Enormes Potenzial für das Heizen und Kühlen mit Grundwasser
Innsbruck (lk) - Rund 700 Niedrigenergiehäuser könnten im Vorderen Zillertal sauber und effizient
mit Grundwasser beheizt oder auch gekühlt werden. Das zeigen die nunmehr vorliegenden Grundwasserschichtenpläne,
die im Auftrag des Landes erstellt wurden. Derzeit gibt es in den 2.400 Gebäuden im Vorderen Zillertal zwischen
Strass und Fügen gerade einmal 14 Grundwasser-Wärmepumpen. Doch es sollen mehr werden.
„Mit den Grundwasserschichtenplänen wollen wir die Voraussetzung für eine geordnete Nutzung des Grundwassers
zum Heizen und Kühlen schaffen und Bauherren eine Entscheidungshilfe für die Wahl des Heizungssystems
bieten“, führte LHStv Josef Geisler bei der Präsentation in Schlitters aus. Grundwasser-Wärmepumpen
zum Heizen und Kühlen sind im Betrieb hocheffizient und kostengünstig und werden unter anderem über
die Wohnbauförderung unterstützt.
Geringere Planungskosten
Durch die nunmehr zur Verfügung stehenden Grundwasserschichtenpläne sollten sich auch die Planungskosten
je nach Anlage um 1.000 bis 2.000 Euro reduzieren. „Unser Ziel ist es, bis 2050 energieautonom zu werden und unseren
Energiebedarf weitgehend aus heimischen, erneuerbaren Energiequellen zu decken“, erinnert Geisler an die Energieziele
des Landes. Der Nutzung der Energie aus Grundwasser, Erdreich und Luft mittels Wärmepumpe kommt dabei große
Bedeutung zu.
Die Grundwasserschichtenpläne für das Vordere Zillertal umfassen eine Fläche von rund zwölf
Quadratkilometer und erstrecken sich auf eine Länge von 7,1 Kilometern vom Inn in Strass bis zur Firma Binderholz
in Fügen und eine Breite von 1,6 Kilometern im Talboden. Die Pläne reichen bis 30 Meter über den
Ziller. Auf Basis der umfangreichen Messungen an insgesamt 44 Messstellen wurden je ein Schichtenplan bei Grundwasserniederstand
und einer bei Grundwasserhochstand erstellt.
Stellvertretend für die Bürgermeister des Vorderen Zillertals freut sich Friedl Abendstein aus Schlitters,
dass die Region die Gemeinden von Strass bis Fügen als Pilotregion nunmehr über eine fundierte Basis
zur künftigen Grundwassernutzung verfügen. Bereits in den vergangenen Jahren haben die Gemeinden zahlreiche
Anstrengungen unternommen, ihre Energiebedarfsdeckung Schritt für Schritt in Richtung Versorgung mit eigenen
Ressourcen umzubauen.
Erhebliches Wärmepotenzial
Die Grundwasserschichtenpläne geben Auskunft darüber, wie der Grundwasserstrom verläuft und wieviel
Grundwasser im jahreszeitlichen Verlauf zum Heizen und Kühlen zur Verfügung steht. „Das Wärmepotenzial
aus dem Grundwasserkörper beträgt sieben Gigawattstunden. Das entspricht dem Heizbedarf von 700 Einfamilienhäusern
auf Niedrigenergiestandard. Dabei ist vor allem eine koordinierte Erschließung der Ressource Grundwasser
von besonderer Bedeutung. Nur so lassen sich unerwünschte gegenseitige Beeinflussungen von Anlagen verhindern“,
fasst Rupert Ebenbichler, Geschäftsführer von der vom Land Tirol mit der Erhebung und Erstellung der
Grundwasserschichtenpläne beauftragten Wasser Tirol das Ergebnis zusammen. „Die Grundwasserschichtenpläne
lassen Rückschlüsse auf die Auswirkungen einer Nutzung auf den Wasserhaushalt zu und sind damit eine
wichtige wasser- und energiewirtschaftliche Planungsgrundlage“, erklärt Hubert Steiner, Vorstand der Abteilung
Wasserwirtschaft. Grundwasser sei wichtig für die Trinkwasserversorgung und ein kostbarer Schatz, mit dem
auch in der thermischen Nutzung sorgsam umgegangen werden müsse.
Nach den nun vorliegenden Grundwasserschichtenplänen für das Vordere Zillertal folgt nun das Mittlere
Zillertal von Fügen bis Aschau. Langfristig sollen flächendeckend für ganz Tirol Grundwasserschichtenpläne
erstellt werden.
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