21er Haus: Erwin Wurm - Performative Skulpturen

 

erstellt am
29. 05. 17
13:00 MEZ

Ausstellung von 2. Juni bis 10. September 2017
Wien (21er haus) - Mit Erwin Wurm präsentiert das 21er Haus eine der bedeutendsten Positionen der österreichischen Gegenwartskunst. Der international renommierte Künstler ist 2017 weltweit in mehreren großen Ausstellungen vertreten und bespielt neben Brigitte Kowanz den Österreichischen Pavillon auf der Biennale in Venedig. Im 21er Haus zeigt er seine Werkgruppe der Performativen Skulpturen.

Seit über 35 Jahren lotet Erwin Wurm die Grundbedingungen der Skulptur wie Masse, Volumen, Gewicht, Statik und Proportion aus. Er überspitzt diese kunstimmanenten Kategorien und stellt sie unseren gesellschaftspolitischen Normen und Wertvorstellungen gegenüber.

Die soziale und zeitliche Dimension der Skulptur definiert Erwin Wurm mit den One Minute Sculptures neu, indem er die Handlung zur Skulptur erklärt. Während der Bildhauer hier künstlerische Autorenschaft und Ausführung voneinander trennt, bringt er sie bei den Performativen Skulpturen wieder enger zusammen. Wurm legt bei dieser Werkgruppe selbst Hand an, indem er Modelle oder rohe Blöcke aus Ton attackiert und mit viel Körperkraft und teilweise auch mit Hilfsmitteln deformiert. Im Anschluss gießt der Künstler die geschundenen Modelle häufig in Bronze, Aluminium, Eisen oder Kunstharz ab, überzieht sie dann mit Farbe oder patiniert sie. Es entsteht ein spannungsgeladener Dialog zwischen der Urform des Materials und den Spuren des performativen Eingriffs. Der Körper wird dabei zum Material und Medium von Handlungsvollzügen.

Mit den Performativen Skulpturen begann Erwin Wurm bereits Anfang der 1990er-Jahre eine gänzlich neue Form des künstlerischen Ausdrucks zu entwickeln. Seit 2011 arbeitet der Künstler wieder verstärkt an diesem Werkblock, der im 21er Haus nun erstmals umfassend präsentiert wird. Ein Großteil der über 50 ausgestellten performativen Skulpturen und Plastiken ist eigens für diese Schau entstanden. Wurm überträgt hier Zornausbrüche in skulpturale Schaffensprozesse. Er überspitzt so das Prinzip der bildhauerischen Geste und persifliert sie.

Bei der Serie House Attack attackiert der Bildhauer Modelle von teils bekannten, teils anonymen Bauten, zu denen er einen persönlichen Bezug hat. So legt er sich etwa auf sein Elternhaus und deformiert es durch sein Körpergewicht, springt auf den Narrenturm, gräbt ein Loch ins Hochsicherheitsgefängnis Stammheim oder tritt gegen eine deutsche Bunkerarchitektur. Indem Häusertypen malträtiert werden, denen eine verhaltenskorrigierende Funktion eingeschrieben ist, wird der Akt der Zerstörung zur Rebellion gegen Angepasstheit und Regulierung. Ausgangspunkt einer weiteren Serie, genannt Beat and Treat, ist der rohe Industrie-Tonblock, an dem sich der Künstler austobt. Zwei zusätzliche Untergruppen der Performativen Skulpturen sind Furnitures und Objects. Bei den Furnitures fokussiert Wurm auf Einrichtungsgegenstände wie Sofa, Sessel, Liege, Kommode oder Kühlschrank. Die Objects gehen von Dingen wie Seifenspender, Wanduhr, Mobiltelefon, Maßband oder Pistole aus.

Als sichtbarer Vorbote der Ausstellung im 21er Haus wurde das 2016 für die Belvedere-Sammlung angekaufte Fat House vor dem Oberen Belvedere positioniert. Dort tritt es in einen spielerischen Dialog mit der barocken Architektur des Schlosses. In der begehbaren Skulptur hält eine Animation des übergewichtigen Hauses einen Monolog über den Sinn des Lebens, Kunst und Architektur. Eine unterhaltsame und ironische Reflexion über die Symptome unseres Wohlstands und eine Einladung, über existenzielle Fragen nachzudenken.

Die Ausstellung wird kuratiert von Severin Dünser und Alfred Weidinger.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.21erhaus.at

 

 

 

 

 

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