Österreich gehört zu Ländern
 mit höchster Forschungsintensität

 

erstellt am
12. 06. 17
13:00 MEZ

Forschungs- und Technologiebericht 2017 stellt Ergebnisse der FTI-Strategie dar
Wien (pk) - Die österreichische Bundesregierung hat im März 2011 ihre Strategie für Forschung, Technologie und Innovation (FTI-Strategie) formuliert. Österreich will damit in die Gruppe der sogenannten Innovationsführer vorstoßen. Über den Stand der Umsetzung der Strategie legen das BMWFW und des BMVIT jährlich einen Bericht vor. Laut dem Österreichischen Forschungs- und Technologiebericht für 2017 ( III-403 d.B.) wurden durch die FTI-Strategie in einigen Bereichen wesentliche Impulse zu Veränderungen gesetzt. So weist Österreich weiterhin eine überdurchschnittliche F&E-Quote auf und zählt nun zur Gruppe der forschungsintensivsten Länder. Seit 2008 konnte Österreich auch in internationalen Innovationsrankings einige Plätze vorrücken, doch ist dieser Aufholtrend seit 2014 wieder ins Stocken geraten. Österreich liegt mit seinem Innovationssystem damit im guten Mittelfeld der hoch entwickelten Industriestaaten, konnte aber in einem stark kompetitiven internationalen Umfeld nicht näher an die Gruppe der Innovationsführer herankommen.

Globalschätzung der F&E-Ausgaben rechnet mit Zuwachs für 2017
Gemäß der aktuellen Globalschätzung der Statistik Austria mit Stand April 2017 werden die gesamten Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) im Jahr 2017 voraussichtlich 11,33 Mrd. € betragen. Dies würde einen Anstieg im Vergleich zum Jahr 2016 um 419,3 Mio. € bzw. 3,8% bedeuten und damit einen leichten Anstieg der geschätzten F&E-Quote (Bruttoinlandsausgaben für F&E im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt) um 0,02 Prozentpunkte auf 3,14%. Das entspricht in etwa dem Niveau der Vorjahre. Schon für 2015 und 2016 lag die österreichische F&E-Quote bei 3,12% und damit über dem europäischen Zielwert von 3%. Der erwartete Anstieg liegt auch über dem erwarteten Zuwachs des BIP von 3,3%.

Im EU-Vergleich lag Österreich mit seiner Forschungsquote 2015 (dem letzten Jahr, für das internationale Vergleichszahlen verfügbar sind) an zweiter Stelle hinter Schweden (3,26%) und vor Dänemark (3,03%), Finnland (2,90%) und Deutschland (2,87%). Die durchschnittliche Forschungsquote der EU-28 lag 2015 bei 2,03%.

Der öffentliche Sektor finanziert im Jahr 2017 voraussichtlich 36,0% der österreichischen F&E-Ausgaben, wovon der größte Beitrag (30,4%) auf den Bund entfällt. Dieser weist auch den höchsten prognostizierten Ausgabenanstieg im Vergleich zum Vorjahr auf, ein Plus von 178,3 Mio. € bzw. 5,5%. Zurückgeführt wird die Steigerung im Wesentlichen auf die Erhöhung der F&E-Prämie, also die Absetzbarkeit steuerlich anerkannter F&E-Ausgaben der Unternehmen, von 10% auf 12% im Jahr 2016. 2017 ist mit einem Mehraufwand des Bundes für erstattete Ausgaben von ca. 100 Mio. € zu rechnen, womit die F&E-Finanzierung des Bundes 2017 voraussichtlich auf 3,44 Mrd. € steigt.

Der Finanzierungsbeitrag der Bundesländer wird auf 514,5 Mio. € geschätzt, ein Zuwachs im Vergleich zum Jahr 2016 um rd. 4,3% bzw. 21,4 Mio. €. Auf sonstige öffentliche Einrichtungen wie Gemeinden, Kammern und Sozialversicherungsträger entfallen 121,9 Mio. €, was ein erwartetes Plus von 2,7% bzw. 3,2 Mio. € zusätzlich bedeutet. Insgesamt umfasst der öffentliche Finanzierungsanteil im Verhältnis zum BIP somit voraussichtlich 1,1%.

Steigendes Finanzierungsvolumen des Unternehmenssektors
Der Unternehmenssektor bleibt jedoch weiterhin der wichtigste Finanzierungssektor, mit einem geschätzten Anteil an den F&E-Gesamtausgaben von 48,2%. Dies entspricht einem voraussichtlichen Finanzierungsvolumen von 5,5 Mrd. €, bzw. einem Zuwachs von 3,1% bzw. 163,1 Mio. €. Der Unternehmenssektor finanziert damit im Jahr 2017 F&E im Ausmaß von geschätzten 1,5% des BIP.

Ein ähnlich hoher Zuwachs, um 3,1% bzw. 52 Mio. €, wird auch beim Finanzierungsbeitrag des Auslands erwartet. Er soll auf 1,74 Mrd. € für 2017 steigen, was 15,4 % der F&E-Ausgaben bzw. 0,5 % des BIP entspricht. Dieser Beitrag umfasst zum größten Teil die Finanzierung von F&E durch ausländische Unternehmen in ihren heimischen Tochterunternehmen, aber auch Rückflüsse aus den EU-Forschungsprogrammen. Weiterhin nur geringe Bedeutung hat der private gemeinnützige Sektor mit vorrausichtlich 51 Mio. € oder 0,4% Anteil der F&E-Ausgaben. Auch dieser Sektor kann jedoch einen leichten Zuwachs von 2,9% bzw. 1,4 Mio. € erreichen.

