Aufstieg vom Mittelfeld zur Spitze der besten Industrieregionen Europas ist zentrales Ziel
- Themenfelder Wirtschaft, Bildung und Forschung sowie Digitalisierung als zentrale Säulen der Zukunftsagenda
Linz (lk) - Im Rahmen einer Pressekonferenz im Landhaus in Linz präsentierte Landeshaupt- mann
Mag. Thomas Stelzer gemeinsam mit Wirtschaftsreferent Landeshauptmann-Stv. Dr. Michael Strugl, IV OÖ-Präsident
Dr. Axel Greiner, IV OÖ-Vizepräsident Dipl.-Ing. F. Peter Mitterbauer und IV OÖ-Geschäftsführer
Dipl.-Ing. Dr. Joachim Haindl-Grutsch am 26.06. die gemeinsame Zukunftsagenda für den Standort Oberösterreich.
Oberösterreich ist ein starkes Industrieland und mit 28 Prozent der Bruttowertschöpfung als solches
die klare Nummer eins unter den österreichischen Bundesländern. Im europäischen Standortranking
liegt es aber nur im Mittelfeld der vergleichbaren Industrieregionen. Wie eine Detailauswertung des im Frühjahr
veröffentlichten Regional Competitiveness Index 2016 (RCI 2016) der Europäischen Kommission verdeutlicht,
bestehen insbesondere bei Indikatoren in den Bereichen Wirtschaft, Bildung und Forschung sowie Digitalisierung
noch erhebliche Verbesserungspotenziale.
Mit der gemeinsamen Fertigstellung der vorliegenden Zukunftsagenda durch Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer, Landeshauptmann-Stv.
Dr. Michael Strugl und dem Präsidium der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) wird nun
ein Prozess abgeschlossen, der im Jänner 2016 eingeleitet wurde. Durch die konsequente, schrittweise Umsetzung
der darin enthaltenen Veränderungsmaßnahmen und neuen Prioritätensetzungen kann der Abstand zu
den industriellen Spitzenregionen Europas in den nächsten Jahren reduziert und die Attraktivität des
Standortes Oberösterreich deutlich gesteigert werden. Mit der gemeinsamen Erstellung der Zukunftsagenda besteht
auch ein gemeinsames Verständnis der Landesregierung und der IV OÖ darüber, wie die Zukunftsfähigkeit
des Landes in den nächsten Jahren bei zentralen Standortfragen Zug um Zug erhöht werden kann.
Impuls für einen breiten Standort-Dialog
Damit Oberösterreich wieder in die Liga der erfolgreichsten Wirtschaftsregionen der Welt aufrücken
kann, müssen wir unser Land noch stärker als bisher als Wirtschafts- und Innovationsbundesland positionieren.
Digitalisierung, Globalisierung, Wettbewerbsfähigkeit und Innovationsstärke werden in Zukunft ganz maßgeblich
darüber entscheiden, wie erfolgreich eine Region ist.
Das kann aber nur gelingen, wenn es ein Miteinander aller Kräften in unserem Land gibt. Diese Zukunftsagenda
ist ein wesentlicher Schritt für ein Miteinander von Industrie und Standortpolitik, um den Industriestandort
Oberösterreich wieder fit zu machen für den internationalen
Wettbewerb. Sie soll ein wesentlicher Impuls für einen Standort-Dialog auf breiter Basis sein.
Insbesondere muss auch die Wirtschaftskammer Oberösterreich unter der neuen Führung mit Präsidentin
Mag. Doris Hummer an der Spitze im Sinne der von ihr angekündigten Standortpartnerschaft ein wesentlicher
Partner in diesem Standortdialog sein.
Bereits am 13. Juli wird ein Gespräch mit den neuen Vertretern der OÖ. Wirtschaftskammer stattfinden,
um die vorliegende Zukunftsagenda zu diskutieren und gemeinsame Schwerpunkte in der Standortpolitik Oberösterreichs
zu definieren.
Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer:
"Machen wir Oberösterreich zum Land der Möglichkeiten"
Wir leben in einer Zeit des digitalen Wandels und des rasanten technologischen Fortschritts. Dieser Wandel
wird die Wirtschaft und die Arbeitswelt von Grund auf verändern. Gleichzeitig wird der weltweite Wettbewerb
der Regionen immer härter.
