Zusätzliche Mittel für Hofnachfolge und neue Akzente für heimische Qualitätsstrategie
Wien/Innsbruck (lk) - Einen Tag nach dem Weltmilchtag trafen sich die LandwirtschaftsreferentInnen der Bundesländer
unter Tiroler Vorsitz am 02.06. in der Heumilchregion Zillertal zur Konferenz der AgrarlandesrätInnen. Zentrale
Themen waren die Vermarktung heimischer Lebensmittel, die bäuerliche Jugend und die Zukunft der europäischen
Agrarpolitik.
„Abgeltungen für öffentliche Leistungen, Investitionen und Ausgleichszahlungen für Bewirtschaftungserschwernisse
sind wichtig für die heimische Landwirtschaft. Für das Selbstverständnis und die Freude an der Arbeit
auf unseren Bauernhöfen entscheidend sind aber faire Produktpreise für hochwertige, natürliche Lebensmittel“,
fassen der Tiroler LHStv Josef Geisler als Vorsitzender der LandesagrarreferentInnen-Konferenz und Bundesminister
Andrä Rupprechter die Ergebnisse zusammen.
Bund und Länder werden in den nächsten Jahren deshalb noch größere Anstrengungen unternehmen
und einen Schwerpunkt in der Verarbeitung und Vermarktung setzen. Ein erster Schritt dazu wird mit der aktuellen
Programmänderung zur Ländlichen Entwicklung gemacht.
Neuer Schwerpunkt für Verarbeitung und Vermarktung
„Durch zusätzliche 18 Millionen Euro in der Verarbeitung und Vermarktung werden wir die österreichische
Qualitätsstrategie weiter vorantreiben“, so Bundesminister Andrä Rupprechter. Mit dieser Initiative sollen
Projekte, die bis jetzt aufgrund fehlender Mittel nicht zur Umsetzung gekommen sind, doch noch verwirklicht werden.
„Davon profitieren nicht nur die Verarbeiter und Vermarkter, sondern auch die Landwirtinnen und Landwirte. Die
erhöhte Wertschöpfung kommt ebenfalls den bäuerlichen Familienbetrieben zu Gute“, betonen Rupprechter
und Geisler. Durch den Ausbau dieser Unterstützungen werden Gesamtinvestitionen von über 110 Millionen
Euro in den Regionen ausgelöst.
„Durch die Mittelaufstockung in der Verarbeitung und Vermarktung können in Tirol voraussichtlich weitere drei
Projekte in der Warteschleife mit einem Investitionsvolumen von rund 22 Millionen Euro umgesetzt werden“, freut
sich Geisler. Mit bis zu 20 Prozent fördert die öffentliche Hand Investitionen in die Verarbeitung, Vermarktung
und Entwicklung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Speziell bei Kooperationsprojekten kann es noch Zuschläge
geben.
Positive Effekte für Regionen
Aufgrund der kleinstrukturierten bäuerlichen Betriebe in Österreich ist die überbetriebliche
Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse für alle Bundeländer, insbesondere aber
für die Berglandwirtschaft, zentral. „Gerade am Beispiel der Heumilchregion Zillertal lässt sich zeigen,
wie positiv sich Aktivitäten in der Verarbeitung und Vermarktung bäuerlicher Spezialitäten auf Landwirtschaft,
Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfung auswirken“, merkt Geisler an.
Über 70 Millionen Euro haben allein die milchverarbeitenden Betriebe in Tirol in den vergangenen zehn Jahren
investiert, die Hälfte der Investitionen wurde von Kleinsennereien getätigt. Aufbruchsstimmung herrscht
in Tirol aber auch im Fleisch-, Obst-, Gemüse- und Getreidebereich. Das Gesamtinvestitionsvolumen 2007 bis
2017 beträgt 140 Millionen Euro.
Zukunft liegt in Zusammenarbeit
Das vergangene Jahr war für die MilchbäuerInnen schwierig. „In der Milchkrise hat sich jedoch einmal
mehr gezeigt, dass Milchspezialitäten aus Heumilch oder Biomilch vergleichsweise bessere Preise erzielen und
Regionalität die beste Versicherung gegen fallende Weltmarktpreise ist“, erörtert Geisler. Tirol kann
in der Vermarktung und Verarbeitung mit einigen innovativen Projekten wie der gemeinsamen Käseschneide- und
Verpackungsanlagen von zehn Kleinsennereien aufwarten. Als nächsten Coup planen mehrere Kleinsennereien die
Errichtung eines gemeinsamen Käsekellers. „Die Zukunft liegt in der Zusammenarbeit. Tirol macht im Kleinen
vor, wie Kooperation im Milchbereich im größeren Stil aussehen könnte“, so Geisler.
Unterstützung der bäuerlichen Jugend
Die Existenzgründungsbeihilfe für Junglandwirte wird mit zusätzlichen Mitteln in der Höhe
von 15,5 Millionen Euro deutlich aufgewertet. „Es ist erfreulich, dass die bäuerliche Jugend eine so hohe
Bereitschaft hat, die elterlichen Betriebe zu übernehmen und innovativ weiterzuentwickeln. Mit den zusätzlichen
Mitteln wollen wir die Betriebsübernahme auch in Zukunft tatkräftig unterstützen“, betont Rupprechter.
Bäuerliche Familienbetriebe im Zentrum der neuen Agrarpolitik
Für den EU-Finanzrahmen nach 2020 fordern die LandesagrarreferentInnen mit einem gemeinsamen Beschluss
die Sicherstellung eines gleichbleibenden EU-Budgets für die ländliche Entwicklung und die Landwirtschaft.
„Unser Kapital ist die große Wertschätzung der Gesellschaft für unsere bäuerliche Landwirtschaft
und ihre multifunktionalen Leistungen. Gemeinsam werden wir weitere Allianzen schmieden und um jeden Cent in Brüssel
kämpfen“, so Bundesminister Andrä Rupprechter und LHStv Josef Geisler abschließend.
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