Tirols Fachkräfteplattform gibt Richtung bis 2025 vor

 

erstellt am
08. 06. 17
13:00 MEZ

Digitalisierung, Lebenslanges Lernen und Berufsorientierung auf der Agenda
Innsbruck (lk) - Mit dem Ziel, Lust auf Lehre zu machen und alle beteiligten Partner – vom Landesschulrat über Arbeiterkammer bis hin zu Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung – zu vernetzen, wurde zu Beginn des vergangenen Jahres vom Land Tirol die Fachkräfteplattform ins Leben gerufen. „Mit der Installierung der Fachkräfteplattform sowie der dort angesiedelten ‚Task Force‘ hat die Tiroler Landesregierung mit allen Partnern einen wesentlichen Impuls zur Behebung des Fachkräftemangels gesetzt“, betonte LH Günther Platter anlässlich der jüngsten Sitzung der Fachkräfteplattform.

Neben dem 135-Millionen-Euro starken Impulspaket der Tiroler Landesregierung haben die zahlreichen Arbeitsmarktförderungen und die Fachkräfteoffensive zur kontinuierlichen Verbesserung der Arbeitsmarktlage in Tirol geführt. Denn der Erfolg der Bemühungen gibt der Tiroler Landesregierung recht: „Seit nunmehr fast eineinhalb Jahren sinken die Arbeitslosenzahlen in Tirol. Wenn wir die aktuellen Zahlen im Zweijahresvergleich ansehen, steht unser Land österreichweit – mit einem Rückgang von insgesamt rund 8,3 Prozent – an erster Stelle“, freut sich Arbeitslandesrat Johannes Tratter.

In der Task Force der Fachkräfteplattform wurden bereits kurz- bis mittelfristige Maßnahmen für die Qualitätsverbesserung sowie Maßnahmen zur Attraktivierung der Lehre ergriffen: So konnten inzwischen die Projekte „Lehre für Maturantinnen und Maturanten“, „Skirennsport und Lehre“ sowie die Vermittlung von Zusatzqualifikationen an den Tiroler Fachberufsschulen realisiert werden. „Derzeit wird am langfristigen Projekt ‚Wirtschaftsstandort Tirol 2025‘ intensiv gearbeitet“, berichtet Rainer Seyrling, Vorstand der Abteilung Wirtschaft.

Tag der Lehre
Eine wichtige Säule der Fachkräfteoffensive des Landes Tirol ist der Tag der Lehre: Kamen bei der Auftaktveranstaltung im Jahre 2016 noch 4.000 Personen, um sich über Lehre und Ausbildung zu informieren, so stieg die Zahl der BesucherInnen im Jahr 2017 auf über 5.000. „Damit ist der Tag der Lehre die größte Veranstaltung für die duale Ausbildung in ganz Österreich“, sagt LR Tratter. Das vorrangige Ziel des Tags der Lehre ist, den BesucherInnen die Stärken der Lehrausbildung vor Augen zu führen und sie aktiv einzubinden. Aus diesem Grund werden an den Messeständen fachspezifische Arbeiten von den Lehrlingen durch- und vorgeführt. Diese reichen von der Einstellung von KFZ- und LKW-Motoren, das Mauern von Rundbögen, Zimmern von Dachstühlen, Tischlern von Möbelstücken, Kreieren von Frisuren über CNC-Fertigungstechniken bis hin zur Präsentation von Bäckerei- sowie Konditoreiwaren und Kochvorführungen oder Tätigkeiten an der Rezeption.

Zukunftsfit am Arbeitsmarkt
„Die Fachkräfteoffensive ist eine Maßnahme, um Tirol zukunftsfit zu machen. Aus diesem Grund müssen auch im Bereich der Digitalisierung weitere Impulse geschaffen werden“, gibt LH Platter bei der Fachkräfteplattform die Richtung bis zum Jahr 2025 vor. Denn mit der zunehmenden Digitalisierung werden sich auch die Berufe und Anforderungen ändern. Betrachtet man die Entwicklung der Beschäftigtenstruktur, so ergibt sich folgender Trend: „Die Anteile von Gewerbe und Industrie werden eher gleichbleiben, während im Dienstleistungsbereich ein deutlicher Zuwachs zu erwarten ist. Wesentliche Impulse kommen insbesondere aus dem Bereich Information und Consulting“, stellt LRin Patrizia Zoller-Frischauf fest.

