Arbeitsgespräch zwischen Bundespräsident Alexander
 Van der Bellen und Ministerpräsident Viktor Orbán

 

erstellt am
16. 06. 17
13:00 MEZ

In mehreren Fragen, etwa die Migration betreffend, habe es deutliche Meinungsverschiedenheiten mit der ungarischen Seite gegeben – Der Bundespräsident traf auch seinen ungarischen Amtskollegen Janos Ader
Budapest/Wien (apa/prk) - Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat sich bei seinem Besuch beim ungarischen Premier Viktor Orban für die Belange von SOS Kinderdorf eingesetzt. Die in Österreich gegründete Kinderhilfsorganisation ist ebenfalls von dem umstrittenen NGO-Gesetz betroffen, das am 13.06. Dienstag im Budapester Parlament verabschiedet wurde.

Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass Nichtregierungsorganisationen, die über ein bestimmtes Maß hinaus aus dem Ausland finanziell unterstützt werden, sich selbst in ihren Publikationen als "vom Ausland unterstützte Organisation" bezeichnen müssen. Alexander Van der Bellen zeigte sich im Anschluss an das Treffen mit Viktor Orban in Budapest bezüglich SOS Kinderdorf zuversichtlich. Er beschrieb die Begegnung mit dem nationalkonservativen Premier gegenüber österreichischen Journalisten als "sehr informativ und offen".

Angesprochen wurde bei der Begegnung auch das im April beschlossene umstrittene Hochschulgesetz, das vor allem die Weiterexistenz der vom US-Milliardär George Soros gegründeten Central European University (CEU) in Budapest infrage stellt. Viktor Orban habe allerdings über dieses Thema nicht sprechen wollen, berichtete Alexander Van der Bellen.

Der Bundespräsident hatte in der Früh ungarische Hochschulvertreter getroffen und sich mit ihnen über die Auswirkungen des Gesetzes ausgetauscht. Er meinte: "Eine unmittelbare Lösung dieses Konflikts ist nicht absehbar." Die Uni-Vertreter hätten sich bei dem Gespräch diesbezüglich allerdings deutlich optimistischer gezeigt, verlautete Bundespräsident Van der Bellens Umfeld.

In mehreren Fragen, etwa betreffend die Migration oder die "pauschale Ablehnung des Islam", wie Alexander Van der Bellen formulierte, habe es deutliche Meinungsverschiedenheiten mit der ungarischen Seite gegeben. "We agree to disagree", stellte der Bundespräsident fest.

Er besuchte zum Abschluss seines Antrittsbesuchs in Ungarn noch ein österreichisch-ungarisches Wirtschaftsforum, wo er über E-Mobilität sprach. Der ungarische Außenminister Peter Szijjarto, der auch für Außenwirtschaft verantwortlich ist, hatte seine eigene Teilnahme an dem Forum kurzfristig abgesagt, traf Alexander Van der Bellen jedoch bereits zuvor gemeinsam mit Viktor Orban.

Der Bundespräsident traf auch seinen ungarischen Amtskollegen Janos Ader
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat bei seinem Besuch seine Hoffnung ausgedrückt, dass "sich die Spannungen zwischen der Central European University (CEU) und der ungarischen Regierung beilegen lassen". Van der Bellen traf seinen Amtskollegen Janos Ader in Budapest. Anschließend besuchte er Premier Viktor Orban und Parlamentspräsident Laszlo Köver.

Van der Bellen war mit Hochschulvertretern, darunter auch von der vom US-Milliardär George Soros gegründeten CEU, zusammengekommen, um über das im April verabschiedete Hochschulgesetz zu sprechen. Laut EU verstößt das Gesetz gegen fundamentale Rechte des EU-Binnenmarktes sowie gegen das Recht der akademischen Freiheit. Die EU-Kommission hatte im April ein diesbezügliches Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn eingeleitet.

Kritiker sehen das Gesetz maßgeschneidert, um die CEU zu schließen. So muss die Universität einen - bisher nicht existierenden - Campus in den USA nachweisen. Außerdem fordert Ungarn eine diesbezügliche Vereinbarung mit der US-Regierung. In den Vereinigten Staaten hat die Zentralregierung allerdings hinsichtlich Universitäten keine Kompetenzen. Der Staat New York, wo die CEU akkreditiert ist, hat Verhandlungen darüber angeboten.

Ein weiterer aktueller Diskussionspunkt in Ungarn ist das umstrittene Gesetz über Nichtregierungsorganisationen (NGOs), das am heutigen Dienstag - just zum Zeitpunkt der Pressekonferenz von Van der Bellen und Ader - im Parlament beschlossen wurde. Auf eine diesbezügliche Journalistenfrage antwortete Ungarns Präsident ausweichend: Er wolle das Gesetz nicht kommentieren, solange es nicht verabschiedet sei. Er verwies auf die Veränderungen, die aufgrund der Vorschläge der Venedig-Kommission des Europarates vorgenommen wurden. Diese betreffen laut Kritikern jedoch nicht den Kern des Gesetzes, wonach NGOs, die mehr als eine bestimmte Summe jährlich an ausländischen Förderungen erhalten, sich selbst auf allen ihren Publikationen als "aus dem Ausland finanzierte Organisation" bezeichnen müssen.

Auch das Thema Flüchtlingsquoten, wegen denen die EU-Kommission unter anderem gegen Ungarn am 14.06. ein Vertragsverletzungsverfahren einleitet hat, wurden angesprochen. Ader betonte: Die Relocation, an denen sich Budapest nicht beteiligt, sei "nicht die Lösung". Flüchtlinge müssten "im ersten sicheren Land angesiedelt werden - vorübergehend", betonte er. Anschließend sei eine Rückkehr in ihr Heimatland notwendig, wobei "ein neuer Marshall-Plan" zur Wiederaufbau und zur Schaffung von Existenzgrundlagen notwendig sei, an dem sich auch die USA, Kanada und Australien beteiligen, forderte Ader.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
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