Neues Direktionsduo Stella Rollig und Wolfgang Bergmann präsentiert Leitlinien
Wien (belvedere) - „Die häufigste Frage an Museumsverantwortliche ist, wie viele Menschen ein Museum
besuchen. Diese Frage ist berechtigt. Ich plädiere dennoch für einen Wechsel des Denkmusters. Wir müssen
uns fragen: Wie gehen die Menschen aus dem Museum wieder hinaus, was nehmen sie von ihrem Besuch mit?“, so umreißt
die neue künstlerische Direktorin des Belvedere, Stella Rollig, am 23.05. ihre Aufgabe und ihr Selbstverständnis.
Für sie ist das Museum ein „Kraftort“, der dazu einladen soll, innezuhalten und in Dialog mit der Kunst zu
treten. Die intensive Auseinandersetzung mit Kunst ist verbunden mit einer höheren Aufenthaltsqualität.
Die BesucherInnen sollen mehr Zeit im Haus verbringen, hier zur Ruhe kommen und Wissen und Erfahrungen mitnehmen,
die kein Reiseführer und kein anderes Medium bieten können.
Um ein neues Denken wird es auch in der neuen Positionierung des Research Centers und des digitalen Museums gehen.
„Das Belvedere wird zum Player in der nationalen und internationalen Forschungslandschaft, indem vernetzte Forschungsprojekte
konzipiert und realisiert werden“, beschreibt Rollig die Zukunft des Research Centers. Bergmann ergänzt für
das Digitale Museum: „So wie Radio nicht das Vorlesen einer Tageszeitung sein kann, darf man ein Digitales Museum
nicht auf einen virtuellen Rundgang reduzieren. Es gilt, die Institution Museum im Rahmen der digitalen Möglichkeiten
neu zu erfinden.“
Neuhängung im Oberen Belvedere und Schärfung des Profils im Unteren Belvedere
Rollig kündigt eine Neukonzeption und Neuhängung der Sammlung im Oberen Belvedere an: Eine frische,
spannungsreiche Hängung hat die Aktualisierung von Kunstgeschichte zum Ziel. Mit analogen und digitalen Medien
der Wissensvermittlung sollen den BesucherInnen im Ausstellungsraum umfassende Informationen über die Kunstwerke
und Werkkontexte zur Verfügung gestellt werden.
Im Unteren Belvedere und in der Orangerie werden weiterhin Wechselausstellungen präsentiert, wobei Stella
Rollig eine Schärfung der Epochenzuteilung ankündigt. Von der zeitlichen Spannweite werden die Ausstellungen
bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges reichen, inhaltlich sollen sie verstärkt neue Blickwinkel auf Themen,
Epochen und KünstlerInnen bieten.
Ein weiterer Schwerpunkt wird auf dem Werk und der Zeit von Gustav Klimt liegen, eine Verpflichtung für die
weltweit größte und berühmteste Gustav Klimt-Gemäldesammlung. Aber auch hier sind laut Stella
Rollig neue Zugänge zu suchen.
Neukonzeption 21er Haus
Die große Chance des 21er Haus liegt in seiner Programmierung als lebendige Kunsthalle mit interdisziplinären,
multimedialen Formaten und als sozialer Hotspot in einem urbanen Zukunftsgebiet. Dazu werden flexibel bespielbare,
großzügige Räume geschaffen. Das Obergeschoß wird auf seine ursprüngliche, offene
Form zurückgeführt. Als längerfristige Perspektive wird die Schaffung eines neuen Ausstellungsraums
im Tiefgeschoß angestrebt.
Das 21er Haus soll damit auch zum „Heimathafen“ der Wiener Kunstszene werden, in dem österreichische Kunst
seit den 1960er-Jahren im internationalen Kontext gezeigt und das Schaffen der „Jungen Szene“ vorgestellt wird.
Museum neu erleben
Fitnessprogramm und Neukonzeption der Infrastruktur
„Zur Realisierung der angestrebten Steigerung der Aufenthaltsqualität sind umfangreiche Maßnahmen
notwendig“, erläutert Wolfgang Bergmann die wirtschaftlichen Aspekte. „Aus aktueller Sicht muss festgehalten
werden, dass das Obere Belvedere für die Anforderungen des erfreulich starken BesucherInnenstroms in Punkto
Sicherheit, Klima und IT erst fit gemacht werden muss.“
Ziel ist es, den gesamten Themenbereich Ticketverkauf, Sicherheit, Garderobe, Zutritt zum Gebäude, Nassräume,
Gastronomie etc. neu zu konzipieren, um ein modernes, zeitgemäßes Besuchserlebnis garantieren zu können.
Gesamtensemble stärken und längere Öffnungszeiten
Bergmann setzt darauf, das Gesamtensemble, also Museum und Parkanlagen in den Museumsbesuch einzubeziehen.
Dabei wird die enge Kooperation mit Burghauptmannschaft und Bundesgärten gesucht.
Bereits im Sommer 2017 soll es erste Programme im Kammergarten geben, wie z.B. „Kunst & Freiluftkino“ bzw.
„Kunst & Picknick“. Bergmann verweist in diesem Zusammenhang auf das erfolgreiche Konzert der Band „Fehlfarben“,
das Anfang Mai im 21er Haus veranstaltet wurde und ebenfalls unter dem Aspekt einer Gesamtinszenierung zu sehen
ist.
Als erste unmittelbare Maßnahme kündigt Bergmann eine Verlängerung der Öffnungszeiten an.
Ab 1. Juli 2017 wird das Obere Belvedere durchgehend ab 9 Uhr geöffnet sein. „Dies ist insbesondere eine Einladung
an TouristInnen, den Tag im Belvedere zu beginnen.“ Eine Abendöffnung, die es bisher nur im Unteren Belvedere
und im 21er Haus mittwochs gab, wird es ebenfalls ab 1. Juli 2017 an allen Belvedere-Standorten einheitlich jeweils
am Freitag bis 21 Uhr geben.Im Zuge der Neukonzeption des 21er Haus sollen dort künftig ebenfalls längere
Öffnungszeiten gelten. Aktuell bleibt neben Freitag auch am Mittwoch bis 21 Uhr geöffnet.
Die stärkere Neuausrichtung auf die Interessen der BesucherInnen zeigt sich auch in der Aufhebung des allgemeinen
Fotografie-Verbots.
Museum neu kommunizieren
Eine Marke – viele Angebote
Derzeit wird der Begriff „Belvedere“ vor allem dem Oberen Belvedere zugerechnet. Die anderen Ausstellungsorte
sind bisher in den Hintergrund getreten. Künftig sollen unter der Dachmarke „Belvedere“ die verschiedenen
Ausstellungsorte deutlicher kommuniziert werden. Die Konzentration auf eine starke Marke wird wechselseitige positive
Imagetransfers und eine deutliche Stärkung des Gesamtauftritts bringen.
|