"Wohlstand, Lebensqualität, soziale Sicherheit und letzten Endes auch Freiheit und Frieden sind eng verknüpft
mit dem wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes. Derzeit rangiert Oberösterreich als Wirtschaftsstandort im
internationalen Wettbewerb im Mittelfeld. Das ist aber nicht der Platz, wo wir hingehören. Im Gegenteil: wir
wollen mutig vorangehen und unser Land an die Spitze führen. An die Spitze Österreichs und an die Spitze
der europäischen Topregionen", betont Landeshauptmann Thomas Stelzer.
"Mit der vorliegenden Zukunftsagenda haben wir eine Strategie erarbeitet, wie wir Oberösterreich Schritt
für Schritt gemeinsam nach vorne bringen wollen. Dafür braucht es viele Dinge: Wir müssen die Infrastruktur
ausbauen, insbesondere um den Anforderungen der Digitalisierung gerecht zu werden. Wir müssen unser Bildungssystem
anpassen, damit unsere Betriebe die dringend benötigen Fachkräfte bekommen, und vor allem, damit unsere
Kinder in der Welt von morgen die besten Chancen haben.
Wir müssen ein investitions- und innovationsfreundliches Klima in unserem Land schaffen und unnötige
Hürden und Stolpersteine beseitigen", so Stelzer weiter.
Aber vor allem brauche es dafür den Zusammenhalt und die Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen und politischen
Kräfte. Diese Zukunftsagenda sei ein erster Schritt, ein Schulterschluss zwischen Industrie und Standortpolitik.
"Unser Ziel ist es, alle konstruktiven Kräfte zu bündeln, damit wir Oberösterreich zu einem
,place-to-be,, zum Land der Möglichkeiten machen", erklärt Stelzer.
Wirtschaftsreferent Landeshauptmann-Stv. Dr. Michael Strugl:
Starker Standort - starke Wirtschaft
"Mit der ‚Zukunftsagenda' liegt die Marschrichtung der oberösterreichischen Standortpolitik für
die kommenden Jahre klar am Tisch", erklärt Wirtschaftsreferent Landeshauptmann-Stv. Dr. Michael Strugl
anlässlich der heutigen Präsentation. Das zentrale Ziel sei es, dass Oberösterreich zu den Innovations-Leadern
aufschließt und sich in den Standort-Rankings einen Spitzenplatz erarbeitet.
Mit der Zusammenführung der Wissenschafts- und Forschungsagenden mit den Wirtschafts-, Arbeitsmarkt- und Energieagenden
zu einem umfassenden Standort-Ressort wurde bereits ein wichtiger Schritt gesetzt: "Das neue Standort-Ressort
bündelt nun alle Kompetenzen, die standortrelevant sind und ermöglicht so eine Politik aus einem Guss.
Es erhöht unsere Schlagkraft", unterstreicht LH-Stv. Strugl.
Um den Standort Oberösterreich an die Spitze zu führen, sind viele Faktoren maßgeblich, dementsprechend
breit ist auch die "Zukunftsagenda" angelegt. Aus der Sicht des Wirtschaftsressorts sind folgende Themen
besonders entscheidend: "Bei der Digitalisierung und Industrie 4.0 sowie beim Thema ‚Künstliche Intelligenz'
müssen wir vorne mit dabei sein, wenn wir als Standort wirtschaftlich erfolgreich sein wollen. Damit dies
gelingt, brauchen wir neben einer funktionierenden Infrastruktur, Stichwort Breitbandausbau, insbesondere auch
die entsprechenden Fachkräfte. Im Hinblick auf den zunehmenden Fachkräftemangel müssen wir hier
gezielt und rasch gegensteuern", unterstreicht LH-Stv. Strugl. Im Hinblick auf Innovation als Standortfaktor
sei es ein weiteres vorrangiges Ziel, in Oberösterreich eine Forschungsquote von vier Prozent zu erreichen,
so LH-Stv. Strugl weiter.
"Leistungsfähig, zukunftsorientiert, effizient und wettbewerbsfähig - das sind unsere Ansprüche
an den Standort Oberösterreich. Mit der ‚Zukunftsagenda für Oberösterreich' wollen wir diese erreichen",
betont LH- Stv. Dr. Michael Strugl.
