Oberösterreichs Agenda 21-Netzwerk als Bodenaufbereiter für neue Kooperationen
Linz (lk) - Am 23.05. hat Oberösterreichs Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer gemeinsam mit Landesrat
Rudi Anschober ins Landhaus zu einer Pressekonferenz geladen. Weitere ReferentInnen waren die Trendforscherin Kirsten
Brühl, der Bürgermeister von Scharnstein LAbg. Rudolf Raffelsberger, der Leiter der Oö. Zukunftsakademie
Dr. Johann Lefenda und DI Günther Humer, Leitstelle Agenda 21, Oö. Zukunftsakademie.
Trendforscherin Kirsten Brühl: "Ein neues Wir zählt zu den zentralen Megatrends, die unsere Zukunft
prägen werden." Zu diesem Schluss kommen verschiedene Zukunftsinstitute. Das Gottfried Duttweiler Institut
in Zürich spricht von einer durch die digitale Vernetzung entstehende "We-Dentity", der Zukunftsforscher
Peter Spiegel skizziert den gesellschaftlichen Umstieg von den Ich- zu den Wir-Qualitäten und das Zukunftsinstitut
in Frankfurt bezeichnet eine neue Wir-Kultur als treibenden Faktor einer künftigen Wirtschaft.
Die Ursachen dafür liegen in der Digitalisierung sowie in der zunehmenden Komplexität und Veränderungsgeschwindigkeit
unserer Gesellschaft. Neue Formen des Wir entstehen in vielen Teilen der Gesellschaft und der Wirtschaft. Für
Oberösterreich, das sich pro-aktiv in eine neuen Zeit bewegt, ist es von zentraler Bedeutung, Trends frühzeitig
zu erfassen, die damit verbundenen Chancen zu erkennen und konkrete Schritte zu setzen. Eine neue Wir-Kultur eröffnet
vor allem der lokalen und regionalen Ebene zahlreiche Möglichkeiten.
Das oö. Agenda 21-Netzwerk mit über 140 Gemeinden verbindet Zukunftsarbeit mit BürgerInnenbeteiligung
und bewirkt konkrete Projekte für ein neues Wir. Das reicht von einfachen Modellen der Nachbarschaftshilfe,
über FoodCoops und Bürgerratsprozesse bis zur digitalen BürgerInnenbeteiligung. Die Agenda 21-Gemeinde
Scharnstein zeigt mit mehr als 350 mitwirkenden Personen und über zehn konkreten Umsetzungsprojekten, dass
gemeinsames Gestalten vor Ort einen großen Mehrwert bewirken kann.
Trendforscherin Kirsten Brühl: Was ist das Neue an der "neuen Wir-Kultur"?
Die Trendforscherin Kirsten Brühl, die im Auftrag des Zukunftsinstituts die Studie "Die neue Wir-Kultur.
Wie Gemeinschaft zum treibenden Faktor einer künftigen Wirtschaft wird" erstellt hat, kommt zu dem Schluss:
"Wir werden in Zukunft in der Gesellschaft viele Beispiele von Selbstorganisation und neuen Kooperationen
sehen."
Das Thema "Wir" ist an sich nichts Neues. Neu sind allerdings der Stellenwert und die Ausprägungen,
die in vielen Bereichen von Gesellschaft und Wirtschaft sichtbar werden und die in ihrer Gesamtheit eine "neuen
Wir- Kultur" prägen. Brühl: "Wir haben es in Zukunft nicht nur mit institutionalisierten langfristigen
Formen von "Wir" zu tun, sondern auch mit temporären Zusammenschlüssen und kurzfristigen Kooperationen.
Die "Wir-Konstruktionen" werden insofern instabiler aber auch reichhaltiger."
Die wesentlichen Eckpfeiler einer neuen Wir-Kultur
Die Digitalisierung bewirkt einen Schub in Richtung "neues Wir". Nicht zuletzt dank sozialer Medien können
sich Interessensgemeinschaften schnell und dauerhaft zusammenschließen und für ihre Sache eintreten
(z.B. Online- Campaigning, Watch-Blogs)
Kollaboration und Ko-Kreation sind Innovationsmotoren. Für das Finden neuer Lösungen braucht es viele
verschiedene Fähigkeiten und Kompetenzen. Ein Großteil der verborgenen Wissens- und Kreativitätspotenziale
kann nur gemeinsam erschlossen werden. Neue kollaborative Methoden wie Open Innovation, Design Thinking, Future
Labs, Fab-Labs, Co-Creation-Dialoge etc. können Innovationen unterstützen.
