Ausstellung im Kunst Haus Wien von 29. Juni bis 8. Oktober 2017
Wien (rk) - Das Kunst Haus Wien, ein Museum der Wien Holding, präsentiert die neue Ausstellung „Sekundäre
Wildnis“ der österreichischen Künstlerin Iris Andraschek. Alternative Lebensentwürfe, Natur, Gärten
und der ländliche Raum sind zentrale Themen in den künstlerischen Arbeiten Andrascheks. Ihre Beobachtungen
und Untersuchungen zur Natur verarbeitet die Künstlerin seit Ende der 1990er Jahre in Form fotografischer
und filmischer Porträts von Menschen, die ihre Existenz bewusst in einem Leben mit der Natur verankern.
Fotografien, Videos und installative Arbeiten zu sehen
In der Garage und im Garten des Kunst Haus Wien präsentiert Iris Andraschek den Werkzyklus „Sekundäre
Wildnis“ mit einer Auswahl ihres ständig erweiterten Archivs. Neben Fotografien und Videos sind speziell für
den Außenraum installative Arbeiten entstanden:
LandwirtInnen aus dem Wein- und Waldviertel wurden von Iris Andraschek eingeladen, „pflanzliche Selbstporträts“
zu gestalten. So gedeiht in adaptierten Lastenanhängern ein Zusammenspiel an exotischen Pflanzen und ungewöhnlichen
Gemüsesorten aus ihrer Zucht. Daneben steht ein alter Bienenwagen aus Holz, temporär zum Display umfunktioniert,
als metaphorisches Zitat für unseren Umgang mit der Natur.
Gelebte Utopien in Verbindung mit der Natur
Die ProtagonistInnen aus Andrascheks Bildern und Filmen wurden von der Künstlerin oft über viele
Jahre hinweg begleitet. Es sind Menschen, die aus unterschiedlichen persönlichen Beweggründen – sie reichen
vom Ausstieg aus dem Leben in einer Leistungsgesesellschaft bis zu ökologischen oder gesellschaftspolitischen
Überlegungen – alternative Lebensentwürfe in dauerhafte Lebens- und Existenzformen umwandeln. Landwirte,
die konsequent nachhaltige Landwirtschaft betreiben, eine Saatgutvermehrerin, die ein internationales Unternehmen
führt, AussteigerInnen, die sich für ein freies, karges, der Natur ausgesetztes Leben in den Wäldern
entschieden haben oder Personen, die sich in irgendeiner anderen Form Raum für eine abweichende, nicht von
Kontrolle, Überwachung und kapitalistischer Logik determinierten Lebensform geschaffen haben.
Bilder des Alltäglichen
Andraschek geht es nie um Klischees oder Idyllen, sondern immer um ein organisches Form- und Denkprinzip, nie
um starre Ordnungen, sondern um Prozesse und Beziehungen. Sie führt uns Gegenentwürfe vor Augen: Formen
und Möglichkeiten eines Lebens, das sich den allgegenwärtigen Mustern von Konsum, Massenproduktion, Missachtung
der Ressourcen und ökologischer wie ökonomischer Ausbeutung entgegenstellt. Es sind zum Teil radikale
Utopien, die hier verfolgt werden. Andrascheks Arbeiten widmen sich aber nicht dem „Spektakulären“, sondern
der Abbildung einfacher Momenten des Tuns, den unspektakulären Handlungen von Alltag und Arbeit.
Poetische Dokumentation
In ihrer Konzentration auf den Moment, das Innehalten im Detail, erinnert Andrascheks Bildsprache bisweilen
an niederländische Stilleben oder Genremalerei. Aber es sind subversiv aufgebrochene Stilleben, die auch formal
immer wieder realitätsverzerrende Techniken wie Farbfilter, Unschärfe, Schwärzen oder „Weißerhöhungen“
einsetzen und aus einem geradlinigen Realismus ausbrechen. Charakteristisch für die Arbeiten ist, dass sich
in ihnen dokumentarische und mythisch-poetische Anteile die Waage halten. Bauernhöfe, landwirtschaftliche
Lager, Gärten, Felder werden gezeigt und verwandeln sich zu Orten von besonderer Bedeutung. Pflanzen und Natur
liefern auch wichtige Elemente und Themen für ihre Zeichnungen. Das Ergebnis ist ein „poetischer Verismus“
mit dokumentarischen Zügen, den es zum Ausgestoßenen, zum Beiläufigen oder eben zum „Dissidenten“
zieht.
Biographie
Iris Andraschek, geboren 1963 in Horn in Niederösterreich, absolvierte ihr Studium an der Akademie der
Bildenden Künste, Wien, mit ergänzenden Studien für Freskomalerei an der scuola degli arti ornamentali
in Rom und Bozen. Arbeitsaufenthalte in Durham, Ontario (2002), New York (2010), Woodside, CA im Djerassi Resident
Artists Program (2012) und bevorstehend in Istanbul (2015). Sie lebt und arbeitet in Wien und Mödring, Niederösterreich.
Zur Ausstellung erscheinen ein Katalog und eine Fotoedition mit zwei Arbeiten der Künstlerin.
In Zusammenarbeit mit Iris Andraschek wird Bienenhonig vom Dach des Kunst Haus Wien mit einem von der Künstlerin
gestalteten Etikett vertrieben und ist im Shop erhältlich.
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