GeographInnen der Uni Graz entwickeln
 Feuchtesensor für Mauerwerk

 

erstellt am
13. 06. 17
13:00 MEZ

Graz (universität) - Der Klimawandel nagt buchstäblich an Kulturdenkmälern. Aus Sandstein gebaute Kirchen, Klöster und Schlösser in ganz Europa verwittern durch Wasser, Luftschadstoffe und Streusalz um ein Vielfaches schneller. Univ.-Prof. Dr. Oliver Sass vom Institut für Geographie und Raumforschung der Uni Graz hat mit seinem Team eine neuartige Sonde entwickelt, die Feuchtigkeit in Gebäuden und Gestein misst und damit Aufschlüsse über die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen geben kann. Der Prototyp wird in Kürze in der Grazer Pfarrkirche St. Leonhard getestet.

Durch höhere Lufttemperaturen und häufigere Starkniederschläge könnte sich in Mauern und Kellern langfristig mehr Feuchtigkeit festsetzen. Um das zu überprüfen und die Folgen des Klimawandels an Steinwänden zu erforschen, sind zunächst exakte, systematische Messungen nötig. „Bis jetzt gibt es keinen Sensor auf dem Markt, der für solche wissenschaftlichen Zwecke wirklich passend wäre“, erklärt Sass. Sein Team hat ein Gerät entwickelt, das rasch, präzise und kostengünstig den Wassergehalt in unterschiedlichen Tiefen von Mauern und Felsen ermitteln kann. Mittelfristig könnte das die Basis für Überwachungssysteme bilden, die rechtzeitig vor Schäden oder Steinschlag warnen.

Für die Einbringung der neuen Sonden reichen Bohrlöcher von sechs Millimeter Durchmesser. Dank mehrerer aneinandergereihter Sensoren kann ein und dieselbe Sonde in verschiedenen Tiefen messen. Außerdem sind die extrem energiesparenden Apparate wesentlich sensibler als herkömmliche und gleichzeitig unempfindlich gegenüber Salzen. „Diese verfälschen bei den meisten Geräten die Ergebnisse und machen eine Interpretation schwierig“, beschreibt der Geograph.

Vielfältige Anwendung
Die Feuchtesonde des Instituts für Geographie und Raumforschung wurde grundsätzlich für Kulturdenkmäler konzipiert. Sie soll in mehreren Gegenden Europas – von England über Spanien bis Zypern – zum Einsatz kommen, um Veränderungen in unterschiedlichen Klimazonen besser erforschen und Schäden vorhersagen zu können. Darüber hinaus hilft die Technik, Felswände in der Nähe von Straßen oder in Klettergärten zu überwachen. „Wir erwarten uns ein besseres grundsätzliches Verständnis der Zusammenhänge von Feuchtigkeit, Temperatur und Steinschlag“, so Sass. Außerdem interessiert sich bereits ein Start-up-Unternehmen für das Gerät, um es bei thermischen Sanierungen an entscheidenden Stellen ins Mauerwerk einbauen zu können. Die Überwachung des Wassergehalts soll Schimmelbildung und andere Schäden vermeiden helfen.

Das Institut für Geographie und Raumforschung ist Teil der URBI-Fakultät der Uni Graz, die heuer ihr zehnjähriges Bestehen feiert.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.uni-graz.at

 

 

 

 

 

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