Lage der Milchbauern ist nach wie vor sehr angespannt

 

erstellt am
26. 05. 17
13:00 MEZ

Titschenbacher: Erzeugermilchpreise noch deutlich unter den Herstellungskosten
Graz (lk-stmk) - "Obwohl die Erzeugermilchpreise in den vergangenen Monaten etwas angezogen haben, liegen sie trotzdem noch deutlich unter den Herstellungskosten, was die Milchbauern sehr schmerzt und an den Rand ihrer Existenz drängt", informierte der steirische Landwirtschaftskammer-Präsident, Franz Titschenbacher, am 24.05. über die nach wie vor sehr angespannte Lage der heimischen Milchbauern. "Bereits das dritte Jahr in Folge haben sie einen massiven Preisdruck zu verkraften, bekommen sie im steirischen Schnitt gerade einmal 32,7 Cent/kg für die besonders hochwertige Vollmilch. Die traurige Folge: Im Schnitt schließen jährlich 3 bis 4% unserer Milchbauern für immer ihre Stalltür", gab Titschenbacher zu bedenken. Zum Weltmilchtag am 1. Juni kommen die steirischen Milchbäuerinnen und Milchbauern in die Landeshauptstadt, um die Bevölkerung über die Vorzüge frischer, gentechnikfreier Milch zu informieren.

Wer Billigstmilch kauft, schadet den Milchbauern
Magere 19,5 Cent bleiben den Milchbauern bei 1 l Haltbarmilch, die der Lebensmittelhandel derzeit um 59 Cent/Packung verschleudert, wenn jeder in der Versorgungskette seinen relativen Anteil erhält. Titschenbacher: "Hier spielen die Handelsketten mit Haus und Hof der heimischen Milchbauern." Diese hätten in den vergangenen Jahren alle Hausaufgaben gemacht, an allen Kostenschrauben, in tierfreundliche Ställe, Tierwohl und Tierschutz investiert. "In Österreich wird als weltweit einzigem Land 100% gentechnikfreie Milch angeboten, die zu 80% von Bergbauernhöfen stammt und von Bauern kommt, die die steilen Hänge unserer schönen Landschaft bewirtschaften wie auch pflegen", betonte Titschenbacher. Dieser Mehrwert an Qualität brauche Wertschätzung und dürfe auch etwas kosten, denn "höchste Qualität zu Schleuderpreisen bringt die Bauern an den Rand ihrer Existenz."

Gegen Lockangebote und ruinöse Preisdrückerei mit No-Name-Milch
"Der anhaltende Preissog von No-Name-Billigstmilch des Lebensmittelhandels ist dramatisch und lässt die Erzeugermilchpreise kaum steigen", so Titschenbacher. Mit Haltbarmilch und Billigsteigenmarken (64% Marktanteil) schufen die Handelsketten einen künstlichen Billigstmarkt schaffen, der einen enormen Run ausgelöst habe. In nur zwei Jahren - zwischen 2014 und 2016 - sei der Preis für Haltbarmilch von durchschnittlich 82 auf 69 Cent gefallen (-16%). Mittlerweile werde fast jedes zweite Haltbarmilch-Packerl (40%, steigende Tendenz) als Aktionsprodukt verschleudert. Titschenbacher dazu: "Haltbarmilch könnte mit gutem Gewissen mindestens 50 Cent teurer verkauft werden, da sie aus hochqualitativer Vollmilch und gentechnikfrei hergestellt wird." Würden Milch, Butter und Käse um nur 10 Cent mehr kosten, würde sich das pro Person und Jahr lediglich mit 30 Euro im Haushaltsbudget niederschlagen, gab der Präsident zu bedenken.

Herkunftskennzeichnung für Billigstmilch
Zwei von drei Milchpackerln (64%) verkauft der Lebensmittelhandel als No-Name-Billigstprodukt, obwohl den Konsumenten laut Umfragen die heimische Herkunft besonders wichtig ist. Das ist auch für die Produzenten ein Problem. Titschenbacher: "Es besteht die Gefahr, ausgetauscht und von ausländischer, nicht gentechnikfrei erzeugter Milch ersetzt zu werden." Um den Wunsch der Konsumenten zu erfüllen, zu wissen, woher die Milch im Billigstpackerl kommt, und um den Bauern Verlässlichkeit zu signalisieren, verlangen Landwirtschaftskammer und heimische Molkereien vom Lebensmittelhandel eine auf den ersten Blick gut lesbare sowie klare Herkunftskennzeichnung bei Haltbarmilch und Handelsmarken. Dass dies machbar ist, zeigt die Handelskette Hofer mit der Eigenmarke "Zurück zum Ursprung". So steht auf deren Milchpackerln beispielsweise "Murauer Bergbauernmilch".

100% gentechnikfrei ist weltweit einzigartig
Die österreichischen Milchbäuerinnen und -bauern liefern - weltweit einzigartig -ausschließlich gentechnikfrei erzeugte Milch an die Molkereien. Das verursacht bei den Landwirten zusätzliche Kosten und Aufwand durch höhere Futtermittelpreise, Kontrollkosten sowie bürokratischen Aufwand für exakte Dokumentation. Titschenbacher: "Die Preis-Kostenschere klafft ohnehin stark auseinander. Während die Betriebsmittelpreise gleich hoch bleiben, sind die Erzeugermilchpreise um satte 12% gefallen."

Rinderbauern pflegen schöne Landschaft im Wert von 220 Mio. Euro
"82% der Gäste kommen wegen der schönen Landschaft und der Natur, um sich zu erholen. Dass die Bauern diesen Erholungswert sichern und damit auch die abwechslungsreiche Landschaft mit Wiesen, Feldern, Weiden sowie Almen pflegen, wird grob unterschätzt oder oft gar nicht erkannt", führte Titschenbacher ins Treffen. "Allein die jährlichen Pflegekosten dieser knapp 205.000 ha Dauergrünland würden der öffentlichen Hand 220 Mio. Euro kosten, wenn es die Bauern nicht mehr tun würden", stellte der LK-Präsident fest.

"Wir haben gerade einmal unser Auskommen mit unserem Einkommen. Uns fehlt das Kapital, um in den Betrieb zu investieren und ihn für die nächste Generation lebensfähig weiterzugeben", berichtete Monika Täubl, Milchbäuerin aus Krieglach. "Ich mache mir große Sorgen, ob wir in Zukunft noch gesunde steirische Milch produzieren können. Milchwirtschaft ist 365 Tage im Jahr Verantwortung für die Tiere, für die schön gepflegte Landschaft und für unsere Generationen auf dem Hof", so Täubl.

Weltmilchtag am 1. Juni
Anlässlich des bevorstehenden Weltmilchtages am 1. Juni kommen die steirischen Milchbäuerinnen wie auch -bauern in die Landeshauptstadt und informieren über die Vorzüge frischer heimischer, gentechnikfreier Milchprodukte. So können sich die Grazer Konsumenten am Jakominiplatz (Steirerhofschleife), am Tummelplatz (vor dem Akademischen Gymnasium) und am Europaplatz (Abgang Annenpassage) mit natürlichen Energydrinks stärken. In den Städten der Mur-Mürz-Furche werden Milchbauern der Obersteirischen Molkerei den Kontakt zu den Konsumenten suchen. Im Ennstal geben die dortigen Milchbauern bei der Bevölkerung ein Stelldichein. Auch in Köflach gehen die Milcherzeuger am 3. Juni auf die Bevölkerung zu. Der internationale Tag der Milch findet 2017 zum 60. Mal in mehr als 30 Ländern statt.

 

 

 

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