Dem "neuen Wir" liegen unterschiedliche persönliche Motive zugrunde:
- um aus gemeinsamer Nutzung einen Vorteil zu ziehen (z.B. Coworking-Spaces, Co-Housing)
- aus Freude am Miteinander (z.B. lokale Nachbarschaftsnetze, Initiativen für
Gemeinschaftsgenuss)
- um sich für eine bessere Welt einzusetzen (z.B. Lifestyle-Gemeinschaften,
Essbare Stadt)
- oder in einer Kombination dieser drei Faktoren.
"Sharing Economy" birgt viele Chancen und braucht klare Regeln. Das wirtschaftlich organisierte, gemeinsame
Nutzen von Produkten und Dienstleistungen umfasst inzwischen viele Lebensbereiche, wie z.B. Wohnungen, Büros,
Autos, Kleider, Haushaltsgeräte, Reinigungskräfte, Zustelldienste, Filme, Musik etc. Um Fairness gegenüber
anderen AnbieterInnen zu gewährleisten braucht es Regeln, die Scheinselbständigkeit, Steuervermeidung
oder Umgehung von arbeitsrechtlichen Bestimmungen ausschließen.
Das Wir ist kein Widerspruch zum Ich. Das "neue Wir" wird nur möglich, wenn sich starke Individuen
auf Augenhöhe zusammenschließen. Ich und Wir ergänzen sich insofern. Allerdings werden wir in den
nächsten Jahren einen stärkeren Fokus auf die "Wir-Seite" erleben.
Landeshauptmann Thomas Stelzer: Welche Chancen bietet das "neue Wir" für OÖ?
Oberösterreich macht sich fit für eine neue Zeit. Als Land der Möglichkeiten gilt es, aus den aktuellen
Entwicklungen konkrete Chancen und Potenziale abzuleiten. Durch eine professionell organisierte Zukunftsarbeit
sollen Trends rechtzeitig erkannt und die damit verbundenen Chancen nutzbar gemacht werden.
Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer: "Mit der Oö. Zukunftsakademie verfügt das Land Oberösterreich
über eine Einrichtung, die systematisch auf der Suche nach neuen Zukunftsthemen und Entwicklungsmöglichkeiten
Ausschau hält und diese bestmöglich zur Umsetzung aufbereitet. Die in der Oö. Zukunftsakademie angesiedelte
inhaltliche Leitstelle der lokalen Agenda 21 hilft, diese Form der Zukunftsarbeit bis in die Lebensräume der
Menschen zu tragen und möglichst viele aktiv daran zu beteiligen." Die Kombination aus Trendscreening
und Zukunftsarbeit für das Land einerseits und die Koordination und Unterstützung kommunaler und regionaler
Zukunftsprozesse ist einzigartig in Österreich.
Für die Zukunft sieht Landeshauptmann Stelzer zwei große Gestaltungsfelder, die eng mit dem Thema "neue
Wir-Kultur" zusammenhängen: "Einerseits eröffnet die Digitalisierung vollkommen neue Möglichkeiten
der Kommunikation und Vernetzung. Andererseits braucht ein Land, wenn es erfolgreich sein will, ein ausgeprägtes
Wir-Bewusstsein und ein erlebbares Miteinander. Dies muss, obwohl wir in Oberösterreich einen starken Zusammenhalt
und ein hohes Maß an Freiwilligenengagement haben, immer wieder neu begründet und gestärkt werden."
Viele neue Wir-Modelle haben ihre Wurzeln in Städten, bieten aber gute Chancen für das Land. Das ist
auch für Landeshauptmann Stelzer eine Möglichkeit, die es verstärkt zu nutzen gilt: "Die Menschen
leben gerne in den ländlichen Regionen unseres Landes. Damit das auch künftig so bleibt und vor allem
die jungen Menschen hier eine Perspektive finden, müssen wir neben der Pflege traditioneller Wurzeln die moderne
und zukunftsorientierte Gestaltung der Lebensräume stärken."
Damit das neue Wir nicht nur eine Idee bleibt sondern Gestalt annimmt, braucht es Türöffner für
die Umsetzung. Beispiele dafür sind etwa die von der Zukunftsakademie herausgegebene Broschüre "Altersfreundliche
Lebensräume". Darin werden konkrete Ideen und Beispiele für eine altersgerechte Gestaltung ländlicher
Gemeinden angeführt. Das neu erstellte Handbuch "Modernes Leben und Wohnen" enthält 21 zukunftsorientierte
Wohnmodelle für junge Erwachsene im ländlichen Raum.
