Creditreform KMU-Umfrage im Frühjahr 2017

 

erstellt am
12. 06. 17
13:00 MEZ

Geschäftsklima im österreichischen Mittelstand so gut wie seit 2012 nicht mehr, Optimismus ist angesagt
Wien (creditreform) - Die Creditreform Wirtschafts- und Konjunkturforschung hat im Frühjahr 2017 an die 1.700 österreichische Klein- und Mittelunternehmen nach der aktuellen Wirtschaftslage und den Ausblicken für die kommenden sechs Monate befragt. Die Konjunktur im Euroraum wie in Österreich zieht weiter an. Nach einigen mageren Jahren ist nun auch die österreichische Wirtschaft wieder im Aufwind, was sie unter anderem der starken Binnennachfrage zu verdanken hat. „Der Mittelstand in Österreich hat sich spürbar erholt und schaut optimistisch in die Zukunft“, fasst Gerhard Weinhofer, Mitglied der Geschäftsleitung von Creditreform die Situation zusammen. Geschäftslage- und Erwartungsindex liegen beide deutlich über dem Vorjahresergebnis. Die Konjunktur hatte bereits im vergangenen Herbst langsam Fahrt aufgenommen, um dann im Frühjahr noch mal ordentlich Gas zu geben.

Ein Blick aufs Creditreform Klimabarometer – das Stimmungsbild der österreichischen KMU – genügt, um den bedeutenden Aufschwung des österreichischen Mittelstands vor Augen zu haben. Die Talsohle ist überwunden: Binnen zwölf Monaten legte der Index um 14,3 Zähler zu und notiert heuer bei 16,6 Punkten (Vorjahr: 2,3 Punkte) – so viel wie seit Jahren nicht mehr. Einhergehend mit der generellen Erholung der Wirtschaftskonjunktur in Österreich zeigt die Grafik anschaulich den im Frühjahr 2016 einsetzenden Aufwärtstrend der österreichischen Mittelstandskonjunktur.

„Alle Stimmungsindikatoren haben sich kontinuierlich verbessert, die österreichischen KMU sind äußerst optimistisch gestimmt. Geschäftslage- und Erwartungsindex sind nahezu deckungsgleich. Zuletzt gab es so viel Positives vor fünf Jahren zu berichten“, sagt Weinhofer.

Verarbeitendes Gewerbe/Industrie als Konjunkturlokomotive
In allen Wirtschaftszweigen lagen die Zunahmen des Creditreform Klimabarometers im zweistelligen Bereich. Als Konjunkturlokomotive erweist sich das Verarbeitende Gewerbe, das am stärksten – und zwar um 16,5 Zähler – zulegen konnte und mit plus 18,8 Punkten (Vorjahr: plus 2,3 Punkte) das beste Ergebnis aller Branchen im Vergleich zum Vorjahr erzielte. An zweiter Stelle folgt der Handel mit plus 16,7 Punkten und einem Zuwachs um 12,6 Zähler (Vorjahr: plus 4,1 Punkte), danach die Dienstleistungsbranche (plus 15,8 Punkte; Vorjahr: plus 2,2 Punkte), die um 13,6 Zähler zulegte und schließlich das Baugewerbe mit einem Ergebnis von plus 15,2 Punkten (Vorjahr: minus 0,2 Punkte).

Umsätze steigen wieder – Handel gewinnt am meisten
Die verbesserte Auftrags- und Preisentwicklung schlägt sich auch positiv in den Umsätzen nieder. So ist die Umsatzlage der österreichischen Mittelstandsbetriebe ebenfalls im Aufwind, der Saldo liegt mit minus 0,9 Prozentpunkten nur noch knapp unter der Null-Linie. Angesichts der beiden Vorjahresergebnisse von minus 20,2 bzw. minus 20,7 Prozentpunkten ist das aktuelle Ergebnis ein sehr gutes – immerhin um 19,8 Zähler höher als im Frühjahr 2016. Aktuell meldeten 23,8 Prozent der befragten Mittelstandsbetriebe ein Umsatzplus (Vorjahr: 15,5 Prozent), während 24,7 Prozent ein Umsatzminus beklagten (Vorjahr: 36,2 Prozent). Beim Handel finden sich derzeit die meisten Mittelständler, die sich über ein gestiegenes Umsatzaufkommen freuen konnten (31,4 Prozent; Vorjahr: 18,9 Prozent), während 24,1 Prozent der Befragten (Vorjahr: 35,6 Prozent) über Umsatzrückgänge berichteten. Damit erzielte der Handel mit plus 7,3 Prozentpunkten den besten Umsatzsaldo im Frühjahr 2017 (Vorjahr: minus 16,7 Prozentpunkte). Den zweitbesten Wert erreichte das Verarbeitende Gewerbe mit plus 6,2 Prozentpunkten (Vorjahr: minus 14,4 Prozentpunkte). Im Gegensatz zu den übrigen Wirtschaftsgruppen konnte das Baugewerbe keinen positiven Umsatzsaldo erzielen, jedoch seinen Wert im Vergleichszeitraum immerhin um 16,8 Zähler auf minus 27,2 Prozentpunkte verbessern (Vorjahr: minus 44,0 Prozentpunkte).

