Forschungs- und Technologiebericht 2017 stellt Ergebnisse der FTI-Strategie dar
Wien (pk) - Die österreichische Bundesregierung hat im März 2011 ihre Strategie für Forschung,
Technologie und Innovation (FTI-Strategie) formuliert. Österreich will damit in die Gruppe der sogenannten
Innovationsführer vorstoßen. Über den Stand der Umsetzung der Strategie legen das BMWFW und des
BMVIT jährlich einen Bericht vor. Laut dem Österreichischen Forschungs- und Technologiebericht für
2017 ( III-403 d.B.) wurden durch die FTI-Strategie in einigen Bereichen wesentliche Impulse zu Veränderungen
gesetzt. So weist Österreich weiterhin eine überdurchschnittliche F&E-Quote auf und zählt nun
zur Gruppe der forschungsintensivsten Länder. Seit 2008 konnte Österreich auch in internationalen Innovationsrankings
einige Plätze vorrücken, doch ist dieser Aufholtrend seit 2014 wieder ins Stocken geraten. Österreich
liegt mit seinem Innovationssystem damit im guten Mittelfeld der hoch entwickelten Industriestaaten, konnte aber
in einem stark kompetitiven internationalen Umfeld nicht näher an die Gruppe der Innovationsführer herankommen.
Globalschätzung der F&E-Ausgaben rechnet mit Zuwachs für 2017
Gemäß der aktuellen Globalschätzung der Statistik Austria mit Stand April 2017 werden die gesamten
Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) im Jahr 2017 voraussichtlich 11,33 Mrd. € betragen. Dies
würde einen Anstieg im Vergleich zum Jahr 2016 um 419,3 Mio. € bzw. 3,8% bedeuten und damit einen leichten
Anstieg der geschätzten F&E-Quote (Bruttoinlandsausgaben für F&E im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt)
um 0,02 Prozentpunkte auf 3,14%. Das entspricht in etwa dem Niveau der Vorjahre. Schon für 2015 und 2016 lag
die österreichische F&E-Quote bei 3,12% und damit über dem europäischen Zielwert von 3%. Der
erwartete Anstieg liegt auch über dem erwarteten Zuwachs des BIP von 3,3%.
Im EU-Vergleich lag Österreich mit seiner Forschungsquote 2015 (dem letzten Jahr, für das internationale
Vergleichszahlen verfügbar sind) an zweiter Stelle hinter Schweden (3,26%) und vor Dänemark (3,03%),
Finnland (2,90%) und Deutschland (2,87%). Die durchschnittliche Forschungsquote der EU-28 lag 2015 bei 2,03%.
Der öffentliche Sektor finanziert im Jahr 2017 voraussichtlich 36,0% der österreichischen F&E-Ausgaben,
wovon der größte Beitrag (30,4%) auf den Bund entfällt. Dieser weist auch den höchsten prognostizierten
Ausgabenanstieg im Vergleich zum Vorjahr auf, ein Plus von 178,3 Mio. € bzw. 5,5%. Zurückgeführt wird
die Steigerung im Wesentlichen auf die Erhöhung der F&E-Prämie, also die Absetzbarkeit steuerlich
anerkannter F&E-Ausgaben der Unternehmen, von 10% auf 12% im Jahr 2016. 2017 ist mit einem Mehraufwand des
Bundes für erstattete Ausgaben von ca. 100 Mio. € zu rechnen, womit die F&E-Finanzierung des Bundes 2017
voraussichtlich auf 3,44 Mrd. € steigt.
Der Finanzierungsbeitrag der Bundesländer wird auf 514,5 Mio. € geschätzt, ein Zuwachs im Vergleich zum
Jahr 2016 um rd. 4,3% bzw. 21,4 Mio. €. Auf sonstige öffentliche Einrichtungen wie Gemeinden, Kammern und
Sozialversicherungsträger entfallen 121,9 Mio. €, was ein erwartetes Plus von 2,7% bzw. 3,2 Mio. € zusätzlich
bedeutet. Insgesamt umfasst der öffentliche Finanzierungsanteil im Verhältnis zum BIP somit voraussichtlich
1,1%.
Steigendes Finanzierungsvolumen des Unternehmenssektors
Der Unternehmenssektor bleibt jedoch weiterhin der wichtigste Finanzierungssektor, mit einem geschätzten Anteil
an den F&E-Gesamtausgaben von 48,2%. Dies entspricht einem voraussichtlichen Finanzierungsvolumen von 5,5 Mrd.
€, bzw. einem Zuwachs von 3,1% bzw. 163,1 Mio. €. Der Unternehmenssektor finanziert damit im Jahr 2017 F&E
im Ausmaß von geschätzten 1,5% des BIP.
Ein ähnlich hoher Zuwachs, um 3,1% bzw. 52 Mio. €, wird auch beim Finanzierungsbeitrag des Auslands erwartet.
Er soll auf 1,74 Mrd. € für 2017 steigen, was 15,4 % der F&E-Ausgaben bzw. 0,5 % des BIP entspricht. Dieser
Beitrag umfasst zum größten Teil die Finanzierung von F&E durch ausländische Unternehmen in
ihren heimischen Tochterunternehmen, aber auch Rückflüsse aus den EU-Forschungsprogrammen. Weiterhin
nur geringe Bedeutung hat der private gemeinnützige Sektor mit vorrausichtlich 51 Mio. € oder 0,4% Anteil
der F&E-Ausgaben. Auch dieser Sektor kann jedoch einen leichten Zuwachs von 2,9% bzw. 1,4 Mio. € erreichen.
