Die Einzelausstellung Angst von Renate Bertlmann im FOTOHOF versammelt Fotoarbeiten, Videos
und installative Inszenierungen aus vier Jahrzehnten – 9. Juni - 5. August 2017
Salzburg (fotohof) - Die Auswahl folgt der Logik ihres umfangreichen multimedialen feministisch-subversiven
Werks angewandt auf Fragen der Zeit. Der ursprüngliche und zugunsten von Angst aufgegebene Titel Rape bezog
sich auf mehrere Arbeiten von Bertlmann: auf Fotoarbeiten der letzten Jahre (z.B. Braut und Bräutigam, 2013)
wie auch auf fundamentale Serien der 1970er Jahre, zB. Renée ou René (Rape) von 1977, die über
den erotischen Reiz von Dominanz- und Submissionsritualen hinaus generell den Gewaltanteil im gesellschaftlichen
Verhältnis der Geschlechter thematisieren.
Angst fasst in der räumlichen Kombination von Fotografien, Videos und Objekten, immer wieder auch hinter-
und abgründig erotisch aufgeladen, eine verbreitete Lust an der Angst vor dem anderen als gesellschaftliche
Befindlichkeit ambivalent zusammen.
"Renate Bertlmann hat sich einem rebellischen Geist verschrieben. Nahezu obsessiv verweist ihre Kunst auf
unsere Körper, dringt zu deren intimen Zonen vor und gibt ihnen eine Stimme. Sexualität, Berührung
und Verdrängtes hebt sie hervor und macht diese zur Bühne ihres künstlerischen Agierens. Nach Sigmund
Freud ist die Befriedigung hemmungslosen Triebanspruchs mit dem Realitätsprinzip einer zivilisierten Gesellschaft
letztlich unvereinbar, aus diesem Spannungsverhältnis nährt sich Bertlmanns Kunst. Es gelingt ihr, das
Lustprinzip aus allen Poren herauszulocken und damit dem Realitätsprinzip die Stirn zu bieten. Es geht in
ihrer Kunst um nichts Geringeres als die Erschaffung eines kósmos (altgriech. Weltordnung), nämlich
des kósmos AMO ERGO SUM (ich liebe also bin ich), den sie seit rund 50 Jahren in den Bereichen Pornografie,
Ironie und Utopie entfaltet."
(Gabriele Schor: Amo ergo sum. In: Renate Bertlmann.- München: Prestel 2016, S. 9
Renate Bertlmann, *1943 in Wien; lebt und arbeitet in Wien. Sie erhält 2017 den Großen Österreichischen
Staatspreis, der jährlich für ein künstlerisches Lebenswerk verliehen wird.
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