Zukünftige Umsatzentwicklung wieder positiv
Auch bei den Umsatzerwartungen des Mittelstands in Österreich geht der Trend weiter nach oben, in allen Wirtschaftsgruppen sind die befragten Betriebe optimistischer als vor einem Jahr. Die größere Zuversicht lässt sich deutlich an dem Erwartungssaldo von plus 17,7 Prozentpunkten und damit einem Zuwachs um 16,9 Zähler ablesen (Vorjahr: plus 0,8 Prozentpunkte). Mit Umsatzsteigerungen kalkulieren im österreichischen Mittelstand derzeit 30,3 Prozent der Befragten (Vorjahr: 24,0 Prozent). Auf der anderen Seite befürchten 12,6 Prozent der Betriebe Umsatzeinbußen (Vorjahr: 23,2 Prozent). Rund jedes dritte Unternehmen beim Handel (34,3 Prozent; Vorjahr: 27,3 Prozent) und beim Bau (32,1 Prozent; Vorjahr: 18,7 Prozent) rechnet in den kommenden Wochen mit einem Umsatzplus, beim Verarbeitenden Gewerbe immerhin noch jedes vierte (24,0 Prozent; Vorjahr: 27,9 Prozent). Die Erwartungssaldi liegen allesamt im zweistelligen positiven Bereich. Mit einem Wert von plus 18,2 Prozentpunkten (Vorjahr: plus 6,8 Prozentpunkte) liegt der Handel an der Spitze.

Conclusio: Der Weltlage zum Trotz, Optimismus als beste Waffe
Nach Jahren des Jammerns und des Abwärtstrends geht es wieder aufwärts mit Österreichs Wirtschaft. Angesichts der unsicheren Lage in Europa (Griechenland, Brexit) und der Welt (Nahostkonflikte, Nordkorea, Terror, Protektionismus) haben die Unternehmen wieder zum Optimismus zurückgefunden. Anscheinend haben sie sich mit ihrer Situation abgefunden und machen das Beste daraus. Irgendwann wird die Dauerkrise auch zum Normalzustand. Die Welt dreht sich weiter. Niedriger Dollarkurs, billiges Öl und die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank unterstützen die exportorientierte Wirtschaft. Die besonders positiven Zahlen beim Handel dürften wahrscheinlich auf die gute Binnennachfrage aufgrund der Steuerreform zurückzuführen sein. Daher bilanzieren das Verarbeitende Gewerbe und der Handel im Konjunkturbarometer besonders gut. Aber auch die Bauwirtschaft hat sich erholt und sich seit 2015 am deutlichsten verbessert. Gewinne wurden zur Krisenabwehr in den Aufbau des Eigenkapitals investiert, was die Stabilität der Eigenkapitalsituation in den letzten zehn Jahren bestätigt.

Das Creditreform Klimabarometer basiert auf einer Umfrage unter circa 1.700 mittelständischen Betrieben in Österreich. Der Index setzt sich zusammen aus den Einschätzungen der Befragten zum eigenen Betrieb, zur eigenen Branche sowie zur konjunkturellen Lage allgemein. Dabei fließen in die Gesamtbewertung des Konjunkturklimas sowohl die Äußerungen zur aktuellen Lage als auch zur zukünftigen Entwicklung ein. Aus den positiven und negativen Antworten werden jeweils Salden gebildet, die wiederum die Berechnungsgrundlage für den Gesamtindex bilden. Das Klimabarometer zielt in erster Linie auf die Stimmung im Mittelstand ab.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.creditreform.at

 

 

 

 

 

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