Welthandelsimpulse beflügeln den Export

 

erstellt am
08. 06. 17
13:00 MEZ

Beschäftigungsboom hebt die Konsumentenstimmung
Wien (wifo) - Österreichs Wirtschaft verzeichnete im I. Quartal 2017 das stärkste Wachstum seit sechs Jahren. Zum einen blieb der private Konsum eine solide Konjunkturstütze, zum anderen profitierten die Exporte von starken Impulsen aus den Schwellenländern, insbesondere über die engen Zulieferketten mit Deutschland, und aus Ostmitteleuropa. Der Aufschwung, der mit der Steuerreform 2016 einsetzte, sorgt nun für einen Rückgang der Arbeitslosigkeit, sodass kräftige Zweitrundeneffekte zusätzliche Nachfrage schaffen; die Konsumentenstimmung hat wieder zu jener in Deutschland aufgeschlossen. Dennoch zeigen sich auf dem Arbeitsmarkt Strukturprobleme. Die massive Zunahme des Arbeitskräfteangebotes durch die Ostöffnung des Arbeitsmarktes, die Alterung der Erwerbsbevölkerung und die Umsetzung von Pensionsreformmaßnahmen trugen zu einer Verfestigung der Arbeitslosigkeit bei.

Der konsumgetragene Konjunkturaufschwung, der in Österreich Ende 2015 eingesetzt hatte, erhielt heuer einen zusätzlichen Impuls aus dem Ausland. Die Exportwirtschaft profitierte zum einen von der Beschleunigung der Industriekonjunktur in den Schwellenländern, insbesondere über die Zulieferketten nach Deutschland, zum anderen von der Konjunkturbelebung in Ostmitteleuropa dank neuer EU-Förderungen. Die Exporte und die Sachgütererzeugung zogen im I. Quartal 2017 so stark an wie seit sechs Jahren nicht. Gleichzeitig scheint der positive Impuls, den die Steuerentlastung dem privaten Konsum im Vorjahr verlieh, ausgeprägte Zweitrundeneffekte zu bewirken, sodass sich die Konsumdynamik nachhaltig stabilisieren dürfte: Die Verbesserung der Einkommenssituation der privaten Haushalte belebte u. a. die Nachfrage nach beschäftigungsintensiven Dienstleistungen; in der Folge verstärkte sich wiederum die Nachfrage nach Arbeitskräften. Die Beschäftigung expandiert heuer noch stärker als im Vorjahr, und die Arbeitslosigkeit geht spürbar zurück. Dies verbesserte die Konsumentenstimmung nachhaltig und dürfte zunehmend auch die niedrigeren Einkommen stärken, die von der Steuerreform nur unterproportional profitierten. Neben dem privaten Konsum begünstigt die breite Verbesserung der Beschäftigungs- und Einkommenssituation zunehmend auch die Bauinvestitionen.

Der aktuelle Beschäftigungsboom überdeckt aber Strukturprobleme auf dem Arbeitsmarkt, die durch den starken Arbeitskräfteandrang in den letzten Jahren entstanden sind: Durch demographische und Verdrängungseffekte verdoppelte sich der Anteil der Langzeitbeschäftigungslosen, der über lange Jahre konstant gewesen war, seit 2013. Die Arbeitslosenquote sinkt deshalb trotz der Zunahme des Stellenangebotes nicht auf das konjunkturübliche Niveau, im Mai 2017 betrug sie saisonbereinigt 8,6%. Vor allem Geringqualifizierte, Ältere und gesundheitlich Beeinträchtigte sind von Langzeitbeschäftigungslosigkeit betroffen. Unter Personen aus früheren Gastarbeiterländern (Türkei, Jugoslawien) nahm die Arbeitslosigkeit bisher kaum ab, unter inländischen Arbeitskräften um etwa ein Fünftel des Anstieges seit 2012, während die Zahl der Beschäftigten aus dem EU-Ausland weiter wächst.

Neben Deutschland und Österreich zogen die Exporte im I. Quartal auch in der Industrieregion Norditaliens an. In Frankreich blieb die Konjunktur mittelkräftig, in Spanien dynamisch aufholend. In Großbritannien dämpften die abwertungsbedingten Preissteigerungen den Konsum, in Ostmitteleuropa sorgen neue EU-Förderungen für Aufschwung. Die Tourismusnachfrage aus Russland belebte sich im vergangenen Winter nach dem starken Rückgang in den letzten zwei Jahren, weil sich mit der Stabilisierung des Rohölpreises die Kaufkraft in Russland erholte.

Zu den Definitionen siehe "Methodische Hinweise und Kurzglossar"

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.wifo.ac.at

 

 

 

 

 

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