Testlabor für JKU Linz und 23 heimische Betriebe – Infrastrukturministerium investiert
zwei Millionen Euro, Land und Stadt stellen Gebäude zur Verfügung
Linz/Wien (bmvit) - Das Infrastrukturministerium richtet eine eigene Pilotfabrik für Industrie 4.0
in Oberösterreich ein. In dem Testlabor in Linz können heimische Unternehmen in Zukunft digitalisierte
Produktionstechnologien erproben, ohne den eigenen Betrieb zu stören. In der „LIT Factory“ werden innovative
Verfahrenstechniken erforscht, mit dem Ziel Materialien für neue Zwecke einzusetzen. So werden beispielsweise
Leichtbauteile aus Kunststoff für Autos entwickelt, die anstelle von Stahl den Motor mit der Karosserie verbinden.
Weitere Forschungsprojekte liegen in den Bereichen Produktionstechnik, Medizintechnik, Maschinenbau, Bau und Recyclingtechnik.
Federführend für die Pilotfabrik verantwortlich ist die Johannes-Kepler-Universität Linz, die sich
gemeinsam mit 23 heimischen Betrieben an dem Projekt beteiligt. Das Infrastrukturministerium investiert zwei Millionen
Euro in den Standort, etwa die gleiche Summe kommt in der Anfangsphase von Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft.
Das Land Oberösterreich und die Stadt Linz stellen zudem zweieinhalb Millionen Euro für das Gebäude
bereit.
„In der Pilotfabrik erproben unsere heimischen Unternehmen schon heute die digitale Produktion von morgen. In Zukunft
werden Unternehmen in Linz innovative Methoden entwickeln, um Materialien für neue Zwecke zu verwenden. So
wird etwa beim Auto Stahl durch Leichtbauteile aus Kunststoff ersetzt: Das macht die Fahrzeuge leichter und sicherer
und ist günstiger in der Herstellung. Mit der Pilotfabrik bereiten wir unsere Unternehmen auf die Digitalisierung
vor. So holen wir neue Arbeitsplätze nach Oberösterreich“, sagt Infrastrukturminister Jörg Leichtfried.
„Ich habe ein klares Ziel für Oberösterreich: Unser Bundesland soll zu den Top-Regionen Europas aufsteigen.
Diese Top-Regionen zeigen uns, dass die enge Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft ein zentraler Erfolgsfaktor
für die Wettbewerbsfähigkeit ist. Mit der LIT Factory wird die JKU Linz zu einer Drehscheibe für
Industrie 4.0 bzw. Digitalisierung und der direkte Know-how-Transfer in die Wirtschaft wird verbessert. Das ist
ein großer Wurf für den Standort Oberösterreich und ein wichtiger Schritt in Richtung europäische
Spitze“, so Landeshauptmann Thomas Stelzer.
Zufrieden ist auch Forschungsreferent Landeshauptmann-Stv. Dr. Michael Strugl: „Die LIT Factory ist ein weiterer
wichtiger Meilenstein für die oberösterreichische Forschung. Dass die neue Pilotfabrik, verbunden mit
einem nachhaltigen Strukturaufbau am LIT, von enormer strategischer Bedeutung für die oberösterreichische
Industrie und Wirtschaft ist, wird durch die massive Firmenbeteiligung deutlich. Mit aktiver Unterstützung
durch die Cluster konnten für die Aufbau- und Nutzungsphase der Pilotanlage insgesamt rund 10 Millionen Euro
an Firmenbeteiligungen aufgebracht werden. Das liegt weit über dem relevanten Volumen für den Antrag.
Mit ihrem zentralen Beitrag zu strategisch wichtigen Innovationsvorhaben –z.B. Pro2Future oder das neue COMET K2-Zentrum
Center for Symbiotic Mechatronics – hat die Johannes Kepler Universität Linz wieder einmal bewiesen, ein zentraler
Innovationstreiber in der oberösterreichischen Forschungslandschaft zu sein.“
Auch der Linzer Bürgermeister Klaus Luger freut sich über die Förderung: „Die Pilotfabrik ist eine
einzigartige Chance für den Innovationsstandort Linz. Ich freue mich, dass wir den Förderzuschlag bekommen
haben. Die Kooperation zwischen Linzer Leitbetrieben, der Johannes Kepler Universität, dem Land Oberösterreich
sowie der Stadt Linz zeigt, dass ein gemeinsames Vorgehen zum Erfolg führt. Es unterstreicht unser Vorhaben,
Linz als innovativste Stadt in Österreich zu positionieren.“
Fit für die Zukunft: Startschuss für die neue LIT Factory
„Das starke wirtschaftliche Umfeld Oberösterreichs ist unbestritten. Mit der LIT Factory als Pilotfabrik
im Bereich Industrie 4.0 (I4.0) sollen bereits vorhandene Potenziale und Synergien weiter forciert werden. Unter
der Leitung von Univ.-Prof. DI Dr. Jürgen Miethlinger MBA fördert die LIT Factory in Kooperation mit
Wirtschaftsunternehmen den Einsatz von neuartigen, teils prototypischen I4.0-Technologien. Die Pilotfabrik wird
auch in der Lehre der JKU eine wichtige Rolle spielen“, sieht JKU-Rektor Meinhard Lukas in der Förderungszusage
einen wesentlichen Schritt für die Zukunft. Die Pilotfabrik, unmittelbar am Campus als Teil des Linz Institute
of Technology angesiedelt, soll als offene Plattform Potenziale und Technologien der Digitalisierung erforschen,
entwickeln und lehren sowie branchenübergreifende Lösungen für Produkte und Produktion schaffen.
„Kunststoff und Digitalisierungslösungen erleichtern in vielen Bereichen unser tägliches Leben. Wir wissen
aber auch, dass unsere Produkte zur Umweltverschmutzung beitragen können, wenn sie nicht richtig entsorgt
werden. Mit der LIT Factory entsteht ein einzigartiges Zentrum, das industrienahe interdisziplinäre Aufgabenstellungen
bearbeitet. Daher wollen wir durch Kooperation mit der LIT Factory innovative und nachhaltige Produkt- und Prozesslösungen
mit Mehrwert entwickeln“, erklärt Axel Kühner, Vorstandsvorsitzender der Greiner Gruppe.
Neben der bereits bestehenden Pilotfabrik in der Wiener Seestadt Aspern und der LIT Factory in Linz bekommt auch
Graz eine Pilotfabrik, in der diskrete Fertigung erforscht wird, also die rentable Herstellung kleiner Stückzahlen.
Diese „Demofabriken“ sind realitätsnahe Modelle einer Fabrik und helfen, Neuentwicklungen schneller marktreif
zu machen. Das ist deshalb so wichtig, weil sich die Produktion gerade in einem tiefgreifenden Wandel befindet.
In den Fabriken kommunizieren Menschen, Produkte, Maschinen und Werkstoffe in immer komplexeren computergesteuerten
und per Internet vernetzten Systemen miteinander. Ein prominentes Schlagwort für diese Entwicklung ist „Industrie
4.0“, also die vierte industrielle Revolution nach Mechanisierung, Elektrifizierung und Automatisierung. Insgesamt
fördert das Infrastrukturministerium Forschung und Entwicklung im Bereich Industrie 4.0 mit 185 Millionen
Euro im Jahr. Neben den Pilotfabriken werden dabei unter anderem Stiftungsprofessuren, Weiterbildung in Betrieben
wie etwa das Programm „Fit 4 4“ und Studien zu den Auswirkungen von Industrie 4.0 auf Ausbildung und Arbeitsmarkt
in Österreich finanziert.
|