Als Breitenmodell für die Umsetzung einer neuen Wir-Kultur ist das Agenda 21- Netzwerk Oberösterreich
mit seinen 143 Gemeinden und 9 Regionen inzwischen in weiten Teilen unseres Landes wirksam. Landeshauptmann Stelzer:
"Zukunft findet immer vor Ort statt - dort wo die Menschen leben, wohnen und arbeiten. Nur wer den Wandel
mitgestalten kann, wird Veränderung positiv erleben. Agenda 21 ist mir daher ein großes Anliegen und
ich bin dankbar für die gute Zusammenarbeit mit LR Anschober, dem Regionalmanagement und den Gemeinden in
diesem gemeinsamen Vorhaben. Agenda 21 öffnet Beteiligungs- und Gestaltungsräume, damit die Bürgerinnen
und Bürger ihre Potenziale und Fähigkeiten vor Ort entfalten können."
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Landesrat Rudi Anschober: Lokale Beteiligung für eine gute Zukunft in OÖ
Immer mehr BürgerInnen wollen ihr Umfeld, ihre Gemeinde, ihr Oberösterreich aktiv mitgestalten und ein
aktives Miteinander stärken. Das Oö. Agenda 21- Fördermodell unterstützt die Gemeinden so,
dass sie über mehrere Jahre - von der Ideenfindung bis hin zu innovativen Modellprojekten oder Themennetzwerken
- aktiv sein können. Nachhaltigkeit und Beteiligung werden so Teil der Gemeindeentwicklung. Für die Unterstützung
und Betreuung des oö. Agenda 21- Netzwerkes steht in der Regionalmanagement OÖ GmbH ein eigener Fachbereich
"Nachhaltigkeit und Umwelt" zur Verfügung.
Landesrat Rudi Anschober: "In Oberösterreich ist BürgerInnenbeteiligung gut verankert. Ich bin stolz
auf die vielen Engagierten, die als VorreiterInnen ihre Lebensräume eigenverantwortlich mitgestalten. Die
zehn neuen Agenda 21- Gemeinden, die beim Netzwerktreffen ausgezeichnet wurden, zeigen, dass hier tolle Projekte
und eine neue Wir-Kultur vor Ort entstehen. Es freut mich besonders, dass mit verhältnismäßig wenig
Fördermitteln so viel Engagement und konkrete Projekte umgesetzt werden konnten. Damit ist die Agenda ein
Zukunftsmodell mit einem optimalen Preis-Leistungs-Verhältnis."
Folgende drei Schwerpunktaktivitäten des Agenda 21-Netzwerkes vermitteln beispielhaft, wie Agenda 21 einer
neuen Wir-Kultur den Boden aufbereiten kann:
- BürgerInnenräte: In diesem neuen Beteiligungsmodell erarbeiten 12-16
zufällig ausgewählte BürgerInnen auf Einladung des/der BürgermeistersIn konkrete Vorschläge
zu einem ausgewählten Thema. Die Ergebnisse werden in einem Bürgercafé öffentlich diskutiert.
In 22 Gemeinden dienten BürgerInnenräte als Einstieg und Impuls für Agenda 21-Prozesse. Auch das
- "Landesumweltprogramm" oder der "Masterplan Integration"
aus dem Ressort von LR Anschober sind mit Unterstützung von BürgerInnenräten entstanden.
- Foodcoops sind lokale Zusammenschlüsse von KonsumentInnen und ProduzentInnen
zur Versorgung mit regional produzierten Lebensmitteln. Im Rahmen der Aktion "Appetit auf Zukunft" haben
in den letzten zwei Jahren acht Agenda 21-Gemeinden oder -Regionen eigene Foodcoops aufgebaut.
- Gecko - Lehrgänge für regionale GestalterInnen: Eine Wir-Kultur braucht
MultiplikatorenInnen. Gecko-Lehrgänge vermitteln Kompetenzen für regionales Engagement. In den vergangenen
sechs Jahren wurden in allen Regionen Oberösterreichs mehr als 100 Personen ausgebildet, die inzwischen vor
Ort in vielen Projekten neue Impulse als Agenda-NetzwerkerInnen setzen.
