Heutige Investitionen in Forschung stellen eine grundlegende Versicherung zur zukünftigen
Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen dar.
Wien (fwf) - Bei sommerlichen Temperaturen luden FWF-Präsident Klement Tockner und Artemis Vakianis,
kaufmännische Vizepräsidentin des FWF, am 19.06. zur Analyse des vergangenen Jahres, der notwendigen
Schritte für die Zukunft sowie der Präsentation der FWF-Strategie für die kommenden Jahre zu einer
Pressekonferenz ins Haus der Forschung ein.
Mit dem Quantenphysiker Hanns-Christoph Nägerl wurden der Wittgenstein-Preisträger 2017 sowie die sechs
Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler des START-Programms vorgestellt.
Jahresrückblick 2016
Der Wissenschaftsfonds (FWF) ist die zentrale Anlaufstelle für im Wettbewerb vergebene Mittel im Bereich
der Grundlagenforschung in Österreich. Im Jahr 2016 wurden 183,8 Millionen Euro für 624 Projekte neu
bewilligt. Insgesamt langten 2.569 Forschungsanträge mit einem Finanzierungsbedarf von 790 Millionen Euro
ein. Im Zuge seines ausgereiften internationalen Peer-Review-Verfahrens wurden vom Wissenschaftsfonds 4.723 Gutachten
eingeholt, auf deren Basis internationale Fachpanels sowie das FWF-Kuratorium die Förderungsentscheidungen
trafen. Derzeit laufen mehr als 2.300 FWF-geförderte Forschungsprojekte, in denen rund 4.000 Personen, überwiegend
Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, beschäftigt sind.
Zur Lage der Forschung
Österreich nimmt im europäischen Kontext den an und für sich erfreulichen zweiten Platz bei
der F&E-Quote ein. Dieses immense Potenzial gilt es zu heben und zu sichern. Es benötigt aber eine starke
Grundlagenforschung, um das angestrebte Ziel, als Innovationsland führend zu werden, zu erreichen. Während
die Top-Forschungsnationen fast ein Drittel ihrer F&E-Mittel in die Grundlagenforschung investieren, ist es
in Österreich weniger als ein Fünftel. Mit Blick auf die Budgets von vergleichbaren Förderungsorganisationen
erhält der FWF rund 24 Euro pro Einwohner pro Jahr. Zum Vergleich: Innovation Leader wie die Schweiz (97 €),
Finnland (76 €), die Niederlande (51 €) oder Deutschland (37 €) sind wesentlich besser dotiert. Während die
Schweiz das Budget des Nationalfonds im kommenden Jahr auf über 110 Euro erhöht, stagniert es in Österreich
seit 2011.
Strategie 2017-2020
Der FWF trägt wesentlich dazu bei, damit Österreich zu einem der attraktivsten Standorte in der Forschung
und Ausbildung in Europa wird und bleibt. Dazu werden die Kernelemente seiner im Dezember vorgestellten Strategie
sukzessive umgesetzt: (a) massive Erhöhung der im Wettbewerb zu vergebenden Mittel, (b) kontinuierliche Qualitätssicherung
und effiziente Verwaltung sowie (c) Öffnung der Wissenschaften über Kooperationen.
Insbesondere die Erhöhung der im Wettbewerb vergebenen Mittel ist dringend notwendig, um den Aufholprozess
zu führenden Innovationsländern in Europa erfolgreich zu bestreiten. Die heutigen Investitionen in die
Forschung stellen eine grundlegende Versicherung dar, um die immensen gesellschaftlichen Herausforderungen in Zukunft
bewältigen zu können.
Notwendige Schritte für den FWF
Von essenzieller Bedeutung für den FWF und die wissenschaftliche Gemeinschaft ist die Umsetzung der von
der Bundesregierung beschlossenen „Forschungsmilliarde“ in vollem Umfang. Sie sieht für die Jahre 2018 bis
2021 zusätzliche Mittel für den FWF in der Höhe von insgesamt 281 Millionen Euro vor. Auf diese
Weise wird das jährliche FWF-Budget von derzeit 184 Millionen Euro sukzessive auf 290 Millionen Euro im Jahr
2021 angehoben.
