Erste Ausstellung im mumok am 30. Juni
New York/Wien (mumok) - Als Warren Fischer und Casey Spooner ihr Kunst-, Musik-und Performanceprojekt Fischerspooner
1998 in New York ins Leben riefen, hatten sie eine Mission: Die zugeknöpfte, elitäre Kunstszene sollte
offener und zugänglicher werden. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Nach ihren ersten, orgiastisch-opulenten
Performances, etwa im MoMA PS1, wurden Fischerspooner zum „talk of town“ und waren aus der Kunstszene der Stadt
bald nicht mehr wegzudenken. Anfang 2000 landeten Fischerspooner mit Emerge einen internationalen Club-Hit und
schafften es durch eine Platzierung in der Britischen Top 40-Hitparade 2002 sogar auf die Bühne der Kultsendung
Top of the Pops.
Ab 30. Juni 2017 präsentieren Fischerspooner ihr schillerndes, verspieltes, queer-lustvolles Universum unter
dem Titel SIR. Eine von Yuki James produzierte Fotoserie bildet die Grundlage der eigens für die Ausstellung
geschaffenen Rauminstallation. Im Zentrum der Fotoserie stehen neben Casey Spooner diverse Freund_innen, Bekanntschaften,
zum Teil anonyme (im Internet rekrutierte) Männer, die sich in Spooners ehemaligem Apartment in New York in
unterschiedlichen Charakterinszenierungen ablichten lassen: von Leder-und-Ketten-Bondage bis hin zu betont männlicher
Nacktheit reicht die Palette, stets eingefasst in ein häuslich-warmes Interieur, versetzt zugleich mit größtmöglicher,
nach außen gerichteter Expressivität. Durch die Nutzung des privaten Ambientes als Bühne der Selbstinszenierung
werden Fragen der Grenzziehung zwischen privatem und öffentlichem Raum aufgeworfen.
Identitäten werden heutzutage stark über soziale Medien definiert und zugleich privat und öffentlich
präsentiert. Die Ausstellung bildet derartige, mit digitalen Technologien und in sozialen Medien kreierte
Narrative von Charakteren und menschlichen Beziehungen ab.
Bei der Rauminstallation handelt es sich um eine künstlerische Fortführung des vierten Albumprojektes
von Fischerspooner. Das im Herbst 2017 unter dem Titel SIR erscheinende Werk wurde von Michael Stipe (R.E.M.) produziert
und thematisiert das Verschwimmen eben erwähnter Grenzen.
Fischerspooner agieren in den Zwischenräumen von Humor und Ernsthaftigkeit, Popkultur und Kunst, Fiktion und
Fakt, Öffentlichkeit und Privatheit. Der „in-between space“, die fortwährende Lücke zwischen allzu
eindeutigen Bereichsabgrenzungen, wird von Fischerspooner in einer Art Balanceakt virtuos bespielt – ohne Angst
vor dem Absturz, sondern geradewegs auf ihn zusteuernd. „The discovery of this unnamed space“, so Warren Fischer,
„felt honest and ecstatic; the world cracked open and an elusive truth was revealed.“
Auf das Debüt von Fischerspooner 1998 im Astor Palace Starbucks, New York folgten Shows im MoMA PS1, eine
Aufführung in Rirkrit Tiravanijas Installation Apartment 21 sowie Marathonperformances in den New Yorker Galerien
Gavin Brown’s Enterprise (2000) und Deitch Projects (2002).
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