Landesrat Anschober: "Im oö. Agenda 21-Netzwerk werden laufend neue Modellprojekte und Methoden entwickelt.
Das bringt Menschen zusammen und so kann eine ausgeprägte Wir-Kultur gelingen. Nicht jedes Projekt muss neu
erfunden werden, durch Netzwerk und Austausch werden Best Practise Beispiele weitergegeben, etwa beim Schwerpunkt
"Viel Projekt für wenig Geld". Hier werden 36 Modelle aus den Bereichen Miteinander und Umwelt aus
Gemeinden vorgestellt, die mit wenig finanziellen Mitteln fast überall wiederholt werden können, die
Bandbreite reicht von "Bücherzellen" über "Sozial-Gartl" bis hin zum
"Internationalen Spielefest" und "Von Frau zu Frau"."
Neues Wir, gelebt durch 10.000 Menschen aus der Zivilgesellschaft Paradebeispiel für das "Wir" in
Oberösterreich ist zudem auch der Integrationsbereich, wo sich seit Beginn der aktuellen Fluchtbewegung rund
10.000 HelferInnen in diversen Bereichen engagiert haben, aktuell vorwiegend bei der Integration, der Begegnung,
dem Miteinander.
LR Rudi Anschober: "Auch hier erleben wir tagtäglich aktives Zusammenrücken und Zusammenarbeiten.
Dies hat sich mittlerweile auch organisatorisch niedergeschlagen, nämlich durch das Netzwerk "ZusammenHelfen
in Oberösterreich" oder Steuerungsgruppen auf Landes-, Bezirks- und Gemeindeebene - eine breite Allianz
in allen Landesteilen!"
LAbg. Rudolf Raffelsberger, Bürgermeister der Gemeinde Scharnstein: Was bewirken Agenda 21-Prozesse
konkret? Modellgemeinde Scharnstein
Das Agenda 21-Netzwerk Oberösterreich freut sich über die kontinuierliche Erweiterung, intensive
BürgerInnenbeteiligung und vielfältige, zukunftsorientierte Projekte. Auch dieses Jahr zeichnet die Oö.
Zukunftsakademie beim Netzwerktreffen am 23. Mai 2017 jene Agenda 21-Gemeinden für ihr besonderes Zukunftsengagement
aus, die inzwischen ihr Zukunftsprofil erstellt und bereits mit der Umsetzung erster Projekte begonnen haben. Es
sind dies die Gemeinden Auerbach, Eberstalzell, Kirchdorf am Inn, Maria Neustift, Palting, Schardenberg, Scharnstein,
Steyregg und Wolfsegg. In Vöcklabruck wurde ein spezieller Jugendbeteiligungsprozess LUCY - "Level Up
Your City!" durchgeführt, welcher aufgrund des großen und vorbildlichen Engagements der Jugendlichen
ebenfalls ausgezeichnet wird.
In diesen zehn Gemeinden haben sich mehr als 1.600 BürgerInnen aktiv an den Agenda 21-Prozessen beteiligt.
110 Personen haben in den Kernteams Verantwortung für die Steuerung der Prozesse übernommen. In 70 Projektgruppen
und Arbeitskreisen wurden mehr als 80 Projekte und Aktivitäten gemeinsam entwickelt und umgesetzt.
Scharnstein zählt zu den erfolgreichsten Agenda 21-Gemeinden im Land. Bereits nach zwei Jahren engagierter
Prozessarbeit ergibt sich eine bemerkenswerte Zwischenbilanz: Ein Zukunftsprofil als Grundlage für künftige
Planungen und Aktivitäten, elf Umsetzungsprojekte und ein Vertiefungsprozess für eine "nachhaltige
Mitte". Der Agenda 21-Prozess soll allen BürgerInnen die Möglichkeit zur überparteilichen Mitarbeit
bieten. "WIR gestalten Scharnstein" ist das Motto. Kooperation und Zusammenhalt bilden den Kern der Arbeit.
Darin wurzelt auch die überdurchschnittlich hohe Beteiligungsquote der 350 Mitwirkenden.
Ein Agenda 21-Prozess ist vor allem durch gute und wirksame Projekte erfolgreich. Da ist in Scharnstein mit großem
Engagement vieles gelungen, wie folgende Beispiele zeigen:
- Im Jugendprojekt "We want you!" können junge BürgerInnen
ihre Ideen in und für Scharnstein einbringen und umsetzen (z.B. eine Scharnsteiner Zeitung von Jugendlichen
für Jugendliche, "Räume und Aktionen" für Jugendliche). Ein gutes soziales Netzwerk für
BürgerInnen in schwierigen Situationen aufzubauen, zählt zu den wichtigsten Aufgaben einer Gemeinde.
