Forum der Staatsanwältinnen und Staatsanwälte 2017 – Bekämpfung von Bankentrojanern,
CEO Fraud und Ransomware eine große Herausforderung
Walchsee/Wien (bmj) - General Franz Lang, Direktor des Bundeskriminalamtes, und Staatsanwältin Dr.
Dascha Uljanov aus dem Justizministerium boten interessante Einblicke in die Herausforderungen der Internet- und
Cyberkriminalität. Mittels Bankentrojaner werden Konten leergeräumt, beim CEO-Fraud durch Täuschung
Unternehmen dazu gebracht Überweisungen zu tätigen, Ransomware eingesetzt, um Daten zu sperren und für
die Entsperrung Zahlungen zu verlangen. Mittels Fake-Webshops werden Geldleistungen herausgelockt, für die
niemals eine Gegenleistung erbracht wird.
Die Entwicklung schreitet hier rasend schnell voran. Der Einsatz von Ransomware ist etwa im Laufe des Jahres 2016
um 267 % angestiegen. Durch 4 Fälle von CEO-Fraud gelang es zuletzt Tätern, zum Nachteil österreichischer
Unternehmen 86 Millionen Euro zu erzielen. Die Strafverfolgungsbehörden sind auf gutem Wege einen Teil des
Geldes zurückzuerlangen. Weitere 300 Betrugsversuche scheiterten, da sofort nach Bekanntwerden der Vorgänge
über 4000 CEOs österreichischer Unternehmen gewarnt wurden.
Lang schilderte, wie schwierig die Ermittlungen aufgrund der Komplexität und Internationalität sind.
Durch den Einsatz von CG (Carrier Grade) NAT können zudem IP-Adressen nicht eindeutig einer Person zugeordnet
werden und es sind unfassbare Datenmengen auszuwerten. Ohne laufende, rasche internationale Zusammenarbeit u.a.
über Interpol, Europol und Eurojust wäre die Bekämpfung dieser grenzüberschreitenden Kriminalitätsformen
gar nicht möglich. „Rasche Entscheidungen „auf die Stunde“ ohne Rücksicht auf Zeitverschiebungen ist
das tägliche Brot der Ermittler in diesem Bereich“, so Lang.
Neben den erforderlichen Ressourcen seien natürlich auch die notwendigen Befugnisse und technischen Mittel
unerlässlich, um überhaupt zielführend ermitteln zu können. Lang ortet in Österreich Handlungsbedarf.
Hier setzte Uljanov an und erläutert die Eckpunkte eines Entwurfs eines Strafprozessrechtssänderungsgesetzes.
Ganz zentral ist natürlich die Ermöglichung der Überwachung internetbasierter Kommunikation, also
von Messenger-Diensten und Skype, die vielzitierte „WhatsApp-Überwachung“. Zudem sollen aber auch die akustische
Überwachung im Auto jener in der Wohnung gleichgestellt werden. Klarstellungen bei PUK-Code und IMSI-Catcher
sollen die Ermittlungsarbeit vereinfachen.
Als weiteren Programmpunkt diskutierte ein hochkarätig besetztes Podium, bestehend aus Dr. Renate Graber von
der Zeitung Der Standard, Dr. Verena Murschetz, Professorin an der Universität Innsbruck, Dr. Rupert Wolff,
Präsident des österreichischen Rechtsanwaltskammertages und Mag. Werner Zinkl, Präsident der österreichischen
Richtervereinigung, über den Themenkreis Strafrecht und Demokratie. DDr. Gabriele Wörgötter, Fachärztin
für Psychiatrie und Neurologie, bot zudem interessante Einblicke in die Gefährdungseinschätzungen
aus psychiatrischer Sicht.
Das Forum der Staatsanwältinnen und Staatsanwälte findet von 19. bis 22. Juni in Walchsee in Tirol statt.
Zentrale Themen der diesjährigen Veranstaltung sind neben Hasskriminalität im Internet auch der Umgang
mit staatsfeindlichen Bewegungen sowie internationaler Terror und dessen Verfolgung.
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