Homepage über Holocaustüberlebende und Widerstandskämpferin Rosa Jochmann im
Parlament präsentiert
Wien (pk) - Im Parlament wurde am Abend des 22.05. die neue Plattform präsentiert, die sich mit der
Person Rosa Jochmann und unserer unmittelbaren Geschichte auseinandersetzt. Die Internetseite sammelt Materialen
aus dem Nachlass der "Grande Dame" der Sozialdemokratie und bietet Informationen über ihr politisches
Engagement. Bei der Präsentation wurden Bilder von Jochmann gezeigt und die Schauspielerin Mercedes Echerer
las aus ihren Texten und Briefen.
Bures: Die Geschichten von Rosa Jochmann müssen weitergegeben werden
Nationalratspräsidentin Doris Bures unterstrich den Mut und die Hoffnung, die Rosa Jochmann während einer
Zeit der Armut und Ungewissheit in der österreichischen Bevölkerung der Nachkriegsjahre aufbrachte, um
ein neues Österreich aufzubauen. Rosa Jochmann lebte ihre Grundsätze der Internationalität und des
Aufeinander-Zugehens in den 20 Jahren als Nationalratsabgeordnete. Bures erinnerte sich an ihre Begegnungen mit
Rosa Jochmann und Käthe Sasso, deren Geschichten Bures als die prägendsten ihres politischen Lebens bezeichnete.
Die Nationalratspräsidentin mahnte, dass diese Geschichten vor allem auch an die Jungen weitergegeben werden
müssten, wofür die Homepage zu Jochmann wichtig sei. Der Kampf gegen den Faschismus ist auch heute eine
der wichtigsten politischen Aufgaben, sagte Bures und zitierte Rosa Jochmann mit den Worten: "Die Menschen
zum Denken zu bringen, zum Sehen und Hören zu bringen, das ist unsere Aufgabe."
"Rosa Jochmann war Täterin im guten Sinn"
Die Vertreter der ARGE NS-Opferverbände und WiderstandskämpferInnen Österreich, Gerhard Kastelic
und Johannes Schwantner, präsentierten den Gästen die neue Homepage. Kastelic strich die Leistungen hervor,
die Rosa Jochmann nach dem Zweiten Weltkrieg für den Wiederaufbau Österreichs geleistet hat. Er würdigte
Jochmann als "Täterin im guten Sinn", deren Erbe des Erinnerns, Gedenkens und Aufklärens weiterzuführen
er als seine Aufgabe sieht. Das diese Aufgabe auch heute eine wichtige ist, strich auch Schwantner hervor und trat
dafür ein, dass eine breite Front gegen "Hetzer" ankämpft, die Menschen verunglimpfen.
Michaela Maier vom Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung erzählte vom Leben Rosa Jochmanns,
das durch ihre Kindheit in einer Arbeiterfamilie geprägt war. Jochmann war zeitlebens stolz auf ihre Wurzeln,
betonte Maier, und ihre Karriere in der Politik der Nachkriegsjahre mache sie zurecht zur "Grande Dame"
der Sozialdemokratie. Die neue Webseite basiert auf wissenschaftlicher Forschung und zeigt Rosa Jochmann als Demokratin,
Sozialistin und Antifaschistin.
Die Überlebende des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück Rosa Jochmann (1901 – 1994) engagierte sich
als Zeitzeugin für den Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus und Faschismus. Die sozialdemokratische Politikerin
und Widerstandskämpferin war über die Landesgrenzen hinaus bekannt.
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