Stagnieren Österreichs in internationalen Innovationsrankings
Österreich hat in den vergangenen Jahren die Leistungen in Forschung und Technologie gesteigert und ist damit im Bestreben, in die Gruppe der Innovation Leader vorzustoßen, vorangekommen. Beim zentralen Indikator, der gesamtwirtschaftlichen F&E-Quote, erreichte Österreich im Jahr 2015 weltweit den fünfthöchsten Wert und den zweithöchsten Wert in der EU-28. Diese Erfolge bilden gleichzeitig die Basis, um in einem nächsten Schritt die Innovationsergebnisse zu steigern, sowohl in Form von zusätzlicher Wertschöpfung in forschungs- und wissensintensiven Branchen als auch von verbesserten Marktpositionen der österreichischen Wirtschaft, hält der Bericht fest.

Auch bei anderen zentralen Indikatoren, etwa der Zahl der Patentanmeldungen, zeigten sich in den vergangenen Jahren deutliche Verbesserungen und ein Aufholprozess. Die Steigerungen bei wissenschaftlichen Publikationen haben aber nicht ausgereicht, um den Abstand zu den führenden Ländern zu verringern. Geht man von den Indikatoren des European Innovation Scoreboard (EIS) aus, die ein breiteren Blick auf die Innovationsfähigkeit eines Landes bieten und auch Rahmenbedingungen wie Bildung sowie die Marktergebnisse von Innovationen miteinbeziehen, so hat Österreich seit 2008 den Abstand zu den führenden Ländern fast halbiert. Allerdings war hier seit 2014 kein deutlicher Aufholtrend mehr festzustellen. In internationalen Innovationsrankings, die eine große Zahl von Indikatoren einbeziehen, befindet sich Österreich weiterhin im Mittelfeld der hoch entwickelten Industrieländer, konnte sich aber der Gruppe der Innovationsführer nicht weiter annähern.

Das Vorstoßen Österreichs unter die forschungsintensivsten Länder zeige, dass mit einer langfristig orientierten Strategie und erheblichen Anstrengungen von Wirtschaft und Staat auch messbare Erfolge erzielt werden können, lautet eine zentral Schlussfolgerung des Forschungs- und Technologieberichts 2017. Jedoch sei unter Berücksichtigung verschiedener anderer Indikatoren in den letzten Jahren keine ausgeprägte Aufholdynamik mehr erkennbar. Die Autorinnen des Berichts verweisen darauf, dass in einem internationalen Umfeld, in dem alle hoch entwickelten Industrieländer auf eine Stärkung ihrer Innovationskraft setzen, Verbesserungen innerhalb dieser Ländergruppe nicht rasch zu erreichen und auch nicht notwendigerweise von Dauer sind. Um die erreichte Position abzusichern, bedürfe es eines langen Atems und fortgesetzter Investitionen.

Neue Innovationsparadigmen im Zuge der Digitalisierung
Ein Schwerpunkt des heurigen Berichts ist die Entwicklung neuer Innovationsparadigmen und deren Bedeutung für Österreich. Entwicklungen, die sich in den Bereichen Forschung, Unternehmen und Arbeitsmarkt als Folge der Digitalisierung und einer zunehmenden F&E- und Wissensintensität ergeben, werden umfassend dargestellt und diskutiert. Dazu gehören etwa Open Innovation, das auf kollaborative, nutzergetriebene Innovation bzw. Crowdsourcing setzt. Unternehmen, die Open-Innovation-Strategien verfolgen, investieren im Durchschnitt auch mehr in Forschung und Entwicklung. Dabei liegen im europäischen Vergleich österreichische Unternehmen bei der Nutzung von Open Innovation in Form der Öffnung des Beschaffens und Verwertens von geistigem Eigentum besonders weit vorne. Der Bericht spricht auch einen von der FTI-Politik in vielen Ländern diskutierten Bereich an, nämlich die Förderung von so genannten "radikalen Innovationen". Als neues Innovationsparadigma gewinnt auch das Konzept "Responsible Research and Innovation (RRI)" zunehmend an Bedeutung. RRI benennt unterschiedliche Aspekte wie Partizipation, Offenheit, Ethik und Gender, nach denen Forschung und Innovation verantwortungsvoll und gesellschaftlichen Ansprüchen entsprechend betrieben werden soll, und versucht, diese Anforderungen in konkrete Forschungsaktivitäten zu integrieren.

Weiters wird die Entwicklung der österreichischen Position im europäischen Forschungsraum (European Research Area – ERA) beleuchtet und vor dem Hintergrund der nationalen ERA Roadmap analysiert. Der Befund fällt hier uneinheitlich aus: Österreich liegt zwar in einzelnen Bereich an der europäischen Spitze (wie etwa hinsichtlich der Qualität der Projektanträge bei Horizon 2020 oder der Innovationskooperation von Wissenschaft und Wirtschaft), hat aber auch spezifische Schwachstellen, etwa bei der Gendergleichheit.

Dem Bericht liegt auch der Jahresbericht des Austrian Council zur wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit Österreichs 2017 bei. Der Austrian Council berät die Bundesregierung in der Umsetzung der FTI-Strategie und gibt Empfehlungen ab. Ergänzt wird die Darstellung der österreichischen Anstrengungen für Forschung und Entwicklung durch den Jahresbericht 2017 der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
https://www.parlament.gv.at

 

 

 

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