Am 30. Mai 2017 ging die Technologieausstellung „Sehen und Verstehen – Cyber Security“ des
AIT Austrian Institute of Technology am Vienna Tech Gate in ihre dritte Auflage.
Wien (ait) - An 27 Ständen präsentierten die österreichische Spitzenforschung gemeinsam mit
heimischen Top-Unternehmen mit globaler Marktpräsenz neueste Sicherheits- technologien, Dienstleistungen und
Produkte zu wichtigen und aktuellen Cyber Security-Herausforderungen. Den Abschluss des Events bildete eine hochkarätig
besetzte Podiumsdiskussion, zur der Helmut Leopold, Leiter des Centers für Digital Safety & Security am
AIT, Führungskräfte erfolgreicher österreichischer IT Security Unternehmen geladen hatte, um „Österreichische
Sicherheitstechnologien im Spannungsfeld heimischer Markt vs. globaler Markt“ zu verorten.
Grundtenor der rund einstündigen Diskussion war, dass österreichische Cyber Security Technologien international
vielfach hohes Ansehen genießen, leider jedoch im eigenen Land oft nur ungenügend in ihrer Exzellenz
wahrgenommen werden. Mit anderen Worten: „Österreich ist Weltspitze, aber hierzulande unbemerkt!” Es sind
vor allem mentale Dispositionen, „wonach der Prophet im eigenen Land nichts zählt“, die eine durchschlagende
Industrialisierung österreichischen Cyber Security Know-hows erschweren. Das nationale Bekenntnis muss über
die durchaus gut organisierte F&E-Förderung hinausgehen, um wirklich Märkte für die heimischen
Spitzenentwicklungen zu schaffen.
Ein gemeinsames Communiqué der Diskutanten ließe sich etwa wie folgt lesen: „Wir brauchen eine noch
stärkere Vernetzung der innovationsstarken Unternehmen mit der Forschung und wir dürfen international
keine Angst haben. Wir brauchen Mut, Zuversicht und Offenheit sowie große Investitionsleistungen des Staates
in Infrastrukturen und Werkzeuge der Informationssicherheit, in denen sich gelebte Verantwortung für die Herausforderungen
einer durch und durch digitalisierten Wirtschaft und Gesellschaft widerspiegelt.
Cyber Security made in Europe
Für Thomas Hoffmann, CEO Radar Services Smart IT Security GmbH, „überzeugen europäische Spitzenunternehmen
mit einem hohen Engineering-Geist und mit qualitativ hochwertigen Produkten von großer Service-Tiefe. Aber
Spitzentechnologie alleine ist nicht entscheidend. Für die internationale Aufstellung braucht es auch Marketing
und die Unterstützung österreichischer Behörden.“
Ähnlich sieht es auch Peter Oros, CEO Qualysoft Gruppe, dessen Unternehmen mit eGov- und Cloud Security-Lösungen
in Europa und Asien sehr erfolgreich ist: „Wir brauchen Exportunterstützung durch die Top-Politik, aber auch
eine größere Selbstvermarktung. Denn durch die immer komplexer werdende Vernetzung wird Cyber Security
zur wichtigsten Herausforderung sowohl im privaten, wie auch im beruflichen Umfeld. Für österreichische
IT-Firmen ist das nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine große Chance, sich mit ihren hervorragenden
Security-Lösungen auf dem Weltmarkt zu etablieren.“
Die IKARUS Security Software GmbH ist seit 30 Jahren erfolgreich in den Bereichen Malware-Protection und Information
Sharing sowie Content Security tätig. Auch in Japan genießt das Unternehmen große Wertschätzung.