Stagnieren Österreichs in internationalen Innovationsrankings
Österreich hat in den vergangenen Jahren die Leistungen in Forschung und Technologie gesteigert und ist damit
im Bestreben, in die Gruppe der Innovation Leader vorzustoßen, vorangekommen. Beim zentralen Indikator, der
gesamtwirtschaftlichen F&E-Quote, erreichte Österreich im Jahr 2015 weltweit den fünfthöchsten
Wert und den zweithöchsten Wert in der EU-28. Diese Erfolge bilden gleichzeitig die Basis, um in einem nächsten
Schritt die Innovationsergebnisse zu steigern, sowohl in Form von zusätzlicher Wertschöpfung in forschungs-
und wissensintensiven Branchen als auch von verbesserten Marktpositionen der österreichischen Wirtschaft,
hält der Bericht fest.
Auch bei anderen zentralen Indikatoren, etwa der Zahl der Patentanmeldungen, zeigten sich in den vergangenen Jahren
deutliche Verbesserungen und ein Aufholprozess. Die Steigerungen bei wissenschaftlichen Publikationen haben aber
nicht ausgereicht, um den Abstand zu den führenden Ländern zu verringern. Geht man von den Indikatoren
des European Innovation Scoreboard (EIS) aus, die ein breiteren Blick auf die Innovationsfähigkeit eines Landes
bieten und auch Rahmenbedingungen wie Bildung sowie die Marktergebnisse von Innovationen miteinbeziehen, so hat
Österreich seit 2008 den Abstand zu den führenden Ländern fast halbiert. Allerdings war hier seit
2014 kein deutlicher Aufholtrend mehr festzustellen. In internationalen Innovationsrankings, die eine große
Zahl von Indikatoren einbeziehen, befindet sich Österreich weiterhin im Mittelfeld der hoch entwickelten Industrieländer,
konnte sich aber der Gruppe der Innovationsführer nicht weiter annähern.
Das Vorstoßen Österreichs unter die forschungsintensivsten Länder zeige, dass mit einer langfristig
orientierten Strategie und erheblichen Anstrengungen von Wirtschaft und Staat auch messbare Erfolge erzielt werden
können, lautet eine zentral Schlussfolgerung des Forschungs- und Technologieberichts 2017. Jedoch sei unter
Berücksichtigung verschiedener anderer Indikatoren in den letzten Jahren keine ausgeprägte Aufholdynamik
mehr erkennbar. Die Autorinnen des Berichts verweisen darauf, dass in einem internationalen Umfeld, in dem alle
hoch entwickelten Industrieländer auf eine Stärkung ihrer Innovationskraft setzen, Verbesserungen innerhalb
dieser Ländergruppe nicht rasch zu erreichen und auch nicht notwendigerweise von Dauer sind. Um die erreichte
Position abzusichern, bedürfe es eines langen Atems und fortgesetzter Investitionen.
Neue Innovationsparadigmen im Zuge der Digitalisierung
Ein Schwerpunkt des heurigen Berichts ist die Entwicklung neuer Innovationsparadigmen und deren Bedeutung für
Österreich. Entwicklungen, die sich in den Bereichen Forschung, Unternehmen und Arbeitsmarkt als Folge der
Digitalisierung und einer zunehmenden F&E- und Wissensintensität ergeben, werden umfassend dargestellt
und diskutiert. Dazu gehören etwa Open Innovation, das auf kollaborative, nutzergetriebene Innovation bzw.
Crowdsourcing setzt. Unternehmen, die Open-Innovation-Strategien verfolgen, investieren im Durchschnitt auch mehr
in Forschung und Entwicklung. Dabei liegen im europäischen Vergleich österreichische Unternehmen bei
der Nutzung von Open Innovation in Form der Öffnung des Beschaffens und Verwertens von geistigem Eigentum
besonders weit vorne. Der Bericht spricht auch einen von der FTI-Politik in vielen Ländern diskutierten Bereich
an, nämlich die Förderung von so genannten "radikalen Innovationen". Als neues Innovationsparadigma
gewinnt auch das Konzept "Responsible Research and Innovation (RRI)" zunehmend an Bedeutung. RRI benennt
unterschiedliche Aspekte wie Partizipation, Offenheit, Ethik und Gender, nach denen Forschung und Innovation verantwortungsvoll
und gesellschaftlichen Ansprüchen entsprechend betrieben werden soll, und versucht, diese Anforderungen in
konkrete Forschungsaktivitäten zu integrieren.
Weiters wird die Entwicklung der österreichischen Position im europäischen Forschungsraum (European Research
Area – ERA) beleuchtet und vor dem Hintergrund der nationalen ERA Roadmap analysiert. Der Befund fällt hier
uneinheitlich aus: Österreich liegt zwar in einzelnen Bereich an der europäischen Spitze (wie etwa hinsichtlich
der Qualität der Projektanträge bei Horizon 2020 oder der Innovationskooperation von Wissenschaft und
Wirtschaft), hat aber auch spezifische Schwachstellen, etwa bei der Gendergleichheit.
Dem Bericht liegt auch der Jahresbericht des Austrian Council zur wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit
Österreichs 2017 bei. Der Austrian Council berät die Bundesregierung in der Umsetzung der FTI-Strategie
und gibt Empfehlungen ab. Ergänzt wird die Darstellung der österreichischen Anstrengungen für Forschung
und Entwicklung durch den Jahresbericht 2017 der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG.
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