Wien (tu/azw/wien.gv) - Die Stärkung der ganzheitlich nachhaltigen Nutzungsmischung am Nordbahnhof Wien
ist die zentrale Aufgabe des von der TU Wien geleiteten Projektes „Mischung: Nordbahnhof“. Zu diesem Zweck wurde
ein vielschichtiges Konzept entwickelt, das eine experimentelle Zusammenarbeit verschiedenartiger AkteurInnen vorsieht.
Zentraler Ausgangspunkt für das Vorhaben ist die Transformation einer bestehenden Lagerhalle in einen urbanen
Experimentierort für den neuen Stadtteil.
In der neu benannten Nordbahn-Halle werden innovative Arbeitsplätze und kulturelle Veranstaltungen angeboten.
Ein Co-Working Space, offene Werkstätten und multifunktionale Veranstaltungsräume sollen nachhaltig neue
kreative Nutzungen ins Quartier bringen. Ausstellungen zeigen neue Möglichkeiten der Stadtproduktion. Die
Schau „Stadtraum“ informiert mithilfe modernster 3D-Technik über die weiteren Schritte am Nord- und Nordwestbahnhofareal.
Christian Peer von der Projektleitung (TU Wien): „Im F&E-Projekt >Mischung: Nordbahnhof< geht es um die
Entwicklung ganzheitlich nachhaltiger Stadtquartiere. Dafür sind offene gestaltete Stadtentwicklungsprozesse
und die Mischung von Wohnen und Arbeiten auch im Neubau erforderlich.“
Im Rahmen einer design.build-Lehrveranstaltung der TU Wien werden die Räume der Halle von Studierenden architektonisch
neu interpretiert und baulich adaptiert. Zukünftige bzw. bereits vor Ort aktive MacherInnen und AnbieterInnen
haben die Möglichkeit, diese Räume zu nutzen, sich an der Entwicklung des neuen Stadtteils Nordbahnhof
zu beteiligen und in weiterer Folge in die neu entstandenen Gewerbeflächen im Nordbahnhofquartier einzuziehen.
Die ersten Räume für MacherInnen wurden in einem offenen Call in Zusammenarbeit mit der Online-Plattform
imGrätzl.at (Forschungspartner) schon ab Mai 2017 angeboten
– der erste Bezug wird bereits im Juni 2017 stattfinden können. Weitere Co-Working und Co-Making Angebote
sind ab Mitte Juli geplant.
In der Anfangsphase der Bespielung der Nordbahn-Halle, von 21. Juni bis 31. Juli 2017, entwickelt der Forschungspartner
Architekturzentrum Wien einen öffentlichen Arbeitsraum im Rahmen der Vienna Biennale. Die Kuratorinnen Angelika
Fitz und Elke Krasny haben sechs internationale Architekturteams eingeladen, mit lokalen Initiativen und ExpertInnen
Prototypen für einen Care + Repair Urbanismus zu entwickeln. Wie können wir die Zukunft reparieren? Eine
wachsende Ausstellung und eine Serie von Veranstaltungen in der Nordbahn-Halle verdeutlichen, wie Care + Repair
Architektur die Stadt mit in die Zukunft nimmt. „Sorgetragen und Reparieren sind, wie Architektur und Urbanismus,
konkrete Aktivitäten. Sie werden an konkreten Orten wirksam. Aus diesem Grund überschreitet das Architekturzentrum
Wien die Mauern des MuseumsQuartiers und eröffnet einen öffentlichen Arbeitsraum am ehemaligen Nordbahnhof,
einem der spannendsten innerstädtischen Stadtentwicklungsgebiete Wiens“, so Angelika Fitz, Direktorin des
Architekturzentrum Wien.
