Wien (bmi) - Obwohl es 2016 bei der Anzahl der Anzeigen wegen Kulturgutkriminalität im Vergleich zum Vorjahr
kaum Schwankungen gab, war das Jahr von spektakulären Fällen und zahlreichen Sicherstellungen geprägt.
Insgesamt wurden 175 Fälle von Kunstdiebstahl bei der Polizei angezeigt. Der Jahresbericht des Kulturgutreferates
im Bundeskriminalamt (BK) erscheint 2017 in seiner zweiten Auflage und gibt einen Überblick über die
wichtigsten Deliktsformen im Zusammenhang mit Kulturgut. Das Jahr 2016 war aus Sicht der Kunstkriminalität
vor allem durch einige Aufsehen erregende Fälschungsfälle geprägt, mit Sicherstellungen von Gemälden
sowohl nationaler als auch internationaler Künstler.
Die Anzahl der Kunstdiebstähle in Österreich war konstant, auch an den Tatörtlichkeiten und den
Kategorien von gestohlenem Kulturgut änderte sich wenig: 2016 wurden in Österreich 175 Fälle von
Kunstdiebstahl angezeigt, die meisten davon in Wien. Betroffen sind vor allem Wohnungen und Häuser sowie Kirchen.
Aber auch im Kunsthandel und im Rahmen von Kunstmessen kommt es immer wieder zu Diebstählen.
Gestohlen wird grundsätzlich jede Art von Kulturgut, am meisten jedoch Gemälde, Statuen und Musikinstrumente.
Gemälde werden weltweit am häufigsten gestohlen, was in ihrer einfachen Transportmöglichkeit und
in ihrer guten Absetzbarkeit liegt. Aus Kirchen werden vor allem Statuen, Leuchter und liturgisches Gerät,
wie Kelche, Monstranzen oder Ziborien gestohlen.
Ermittlungen gegen Fälscherbanden
Großes Aufsehen machte 2016 die Sicherstellung von 80 gefälschten Gemälden international bekannter
Künstler, vor allem von Pablo Picasso, Emil Nolde und Edvard Munch. Durch Ermittlungen des Stadtpolizeikommandos
Schwechat, der Staatsanwaltschaft Korneuburg und des BK wurde eine österreichisch-slowenische Tätergruppe
ausgeforscht, die Gemälde von international renommierten Künstlern zum Kauf angeboten hatte.
Darüber hinaus gelang es dem Landeskriminalamt Niederösterreich einen schweren gewerbsmäßigen
Betrug mit 22 Fälschungen des Kärntner Malers Hans Staudacher zu klären. "Das Jahr 2016 hat
gezeigt, dass schwere Kulturgutkriminalität nicht weit entfernt von Österreich, sondern auch bei uns
stattfindet", sagte Innenminister Wolfgang Sobotka anlässlich der Veröffentlichung des Berichts.
"Die Polizei hat sich auf diese Entwicklung eingestellt und durch umfangreiche Ermittlungsarbeit Fälscherbanden
aufdecken können."
Operation Pandora
Österreich beteiligte sich 2016 an der europaweit durchgeführten Operation Pandora zur Bekämpfung
des illegalen Kunsthandels. Die mitwirkenden Behörden in Österreich waren das Finanzministerium, alle
Landespolizeidirektionen, Landeskriminalämter und das Kulturgutreferat im BK. In Österreich wurden ca.
1.700 Kraftfahrzeuge und 420 Kunstgegenstände überprüft, am Flughafen Wien-Schwechat wurden mehr
als 1.700 Gepäckstücke kontrolliert.
Präventionsarbeit
2016 wurde der Präventionsfolder "Kultur unter Schutz. Informationen aus erster Hand", der auf die
Problematik der Kulturgutkriminalität aufmerksam machen soll, überarbeitet und neu aufgelegt. Die Themen
des Folders sind die Ein- und Ausfuhr von Kulturgut, der Schutz von archäologischen Objekten und der Diebstahl
von Kulturgut. Der neue Folder ist unter anderem bei den Präventionsstellen der Polizei, im Kulturgutreferat
des BK, am Flughafen Wien Schwechat und im Bundesdenkmalamt erhältlich. Eine Online-Version des Folders ist
auf den Websites aller teilnehmenden Partner abrufbar.
Kulturgutreferat
Das Kulturgutreferat ist im BK als Zentralstelle zur Bekämpfung der Kulturgutkriminalität eingerichtet.
Es bearbeitet deliktsunabhängig sämtliche Fälle im Kulturgutbereich und ist Anlaufstelle für
Kulturgut Fragen innerhalb der österreichischen Polizei, aber auch für entsprechende Kontakte zu Museen,
Organisationen, Künstlern usw. zuständig. Die österreichischen Kunstdiebstähle werden ebenso
wie Fahndungen nach Schmuck auf der Website des BK veröffentlicht, wo mehr als 1.000 Fahndungen in der Kategorie
"Kunst- und Wertgegenstände" zu finden sind.
|