Finanzielle Situation der verschuldeten Haushalte
 in Osteuropa: Risiko für Österreichs Banken?

 

erstellt am
06. 06. 17
13:00 MEZ

Wien (oenb) - Eine Studie der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) untersucht erstmals anhand von Mikrodaten die Verschuldung privater Haushalte in ausgewählten Ländern Zentral-, Ost- und Südosteuropas (CESEE) und deren Auswirkungen auf das Kreditrisiko österreichischer Banken. Die Mikrodaten erlauben die gemeinsame Betrachtung von Verschuldung, Einkommen und Vermögen der Haushalte. Dabei geben die Daten auf Haushaltsebene keinen Grund zur Besorgnis.

Österreichische Banken sind in weiten Teilen Osteuropas sehr aktiv. Das bietet große Chancen, bedeutet zugleich aber auch Risiken für den österreichischen Bankensektor. Im Bereich der Vergabe von Krediten an private Haushalte bestehen solche Risiken vor allem darin, dass Haushalte bei der Kreditrückzahlung in Zahlungsschwierigkeiten geraten können. Bislang konnte dieses Risiko nur anhand grober Indikatoren wie dem Anteil der bereits in Zahlungsverzug geratenen Haushalte, den sogenannten notleidenden Krediten, analysiert werden.

Mit den seit Beginn des Jahres 2017 verfügbaren Daten des Household Finance and Consumption Survey (HFCS), einer europaweiten Erhebung des Eurosystems, konnte nun erstmals eine tiefgehende Untersuchung auf Haushaltsebene vorgenommen werden. Dies ermöglicht interessante Rückschlüsse für das Kreditrisiko von Banken. Die OeNB folgt mit dieser Studie, die soeben in der aktuellen Ausgabe der Forschungs-Reihe „Focus on European Economic Integration“ veröffentlicht wurde, federführend für die CESEE-Region den Empfehlungen des European Systemic Risk Board (ESRB), nämlich insbesondere auch die verschuldeten Haushalte selbst zu untersuchen.

Zusammen machen die sechs Länder (Slowenien, Estland, Ungarn, Lettland, Polen und die Slowakei), für die vergleichbare Daten vorliegen, etwa 20 % der gesamten Kreditvergabe der österreichischen Banken im Ausland aus. Der Anteil der Haushalte mit ausstehenden Krediten in den ausgewählten CESEE-Ländern ist jenem in Österreich recht ähnlich: In Österreich haben rund 34 % der Haushalte ausstehende Kredite. In den untersuchten Ländern bewegt sich dieser Anteil zwischen 34 % (Lettland) und 39 % (Slowenien). Wird die Höhe der ausstehenden Schulden betrachtet, lassen sich allerdings deutliche Unterschiede feststellen.

Die Höhe der mittleren Hypothekarkreditschuld (Median) liegt in den untersuchten Ländern zwischen 11.000 EUR (Ungarn) und 30.000 EUR (Slowenien), in Österreich dagegen bei 60.000 EUR. Was auf den ersten Blick niedrig erscheint, stellt sich allerdings als relativ hoch heraus, sobald die Werte der damit besicherten Immobilien betrachtet werden.

Der Median-Wert des Hauptwohnsitzes liegt in Österreich bei rund 250.000 EUR und ist damit im Vergleich zu den untersuchten CESEE-Ländern etwa 3-mal (Slowenien) bis 17-mal (Lettland) so hoch. Dementsprechend ist die mittlere Verschuldung in Österreich, mit der der Hauptwohnsitz belastet ist, nur etwa 2-mal (Slowenien) bis 5-mal (Ungarn) so hoch. Das Verhältnis der Immobilienverschuldung zu Immobilienwerten ist demnach in den untersuchten CESEE-Ländern deutlich höher. Daraus bereits auf ein höheres Risiko zu schließen, wäre allerdings voreilig.

Bei der Betrachtung anderer wichtiger Risikoindikatoren auf Haushaltsebene, wie dem Verhältnis von Verschuldungs- zu Einkommenshöhe oder der monatlichen Rückzahlung in Prozent des Einkommens, zeigt sich, dass diese Relationen durchaus unauffällig sind. Zudem sind in einigen Ländern auch deutlich kürzere Kreditlaufzeiten üblich als etwa in Österreich, was ebenfalls in Bezug zum Einkommen – auch bereits zum Zeitpunkt der Kreditvergabe – auf tendenziell niedrigere Kreditvolumina hindeutet.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.oenb.at

 

 

 

 

 

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