Graz (universität) - Der Klimawandel nagt buchstäblich an Kulturdenkmälern. Aus Sandstein gebaute
Kirchen, Klöster und Schlösser in ganz Europa verwittern durch Wasser, Luftschadstoffe und Streusalz
um ein Vielfaches schneller. Univ.-Prof. Dr. Oliver Sass vom Institut für Geographie und Raumforschung der
Uni Graz hat mit seinem Team eine neuartige Sonde entwickelt, die Feuchtigkeit in Gebäuden und Gestein misst
und damit Aufschlüsse über die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen geben kann. Der Prototyp
wird in Kürze in der Grazer Pfarrkirche St. Leonhard getestet.
Durch höhere Lufttemperaturen und häufigere Starkniederschläge könnte sich in Mauern und Kellern
langfristig mehr Feuchtigkeit festsetzen. Um das zu überprüfen und die Folgen des Klimawandels an Steinwänden
zu erforschen, sind zunächst exakte, systematische Messungen nötig. „Bis jetzt gibt es keinen Sensor
auf dem Markt, der für solche wissenschaftlichen Zwecke wirklich passend wäre“, erklärt Sass. Sein
Team hat ein Gerät entwickelt, das rasch, präzise und kostengünstig den Wassergehalt in unterschiedlichen
Tiefen von Mauern und Felsen ermitteln kann. Mittelfristig könnte das die Basis für Überwachungssysteme
bilden, die rechtzeitig vor Schäden oder Steinschlag warnen.
Für die Einbringung der neuen Sonden reichen Bohrlöcher von sechs Millimeter Durchmesser. Dank mehrerer
aneinandergereihter Sensoren kann ein und dieselbe Sonde in verschiedenen Tiefen messen. Außerdem sind die
extrem energiesparenden Apparate wesentlich sensibler als herkömmliche und gleichzeitig unempfindlich gegenüber
Salzen. „Diese verfälschen bei den meisten Geräten die Ergebnisse und machen eine Interpretation schwierig“,
beschreibt der Geograph.
Vielfältige Anwendung
Die Feuchtesonde des Instituts für Geographie und Raumforschung wurde grundsätzlich für Kulturdenkmäler
konzipiert. Sie soll in mehreren Gegenden Europas – von England über Spanien bis Zypern – zum Einsatz kommen,
um Veränderungen in unterschiedlichen Klimazonen besser erforschen und Schäden vorhersagen zu können.
Darüber hinaus hilft die Technik, Felswände in der Nähe von Straßen oder in Klettergärten
zu überwachen. „Wir erwarten uns ein besseres grundsätzliches Verständnis der Zusammenhänge
von Feuchtigkeit, Temperatur und Steinschlag“, so Sass. Außerdem interessiert sich bereits ein Start-up-Unternehmen
für das Gerät, um es bei thermischen Sanierungen an entscheidenden Stellen ins Mauerwerk einbauen zu
können. Die Überwachung des Wassergehalts soll Schimmelbildung und andere Schäden vermeiden helfen.
Das Institut für Geographie und Raumforschung ist Teil der URBI-Fakultät der Uni Graz, die heuer ihr
zehnjähriges Bestehen feiert.
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