Parallel dazu wird die Stadt Wien, als externe Kooperationspartnerin, im STADTRAUM einen Teil der Nordbahn-Halle
dem Thema Stadtentwicklung am Nord- und Nordwestbahnhof widmen. Im Zentrum des STADTRAUM steht ein digital bespieltes
Stadtmodell des Gebietes, das bis Ende 2018 umfassende Informationen rund um die beiden neuen Stadtteile bieten
wird. Historisches wird dabei ebenso wie die aktuellen und künftigen Entwicklungen präsentiert. Abgerundet
wird die Schau durch eine Diskussions-Reihe zu aktuellen Themen der Stadtentwicklung vor Ort. Vizebürgermeisterin
Maria Vassilakou dazu: „Wien gelingt es, Wachstum nicht nur zu managen, sondern mit mehr Lebensqualität zu
verbinden. Gerade die Projekte Nordbahnhof und Nordwestbahnhof werden zeigen, dass attraktive Grünräume,
leistbares Wohnen und intelligente Mobilität mithilfe guter Planung neue Qualitäten setzt. Der Info-Treff
STADTRAUM in der Nordbahn-Halle unterstützt uns auf dem Weg dorthin.“ Ganz ähnlich lautet auch die Einschätzung
von Bezirksvorsteherin Ursula Lichtenegger: „Der Nordbahnhof wird mit State-of-the Art-Stadtplanung, der großen,
grünen Freien Mitte, Urbanität, klug bespielten Erdgeschoßzonen und modernen Schulen und Kindergärten
zum innovativsten Grätzel Europas.“
Das Thema Nutzungsmischung ist für das neue Nordbahnviertel zentral. Die Entwicklung des neuen Nordbahnviertels
in Wien wird im städtebaulichen Leitbild „Nordbahnhof Wien“ skizziert, das in einem umfangreichen Handbuch
(Studiovlay 2015) vorliegt und laufend weiterentwickelt wird. Das Projekt basiert auf einer innovativen Umverteilung
der Ressourcen: aus der Einsparung von 85 Prozent der Verkehrsinfrastruktur soll das Kapital mobilisiert werden,
das die Entwicklung eines Freiraumes von übergeordneter Bedeutung ermöglicht. Gleichzeitig wird das Potenzial
der Nutzungsmischung durch die hohe Konzentration der Bebauung gefördert, jedoch besteht in den Strukturen
für die Entwicklung von neuen Stadtgebieten und in den damit verbundenen Umsetzungsprozessen Aufholbedarf.
Das Ideal einer belebten nutzungsgemischten Stadt wird theoretisch oft gewünscht, doch in der Praxis nur mit
erheblichen Abweichungen umgesetzt. Es fehlen dafür etwa Ressourcen, Zuständigkeiten und auch alternative
Praktiken. Vieles bleibt dem Paradigma der funktionalen Trennung und der Priorisierung des Wohnbaus verhaftet.
So werden Wohnquartiere statt Stadtquartiere gebaut.
Durch das Forschungs- und Entwicklungsprojekt „Mischung: Nordbahnhof“ entsteht vor allem eine Offenheit für
das Experiment. Durch konkrete Maßnahmen für die Entwicklung von Nutzungsvielfalt im neuen Stadtteil
Nordbahnhof Wien werden Kommunikations-, Partizipations- und Lernprozesse (Netzwerkmaßnahmen, Netzwerkplattform)
initiiert und eine konzeptuelle Rahmung etabliert. Beispiele sind die Umsetzung innovativer Baumaßnahmen
(Gebäudeinnovationen, Attraktivierung öffentlicher Räume zum Thema Arbeit sowie als Übergänge
zu urbanen Frei- und Grünräumen, Urban gardening) sowie eine laufende Evaluierung. Eine sonst fehlende
Begleitung des Nutzungsmanagements mit der Integration relevanter sonst nicht miteinander agierender – auch nicht
institutioneller – AkteurInnen wird ermöglicht, etwa durch die online-Plattform imGrätzl.at. Die langfristige
Implementierung der Erkenntnisse und der entstandenen Dynamik wird durch die Einbindung der BauträgerInnen
und des zukünftigen Quartiersmanagements sichergestellt.
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