- Im Rahmen der Agenda 21 in Scharnstein stellte eine Arbeitsgruppe alle wichtigen
sozialen Anlaufstellen (Krankheit, Pflege, Familie,…) in einem Sozial- Wegweiser zusammen.
- Ein eigenes Impulskonzept "Scharnstein - Unsere Mitte" konkretisiert
die erarbeiteten Grundsätze für eine neue Gestaltung der Ortsmitte, hinsichtlich Architektur, Nachhaltigkeit,
Mobilität oder Kultur.
- Mit zufällig ausgewählten BürgerInnen wurde ein zweitägiger
BürgerInnenrat zum Thema "Alltagskultur auf Schritt und Tritt" durchgeführt. Die Ergebnisse
fließen in das Projekt "Historikum Scharnstein" ein, das die verschiedenen Museen und kulturellen
Angebote des Ortes zu einem neuen gemeinsamen Angebot verknüpft.
- Der Nahversorger-Gutschein ALMRO wurde gemeinsam mit den Nachbargemeinden Grünau
und St. Konrad entwickelt, ist inzwischen in 70 regionalen Betrieben einlösbar und stärkt die regionale
Wertschöpfung.
- Beim Projekt "Almtaler Obst hat Zukunft" geht es um den Erhalt der
naturnahen Kulturlandschaft im Almtal durch Bewusstseinsbildung und Pflege sowie durch gemeinsame Verarbeitung
und Vermarktung von lokalem Obst.
- Das im Agenda 21-Prozess entwickelte und aus Leader-Mitteln finanzierte Projekt
"Almtaler Natur:Dialoge führt in Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden verschiedene Interessentengruppen
wie GrundeigentümerInnen, Tourismus, Naturschutz, Fahrradinitiativen, NaturfreundInnen, Forstwirtschaft, Jagd
oder ReitervertreterInnen zusammen und erarbeitet ein Lösungsmodell für die unterschiedlichen Nutzungs-
und Schutzinteressen an der Natur- und Kulturlandschaft.
Ende 2016 wurde die Gemeinde Scharnstein vom Lebensministerium als österreichweite Agenda 21-Modellgemeinde
ausgezeichnet.
Bgm. Raffelsberger zu den Erfolgen von Scharnstein: "Aus meiner Sicht sind zwei Faktoren für das Gelingen
von Agenda 21-Prozessen entscheidend: Erstens, die breite, überparteiliche Einbindung von Bevölkerung,
Vereinen und Wirtschaftstreibenden. Die Politik und im Besonderen ich als Bürgermeister haben sich in der
Entscheidungsfindung möglichst herausgenommen, aber dort unterstützt, wo Hilfe konkret gefordert bzw.
gewünscht wurde und wird. Und zweitens ist es uns ein besonderes Anliegen, nicht nur Konzepte zu erarbeiten,
sondern die vielen Ideen in die Umsetzung zu führen und mit Leben zu erfüllen."
Zusammenfassend zeigt sich, dass die großen Trends für ein Bundesland vor allem dann Wirkung entfalten,
wenn es lokale Landeplätze für deren Umsetzung gibt. Das Agenda 21-Netzwerk OÖ wirkt als Experimentierraum
und Bodenaufbereiter für den Megatrend einer neuen Wir-Kultur, indem sich traditionelle Elemente des Freiwilligenengagements
und der Zusammenarbeit mit neuen Ansätzen und Methoden wie BürgerInnenräten, Sharing Economy-Modellen
und digitalen Plattformen verbinden.
Netzwerktreffen und neues Magazin 21
Das landesweite Agenda 21-Netzwerktreffen zum Thema "Die neuen Wir- Qualitäten" fand am 23.05. in
den Linzer Redoutensälen statt. Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer und Landesrat Rudi Anschober zeichneten
zehn aktive Agenda 21-Gemeinden aus. Die Trendforscherin Kirsten Brühl hielt das Leitreferat an diesem Abend.
Das neue Magazin 21 mit dem Titel "Auf dem Weg zu einer neuen Wir-Kultur" erschien ebenso am 23.05. in
einer Auflage von 4.000 Stück und enthält vertiefende Informationen zu diesem Thema und zu den ausgezeichneten
Gemeinden.
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