Es gibt breiten politischen und gesellschaftlichen Konsens, dass diese so dringend notwendige Maßnahme trotz
des Neuwahltermins Mitte Oktober sofort umgesetzt werden muss. Geschieht das nicht, hätte das einen immensen
Vertrauensverlust und einen unverantwortlichen Schaden für den Forschungs- und Ausbildungsstandort Österreich
zur Folge. Mit der Entscheidung, die Mittel der Nationalstiftung für 2018 bis 2020 auf insgesamt 420 Millionen
Euro anzuheben, wurde ein Teil des Versprechens eingelöst. Jetzt gilt es, keinesfalls stehen zu bleiben, sondern
den nächsten Schritt zu setzen – zum Wohle der Wissenschaft und zum Wohle unserer Gesellschaft!
START-/Wittgenstein 2017
START und Wittgenstein sind die höchstdotierten und prestigeträchtigsten wissenschaftlichen Auszeichnungen,
die Österreich zu vergeben hat. Die Preise werden seit ihrer Einführung 1996 jährlich vom FWF für
herausragende wissenschaftliche Leistungen vergeben. Bisher wurden 160 Preisträgerinnen und Preisträger
aus den verschiedensten Wissenschaftsdisziplinen mit insgesamt über 180 Millionen Euro ausgezeichnet.
Im Jahr 2017 kommen nun mit dem Quantenphysiker Hanns-Christoph Nägerl ein Wittgenstein-Preisträger sowie
vier START-Preisträgerinnen und zwei START-Preisträger hinzu. Insgesamt wurden in diesem Jahr 8,3 Millionen
Euro für beide Exzellenzprogramme bereitgestellt.
Hanns-Christoph Nägerl wurde 2006 zum Professor an der Universität Innsbruck ernannt und leitet dort
seit 2017 den Forschungsschwerpunkt Physik. Nägerl ist weltweit einer der führenden Wissenschaftler auf
dem Gebiet der ultrakalten Quantenvielteilchensysteme. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit atomaren
und molekularen Quantengasen in der Nähe des absoluten Temperaturnullpunkts.
Die START-Preisträgerinnen und START-Preisträger (in alphabetischer Reihenfolge) und ihre Forschungsthemen
sind:
Hannes Fellner, Institut für Sprachwissenschaft, Universität Wien
„Die Zeichen, welche die Seidenstraße prägten. – Eine Datenbank und digitale Paläographie der
Tarim Brahmi“
Vera Fischer, Kurt Gödel Research Center for Mathematical Logic, Universität Wien
„Unendliche Kombinatorik und Definierbarkeit“
Claudine Kraft, Max F. Perutz Laboratories, Department für Biochemie und Zellbiologie, Universität Wien
„Funktion von Atg1/ULK1 in Autophagie“
Wolfgang Lechner, Institut für Theoretische Physik, Universität Innsbruck
„ParityQC: Paritätsbedingungen als Toolbox für Quantencomputer“
Andrea Pauli, Institut für Molekulare Pathologie, Wien
„Neue Einblicke in Funktionen weitverbreiteter Translation während der Embryogenese”
Miriam Unterlass, Institut für Materialchemie, Technische Universität Wien
„Der hydrothermale Pfad zu funktionellen organischen Gerüststrukturen“
FWF Der Wissenschaftsfonds
Der FWF ist Österreichs zentrale Einrichtung zur Förderung der Grundlagenforschung. Er unterstützt
– nach internationalen Qualitätsmaßstäben – herausragende Forschungsprojekte sowie exzellente Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler, die sich der Gewinnung, Erweiterung sowie Vertiefung wissenschaftlicher Erkenntnisse widmen.
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