Merck eröffnet neues Werksgebäude in Spittal Aber wie viel Wirtschaft und Gesundheit
wollen wir uns leisten?
Spittal/Wien (merckgroup) - Merck, ein führendes Wissenschafts- und Technologie- unternehmen, hat 7,5
Millionen Euro in den Ausbau seines Werkes in Spittal/Drau investiert. Anlässlich der Eröffnung der neuen
Produktionsflächen lud Merck u.a. zu einer prominent besetzten Expertendiskussion ein. Neben dem neuen Chef
des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Alexander Biach, nahmen daran Johann Lintner, Direktor der
Kärntner Gebietskrankenkasse, die Spitals-Betreiberin Andrea Samonigg-Mahrer, der Gesundheitsökonom Ernest
Pichlbauer sowie die Merck-Manager Matthias Wernicke und Klaus Raunegger teil.
Im Mittelpunkt der Diskussion standen neben der Bedeutung der Merck-Investition für Oberkärnten vor allem
das Spannungsfeld zwischen Innovation, die immer bessere Medikamente hervorbringt, und den steigenden Kosten das
Gesundheitssystem. Also die Frage, wieviel Wirtschaft und Gesundheit wir uns leisten wollen und können.
Gegeneinander oder miteinander, was hilft dem Gesundheitssystem mehr? So lautete eine der zentralen Fragen. Alexander
Biach betonte, dass es ihm ein besonders Anliegen sei, alle Vertreter des Gesundheitssystems als Partner zu sehen.
„Gerade die Pharmaunternehmen tragen hohe soziale Verantwortung und sind dabei auch Innovationstreiber“, sagte
Biach „und Merck hat eine herausragende Stellung als Arbeitgeber in Österreich.“
Auch Merck Wien Geschäftsführer Matthias Wernicke unterstrich den Beitrag der Pharmaindustrie zur österreichischen
Wirtschaft als Teil dieser Partnerschaft: 18.000 direkte und 63.000 indirekte Beschäftigte tragen durch direkte
und indirekte Wertschöpfung 2,8% des gesamten Bruttoinlandsproduktes (BIP) in Österreich bei. „Wir sind
stolz darauf Teil dieser Industrie zu sein und als Forschungsunternehmen hier in Österreich mit den besten
Experten zusammenarbeiten zu dürfen.“
Deutlich kontroverser wurde die Diskussion beim Thema Finanzierung und ob Preisobergrenzen für Medikamente
eine sinnvolle Maßnahme sind. Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer sieht das kritisch: Der österreichische
Medikamentenmarkt sei praktisch verstaatlicht. Dies ersetze den Wettbewerb durch gelenkte Wirtschaft. Die Orientierung
an Durchschnittspreisen aller EU Länder unabhängig von deren BIP beurteilt er skeptisch. „In Folge werden
wohl die Medikamentenpreise in den schwächeren EU-Ländern steigen und bei uns werden Medikamente nicht
oder verspätet eingeführt werden“, so seine Prognose.
Auf ein besonderes Problem Kärntens wies Johann Lintner, Direktor der Kärntner Gebietskrankenkasse, hin:
„In Kärnten haben wir das Problem, dass die Anzahl der Erwerbstätigen nicht in dem Ausmaß steigt
wie in anderen Bundesländern.“ Damit würden der Gebietskrankenkasse wichtige Beitragszahler fehlen. Es
sei daher wichtig möglichst viele Betriebe anzusiedeln. „Unser Ziel muss eine positive Weiterentwicklung des
Gesundheitssystems möglichst nahe an den Bedürfnissen der Versicherten sein.“
Wie schwierig das in der Praxis sein kann, erläuterte Andrea Samonigg-Mahrer vom Krankenhaus Spittal/Drau.
„Es ist eine Herausforderung, in Österreich einen Gesundheitsbetrieb zu führen – auf der Kostenseite
wie auch bei der Anwerbung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, sagte sie. „Ohne ständige Innovationsprozesse
und laufende Fortbildung ist heute ein Krankenhaus nicht mehr zu führen.“
Ein Innovationstreiber ist auch das Werk von Merck in Spittal an der Drau. „Österreich ist durch die hohe
Überregulierung kein ganz einfacher Wirtschaftsstandort“, betonte Geschäftsführer Klaus Raunegger.
„Umso mehr freut es mich, dass es gelungen ist, die Entscheidungsträger in unserem Konzern vom Standort Oberkärnten
zu überzeugen. Wesentliche Faktoren waren die hier doch gut funktionierende Zusammenarbeit mit den lokalen
Behörden und die sehr engagierten und loyalen Mitarbeiter“, bedankt er sich bei seinen Mitstreitern. Das 7,5
Millionen Euro teure Bauprojekt sei ein wichtiger Schritt für ein nachhaltiges Standortwachstum.
Trotz mancher Gegensätze waren sich die Teilnehmer einig, gemeinsam daran zu arbeiten, damit das österreichische
Gesundheitssystem auch weiterhin zu den Besten der Welt zählt.
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