Forschungskooperationen können Niederösterreich und die Slowakei beflügeln
Bratislava/St. Pölten (wk-nö) - Im Auftrag der Wirtschaftskammer Niederösterreich hat das
Industriewissenschaftliche Institut IWI die Vernetzungspotenziale zwischen der Slowakei und Niederösterreich
analysiert. Es ist dies eine Folgestudie zu dem gemeinsam mit dem Land NÖ durchgeführten Projekt Duo**Stars,
das bereits im Jahr 2007 die Wirtschaftsstandorte Niederösterreich und Westslowakei gegenübergestellt
hat.
Die Ballungsräume Wien und Bratislava verzeichnen weiterhin den größten Bevölkerungszuwachs
mit 6,8 (Wien) und 5,1 Prozent (Region Bratislava). WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl: "Wir haben diese
einzigartige Situation von zwei Metropolregionen mit exzellenten wirtschaftlichen Potenzialen. Diese einzigartige
Stärke müssen wir in Zukunft noch viel stärker ausspielen."
Ein gutes Beispiel dafür sei die Kooperation bei der Dualen Ausbildung, so Zwazl: "Unser österreichisches
Erfolgsmodell hat mittlerweile in der Slowakei erste sichtbare Spuren gebildet. Ich bin davon überzeugt, dass
die Fachkräfteaus- und - weiterbildung einen gemeinsamen Wettbewerbsvorteil bringt." Und auch die Arbeitslosenquote
niedrig hält: Diese liegt in Niederösterreich bei 5,2 Prozent und in der Region rund um Bratislava bei
6,1 Prozent. Und: Die Slowakei kann in den letzten Jahren eine schneller steigende Arbeitsproduktivität als
Österreich verbuchen (Slowakei: 3,2% pro Jahr; Österreich: 1,6%). Eine wachsende Produktivität ermöglicht
steigende Löhne und in weiterer Folge steigende Kaufkraft.
Wirtschaftsmotor Industrie
Die Kompetenzen in der Slowakei liegen vor allem in der automotiven Industrie. Alleine in der Region um Trnava
hat die Industrie einen Anteil von 44,4 Prozent an der gesamten Bruttowertschöpfung. Den zweiten Platz beim
Anteil an der Bruttowertschöpfung kann die niederösterreichische Industrie der Region Mostviertel-Eisenwurzen
mit 39,9 Prozent verbuchen. NÖ Süd und das Wiener Umland weisen jeweils 36,1 und 35,4 Prozent aus. Niederösterreich
hat einen Schwerpunkt in der metalltechnischen und in der chemischen Produktion mit einer breiten Anwendungsvielfalt.
Potenziale für die Slowakei im Bereich F&E
Bei den Ausgaben für Forschung & Entwicklung kommen in der Slowakei die tragenden Impulse weiterhin von
den ausländischen Investoren. In Österreich (2,1%) beträgt die durchschnittliche F&E-Quote in
% des Bruttoregionalprodukts mehr als das Fünffache verglichen mit jener der Slowakei (0,4%). Die Region um
Bratislava weist mit 0,8% F&E-Quote eine positive Tendenz auf. Niederösterreich hat mit 1,3 % ebenfalls
eine auszubauende F&E-Quote.
In Österreich liegt der Anteil der F&E-Beschäftigten an der Gesamtbeschäftigung 6-mal so hoch
wie in der Slowakei (0,2 %). Niederösterreich liegt mit 0,6 % genau im Mittelfeld. Studienautor Mikulas Luptacik:
"Forschungskooperationen haben das Potenzial, Niederösterreich und die Slowakei zu beflügeln."
Grenzüberschreitende Kompetenzlandkarte
In dieselbe Kerbe schlägt Honorarkonsul Veit Schmid-Schmidsfelden, Obmann der metalltechnischen Industrie
Niederösterreich: "Kooperation ist und bleibt das Stichwort. Diese Studie soll dazu dienen, die Kompetenzfelder
in Niederösterreich wie auch in der Slowakei noch stärker zu lokalisieren und zu identifizieren. Das
Ziel ist eine grenzüberschreitende Kompetenzlandkarte, die Unternehmen mit ihren Kompetenzen erfasst."
Mit einer solchen Landkarte würde auch eine wesentliche Stärke des gemeinsamen Wirtschaftsraumes sichtbar
werden: Die kurzen Wege, die die direkte Nachbarschaft mit sich bringt.
Weiterer Ausbau der Infrastruktur notwendig
Dass diese kurzen Wege immer weniger beschwerlich werden, dafür sorgt der Infrastrukturausbau, der seit dem
Jahr 2000 verstärkt vorangetrieben wird. So wurde der Zugverkehr zwischen Wien und Bratislava auf gleich zwei
Strecken intensiviert. Die Nordost Autobahn verbindet seit 2007 Bratislava mit dem Nordburgenland und in weiterer
Folge Wien. Sonja Zwazl: "Das Thema ist für mich aber erst mit der Marchbrücke zufriedenstellend
gelöst."
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