Für CEO Josef Pichlmayr „fehlt jedoch noch immer die kritische Masse an Awareness für Cyber Security.“
Genau hier will die SEC Consult Unternehmensberatung GmbH Abhilfe schaffen. Das österreichische Unternehmen
beschäftigt an die 80 White-Hat-Hacker, um Kunden bei der Aufdeckung von Cyber Security-Schwachstellen zu
helfen. Selbst Hersteller im Silicon Valley vertrauen auf die Ansätze des Unternehmens für die Wahrnehmung
von Sicherheitsqualität. Markus Robin, General Manager von SEC Consult, fordert „bessere Rahmenbedingungen
und höhere Investitionsvolumina für die Umsetzung von Cyber Security in Österreich und auch eine
bessere Vorbereitung auf die nächstes Jahr in Kraft tretende DS-GVO bzw. die Umsetzung der NIS-Richtlinie
in nationales Recht.“
Aus Anwender-Perspektive weiß Matthias Tischlinger, Leiter Abteilung Data Services der Energie AG Oberösterreich
Telekom GmbH, wie bedeutend Cyber Security gerade für kritische Infrastrukturen wie Smart Grid ist. Sein Unternehmen
befindet sich in enger Zusammenarbeit mit der Forschung, so auch dem AIT und arbeitet konsequent in Richtung zukunftssichere
Smart Grid Systeme. „Massenmarkt-Systeme haben Sicherheitslücken, daher sind Offenheit gegenüber Bedrohungen
und ein Threat Information-Sharing zwischen den betroffenen Unternehmen eine wichtige Voraussetzung für eine
sichere Energie-Zukunft.“
Helmut Leopold wies einleitend auf die besondere Schwierigkeit der Forschung hin, die Entwicklungen antizipieren
muss. „Obwohl wir mit dem AIT dem Markt voraus sind und die industrielle Markteintrittszeit für viele Innovationen
halbieren könnten, lassen sich nicht sehr viele Industriepartner frühzeitig auf ein ‚offenes‘ Abenteuer
ein.“ Der Leiter des Centers für Digital Safety und Security am AIT ist aber überzeugt, „dass sich Österreich
bei High Tech-Unternehmen weltweit nicht zu verstecken braucht, Das akademische Know-how und die Ingenieur-Skills
sind da, Österreich ist Weltspitze. Gegen den Ur-Reflex, große internationale Marken zu kaufen, hilft
nur ein größeres Selbstbewusstsein.“ Helmut Leopold mahnte daher „mehr Mut ein, um für künftige
Herausforderungen mit neuen Lösungsansätzen der Software-Entwicklung gewappnet zu sein und damit echte
Marktplätze schaffen zu können.“
Spannende Impuls-Referate spannten flankierend zur Ausstellung einen weiten Bogen aktueller Security-Anforderungen
Der Bogen der Impulsreferate von AIT-ForscherInnen am Nachmittag war weit gespannt. Hochaktuelle Themenfelder
wie „Einblick in virtuelle Währungssysteme“ (Bernhard Haslhofer), „Smarte Verschlüsselung und Privacy
in der Cloud“ (Stephan Krenn), „Modeling and validating security requirements for resilient critical infrastructures“
(Paul Smith), „Sicherheit im öffentlichen Raum“ (Bernhard Strobl), „Multimodales Sensorsystem zur Ereigniserkennung
an öffentlichen Plätzen (Martin Litzenberger), „Intelligente Erkennung und Lokalisierung radioaktiver
Bereiche aus der Luft“ (Michael Hofstätter) und „AIT-Technologien für das Krisen- und Katastrophenmanagement“
(Maria Egly) zeigten, wie universell das AIT seinen Kompetenzaufbau auf diesem Sektor aus- und angelegt hat. Interessierte
BesucherInnen der Technologie-Ausstellung hatten im Anschluss an diese Impulsreferate Gelegenheit, die vorgestellten
AIT-Entwicklungen von ForscherInnen im Detail erklärt zu bekommen.
Die Ausstellung selbst wurde in Ergänzung zu 12 Informationsständen des AIT von namhaften Cyber Security-Unternehmen
und Forschungspartnern des Instituts beschickt: Huemer IT Solution Ges.m.b.H., Thales Austria GmbH, CyberTrap Software
GmbH, Ardexa, SBA Research GmbH, RadarServices Smart IT-Security GmbH, Wirtschaftsagentur Wien, DigitalCity Wien,
Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG, KIRAS‘ Sicherheitsforschungsprogramm des Bundesministeriums
für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit), LieberLieber Software GmbH, RIEGL Laser Measurement Systems
GmbH, IKARUS Security Software GmbH und T-Systems Austria GesmbH.
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