Auch die derzeitige Berufsorientierung müsse optimiert werden: „Wir brauchen eine flächendeckende, intensive und praxisnahe Berufsorientierung in allen Schultypen“, betont LH Platter. Bildungslandesrätin Beate Palfrader sieht in der praxisnahen und qualitativ hochwertigen Berufsausbildung zahlreiche Vorteile und zukunftsträchtige Berufschancen für junge Menschen: „Ob duale Ausbildung oder Lehre nach der Matura: Die Ausbildungsmöglichkeiten in Tirol genießen über die Landesgrenzen hinweg hohe Anerkennung. Diesen erfolgreichen Weg in Sachen Fachkräfteausbildung verfolgen wir auch weiterhin.“

Zusätzlich setzt die Fachkräfteplattform auch auf Lebenslanges Lernen: So sollen die berufsbegleitenden Weiterbildungsaktivitäten der Erwerbstätigen in Tirol auf zumindest 15 Prozent erhöht werden – dies bedeutet ein Plus von 3.600 weiterbildungsaktiven erwerbstätigen TirolerInnen. Überdies sollen sowohl die Lehrlingszahlen bis 2025 um 500 Personen und der Anteil der unselbstständig Beschäftigten um von 64 Prozent im Jahr 2016 auf 70 Prozent im Jahr 2025 gesteigert werden.

„Das AMS Tirol konzentriert sich seit Jahren besonders auf die Altersgruppen am Beginn ihrer Berufstätigkeit und auf arbeitsuchende Erwachsene. Die berufliche Ausbildung eröffnet neue Perspektiven und ist wichtig, um den Fachkräftebedarf der Tiroler Wirtschaft abzudecken. Die Jobs, die heutzutage am schnellsten wachsen, erfordern eine gute Ausbildung, Kreativität, Urteilsvermögen, Sozialkompetenz und den Aufbau langfristiger persönlicher Beziehungen. In Zukunft wird der beste Weg, um komplexe und spezifische Aufgaben am Arbeitsmarkt zu organisieren und zu lösen, so sein, wie wir seit Jahren gemeinsam mit dem Land Tirol betonen – durch Qualifizierung, durch Bildung. Daher setzen wir aktuell und auch künftig weiterhin in erster Linie auf Ausbildung und Höherqualifizierung“, unterstreicht AMS Tirol Chef Anton Kern die kurz- und längerfristigen Herausforderungen am Arbeitsmarkt für das AMS Tirol. „Die Fachkräfteplattform stellt vor diesem Hintergrund für uns eine sehr wertvolle Einrichtung dar, von der wir uns weiterhin viele positive Impulse erwarten“, so Kern.

Für WK-Vizepräsident Martin Felder ist die Fachkräftefrage eine Zukunftsfrage: „Wir erarbeiten deshalb strategisch ausgerichtete Maßnahmen, damit die Betriebe auch in Zukunft top-ausgebildete Mitarbeiter haben. Für die Beschäftigten bedeutet das, dass sie Chancen nutzen können und Arbeitsplätze geschaffen und gesichert werden.“ Im Fokus stehen dabei Themen wie eine treffsichere Berufsorientierung, die Weiterentwicklung der Ausbildungen, lebenslanges Lernen und eine Anhebung der Erwerbsquote.

„Die Industrie bietet Facharbeitern gute Einkommen, Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten. Das Bildungssystem muss dafür sorgen, dass die Grundqualifikationen stimmen und Transparenz am Arbeitsmarkt gegeben ist. Eine gute Berufsorientierung muss die Jugend noch umfassender über die vielfältigen Chancen in der Tiroler Industrie informieren“, so der Präsident der Industriellenvereinigung Tirol, Christoph Swarovski.

AK Präsident Erwin Zangerl: „Mit der Fachkräfteplattform wurde ein wichtiges Instrument für den Tiroler Arbeitsmarkt initiiert. Wenn sich alle Partner für neue Initiativen einsetzen, schaffen wir Perspektiven für die Beschäftigten.“

 

 

 

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