WIFO – Prognose für 2017 und 2018
Wien (wifo) - Die von Ostasien ausgehende Beschleunigung des Welthandelswachstums erreichte heuer Österreich.
Die heimische Ausfuhr profitiert zudem von der Lösung des Investitionsstaus in Ostmitteleuropa. 2018 dürften
die außenwirtschaftlichen Impulse etwas nachlassen, der private Verbrauch wird die Konjunktur weiterhin stützen.
Trotz eines prognostizierten Wirtschaftswachstums von 2,4% 2017 (arbeitstagsbereinigt +2,6%) und 2,0% 2018 bleibt
die Arbeitslosigkeit relativ hoch, da viele Stellen nicht mit Arbeitsuchenden in Österreich besetzt werden.
Das Budgetdefizit nimmt heuer deutlich ab, die Fiskalpolitik ist einnahmenseitig aber noch expansiv ausgerichtet.
Die österreichische Wirtschaft verzeichnete zu Jahresbeginn 2017 das höchste Wachstum seit sechs Jahren.
Dahinter steht vor allem ein günstiges Zusammenspiel außenwirtschaftlicher Faktoren. Zum einen belebte
sich seit 2016 die Importnachfrage Chinas. Neben anderen Ländern in Ostasien profitierten davon Rohstoffexporteure
wie Russland, aber eben auch Österreich (vor allem über Zulieferketten mit Deutschland), da die heimischen
Exporteure von Investitionsgütern und Maschinen sehr gut in die weltweiten Wertschöpfungsketten integriert
sind. Zum anderen löst sich allmählich der Investitionsstau in Ostmitteleuropa, der 2016 wegen der Verzögerung
der Auszahlung von EU-Förderungen entstanden war. Der österreichische Außenhandel profitiert damit
zur Zeit mehrfach, denn auch in den USA nahm die Investitionstätigkeit und damit die Nachfrage nach österreichischen
Erzeugnissen Anfang 2017 wieder kräftig zu.
Heuer werden diese günstigen Impulse wohl noch anhalten; die Unternehmen bewerten die aktuelle Lage und die
Entwicklung in den kommenden Monaten äußerst optimistisch. In Ostmitteleuropa wird sich die Investitionstätigkeit
dann wieder normalisieren, und in den USA werden von wirtschaftspolitischer Seite wohl eher die Steuern gesenkt
als große Investitionsprojekte angegangen. Zudem ist fraglich, ob der Investitionsboom in China anhält;
die Welthandelsdynamik schwächte sich zuletzt ab. Daher wird für Österreich im Prognosezeitraum
eine Abschwächung des Wachstumspfades unterstellt.
Insgesamt wird die Wirtschaft aber auch 2018 kräftig expandieren, nicht zuletzt aufgrund der robusten Binnennachfrage.
Zwar laufen die konsumstützenden Effekte der Steuerreform heuer aus, doch stärkt der Rückgang der
Arbeitslosigkeit die Einkommen der privaten Haushalte und ihren Verbrauch. Eine Entwarnung für den Arbeitsmarkt
wäre aber verfrüht: Der Großteil der zusätzlichen Beschäftigung wird nicht aus dem bestehenden
Reservoir an Arbeitsuchenden rekrutiert. Vor allem aus jenen Ländern in Ostmitteleuropa, für die der
Zugang zum heimischen Arbeitsmarkt 2011 und 2013 liberalisiert wurde, ist der Arbeitskräfteandrang anhaltend
stark. Ältere und geringqualifizierte Arbeitssuchende bleiben länger arbeitslos und erhöhen die
Sockelarbeitslosigkeit in Österreich.
Das Budgetdefizit wird heuer deutlich geringer ausfallen als 2016. Dies ist zum einen dem höheren Wirtschaftswachstum
zuzuschreiben, zum anderen Sondereffekten im Zusammenhang mit der Steuerreform (Vorzieheffekte im Bereich der Kapitalertragsteuer,
die 2016 das Aufkommen dämpften) und den Pensionen ("Pensionshunderter" 2016), drittens dem Wegfall
von budgetwirksamen Bankenhilfen und schließlich dem anhaltenden Rückgang der Zinsbelastung. Einnahmenseitig
wirkt die Budgetpolitik 2017 noch expansiv, da Teile der Steuerreform erst heuer wirken und die Dienstgeberbeiträge
zum Familienlastenausgleichsfonds gesenkt werden. Die Budgetprognose für 2018 ist nicht zuletzt aufgrund der
vorgezogenen Nationalratswahl im Oktober 2017 mit erheblicher Unsicherheit behaftet; ein Budgetprovisorium dürfte
vorerst bestehende Ausgabenpfade fortschreiben.
Die Prognoserisiken für das Wirtschaftswachstum sind mehrheitlich aufwärtsgerichtet. Die "Aktion
20.000" würde dazu beitragen, die erhöhte Sockelarbeitslosigkeit zu senken, der "Beschäftigungsbonus"
könnte zusätzliche Investitionen auslösen. Zudem könnten die günstigen Impulse für
die Außenwirtschaft länger anhalten als in der Prognose unterstellt. Die Weltwirtschaft birgt aber auch
Abwärtsrisiken, wie etwa die Brexit-Verhandlungen und die hohen weltweiten Aktienbewertungen: Eine Kurskorrektur
könnte den fragilen europäischen Finanzsektor destabilisieren. Drohende militärische Konflikte im
Nahen Osten sind ein Risiko für den Rohölpreis, da der Iran große Teile der täglichen Rohölfracht
kontrolliert.
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