität zu nutzen
„Der Unterricht kann nach der Reform stärker an die Erfordernisse der Klasse angepasst werden. Die neuen Gestaltungsmöglichkeiten
für den Unterricht, für die Klasse oder die Gruppengröße und für die Unterrichtszeit
heben die Kompetenz und die Eigenverantwortung der Schulleitung. Die Bildungsziele können auf verschiedenen
Wegen erreicht werden. Die Anforderungen des Lebens werden nicht weniger. Die Schule muss ständig an sich
arbeiten, der Vorsprung ist zu halten, die Reform ist dringend notwendig“, sprach sich Hermann Schultes, Präsident
der Landwirtschaftskammer Österreich, für mehr Flexibilität in der Unterrichtsorganisation aus.
IV-Präsident Georg Kapsch: Vernetzung, Synergien, bessere Übergänge
„Die IV begrüßt die zentralen Elemente des Autonomiepakets und auch die geplante Clusterlösung.
Wichtig wird sein, dass der Mehrwert der Clusterlösung – Vernetzung, Synergien, bessere Übergänge,
der Austausch pädagogischer Konzepte – den Schulen gut kommuniziert wird. Gerade für Kleinschulen am
Land bieten Cluster auch die Chance auf Entlastung und pädagogischen Austausch“, so IV-Präsident Georg
Kapsch. Gleichzeitig bedauere die IV aber, dass der Gedanke eines durchgängigen Bildungsweges vom Kindergarten
bis zur Matura in der Clusterlogik nicht umfassend berücksichtigt worden sei. Kapsch fordert daher, dass künftig
auch Mischcluster möglich sein müssen, denn: „Die Bildung von gemischten Landes- und Bundesschulclustern
und damit echten, vertikalen Clustern könnte nicht nur Synergien bringen, sondern endlich auch die starre
Systematik von ‚Kindergarten hier, Pflichtschule da und höherer Schule dort‘ aufbrechen. Für ein durchgängiges
Bildungssystem und ein gemeinsames Bildungsverständnis wäre dieser Schritt ein Meilenstein“, so Kapsch.
Weiters plädiere die IV dafür, die Frage des Unterstützungspersonals von der Frage der Organisationsform
bzw. der Cluster zu entkoppeln, denn: „Es braucht nicht nur in den Clustern, sondern an allen Schulen administrativen
Unterstützung zur Entlastung des pädagogischen Personals und Unterstützung durch multiprofessionelle
Teams“, sagt Kapsch.
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