Ausstellung von 22. Juni 2017 bis 14. Jänner 2018 im 21er Haus
Wien (21er haus) - Fenster markieren die Schwelle zwischen privat und öffentlich. Sie sind Öffnungen,
die von innen den Blick auf das Außen einrahmen, während wir uns von draußen in ihnen spiegeln.
Beide Motive – der Spiegel wie auch das Fenster – sind bekannte Metaphern für die Wahrnehmung der Welt und
des Selbst in der bildenden Kunst. Dieser Sicht auf das Innere, das Äußere und deren Wechselwirkungen
geht eine Gruppenausstellung im 21er Haus nach.
Unsere Gegenwart wird auf nahezu allen Ebenen als krisenhaft beschrieben und empfunden. Durch die Folgen der Weltwirtschaftskrise,
geopolitische Konflikte, Migrationsbewegungen, terroristische Bedrohungen, ökologische Katastrophen und zunehmende
politische Instabilität wächst der ökonomische, soziale und psychische Druck auf das Individuum.
Die allgegenwärtigen Krisendiagnosen lassen auch das Feld der Kultur nicht unberührt. Die alte Frage
danach, was Kunst in Hinblick auf Gesellschaft und Politik zu leisten vermag, erscheint aktueller und relevanter
denn je.
„Verstehen wir die Kunst als ein Instrument der Welt- und Selbsterkenntnis im Dialog zwischen Kunstwerk und Betrachter_in,
so werden ihre politische Dimension und ihr Potenzial deutlich. Zwar kann die Kunst gesellschaftliche Verhältnisse
und individuelle Lebensrealitäten nicht direkt verändern, aber sie schärft unseren Blick auf diese,
stärkt unsere Bereitschaft zur kritischen Auseinandersetzung mit komplexen Sachverhalten und nicht zuletzt
unsere Sensibilität“, so Generaldirektorin Stella Rollig.
Rund fünfzig Arbeiten aus dem Sammlungsbestand des Belvedere und der Artothek des Bundes bilden in der Ausstellung
verschiedene Themenkomplexe: Diese erzählen von Utopien und Krisen, dem Grauen des Alltäglichen, Phänomenen
des Spirituellen, der Politisierung des Körpers ebenso wie von Soziophysik und Psychonautik, von surrealen
Welten und individuellen Mythologien.
„Die Ausstellung macht als Summe ihrer Teile das heutige Spannungsfeld zwischen Individuum und Gesellschaft erfahrbar
und reflektiert – ganz im Sinne der spiegelnden Fenster – zugleich Auswirkungen auf Körper und Geist,“ so
Kurator Severin Dünser.
Kuratorin Luisa Ziaja ergänzt: „Die ausgewählten Arbeiten lassen in der Kombination neue Sinnzusammenhänge
entstehen und öffnen einen Verhandlungsraum, in dem die Betrachter_innen die Erzählstränge selbst
aufnehmen und weiterspinnen können. Der zeitgenössische Bestand wird in der Ausstellung mit einzelnen
historischen Exponaten kombiniert, die nichts an Aktualität verloren haben. Dies zeugt von den Möglichkeiten
des Formats Ausstellung, Geschichte und Gegenwart in ein produktives, erhellendes Verhältnis zu setzen.“
Mit Arbeiten von: Marc Adrian, Martin Arnold, Vittorio Brodmann, Georg Chaimowicz, Adriana Czernin, Josef Dabernig,
Gunter Damisch, VALIE EXPORT, Judith Fegerl, Michael Franz/Nadim Vardag, Padhi Frieberger, Bernhard Frue, Walter
Gamerith, Bruno Gironcoli, Samara Golden, Judith Hopf, Alfred Hrdlicka, Iman Issa, Martha Jungwirth, Jesper Just,
Tillman Kaiser, Johanna Kandl, Joseph Kosuth, Susanne Kriemann, Friedl Kubelka/Peter Weibel, Luiza Margan, Till
Megerle, Henri Michaux, Muntean/Rosenblum, Walter Pichler, Tobias Pils, Arnulf Rainer, Ugo Rondinone, Isa Rosenberger,
Gerhard Rühm, Markus Schinwald, Toni Schmale, Anne Schneider, Richard Teschner, Simon Wachsmuth, Rudolf Wacker,
Anna Witt
Kuratiert von Luisa Ziaja und Severin Dünser
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