IV OÖ-Präsident Dr. Axel Greiner:
Heute wechselt Oberösterreich auf die Überholspur!
"Oberösterreich hat in den 1990er- und 2000er-Jahren eine großartige Entwicklung von der ehemals
ländlich dominierten und von der Krise der verstaatlichten Industrie gezeichneten Region hin zu einer hervorragenden
Industrieregion hingelegt und die großen politischen und wirtschaftlichen Ereignisse wie den Mauerfall, Österreichs
EU-Beitritt, die Euro-Einführung oder die EU-Osterweiterung und die Globalisierung intensiv genutzt. Mit der
Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 kam es aber zu einer umfassenden System- änderung; auf die neuen Gegebenheiten
wurde mit zu geringer Veränderungsdynamik reagiert. Dies war auch der Grund für die immer lauter werdende
Kritik an der oberösterreichischen Landesregierung, die schließlich in der Verabschiedung einer Standortdeklaration
durch Präsidium und Vorstand der IV OÖ mündete. Mit der Landtagswahl 2015, der neuen Landesregierung
und den neuen Ressort-Zuständigkeiten in weiterer Folge ist Oberösterreich jetzt so aufgestellt, dass
ein starker Veränderungsimpuls davon ausgehen kann. Nicht zuletzt deswegen konnte die im Jänner 2016
gestartete Zukunftsagenda für den Standort Oberösterreich jetzt finalisiert werden.
Die Zukunftsagenda versteht sich aber nicht als vollumfassendes Programm für sämtliche Rahmenbedingungen
am Standort, sondern behandelt die zentralen Themenfelder mit Gestaltungsmöglichkeiten, die im Hinblick auf
das digitale Zeitalter prioritär sind. Infrastrukturelle oder sozialpolitische Handlungsfelder wurden darin
bewusst ausgespart, was aber nicht bedeutet, dass sie für die Zukunftsfähigkeit des Standortes irrelevant
wären.
Finanzpolitische Änderungen mit der angekündigten Einführung einer Schuldenbremse oder die bereits
erfolgte Aufwertung des Wirtschafts- zu einem umfassenden Standortressort wurden darin ebenso berücksichtigt,
wie der von 80 Prozent unserer Mitgliedsbetriebe als größte Herausforderung der kommenden Jahre eingestufte
Fachkräftemangel, die Verkürzung und Vereinfachung von Behördenverfahren oder die Bereitstellung
von Industrieflächen. Insgesamt behandelt die Zukunftsagenda also jene Themenfelder, die für die internationale
Attraktivierung unseres Industriestandortes laut aktuellem Regional Competitiveness Index 2016 (RCI 2016) der Europäischen
Kommission relevant sind, im Bundesland gestaltet werden können und dafür sorgen, dass Oberösterreich
ab heute auf die Überholspur wechselt."
IV OÖ-Vizepräsident Dipl.-Ing. F. Peter Mitterbauer:
Die digitale Revolution erfordert Standortverbesserungen
"Oberösterreich ist ein Industriestandort mit vielen technologiestarken Betrieben. Im Zeitalter der
Digitalisierung und Industrie 4.0 wird es in den kommenden Jahren zur Fortsetzung rasanter Veränderungen kommen.
Oberösterreich hat das Potenzial und die Qualität, bei dieser 4. industriellen Revolution an vorderster
Front mitzuwirken und davon mit höherem Wirtschaftswachstum und zusätzlichen attraktiven Arbeitsplätzen
zu profitieren. Entscheidend ist, dass das Land in den dafür bedeutenden Standort-Rahmenbedingungen Bildung,
Forschung und Digitalisierung neue Prioritäten setzt und sich weiterentwickelt.
Die Zukunftsagenda enthält daher auch Maßnahmen, die von der frühkindlichen Bildung über den
gesamten Schulbereich bis hin zu den Hochschulen reichen. Dabei steht im Zentrum, dass die Qualität der schulischen
Ausbildung wächst und es zu einer noch stärkeren Priorisierung der MINT-Ausbildungen kommt - sei es in
der Schule wie im Studium. Beim Thema Forschung muss es gelingen, dass alle Akteure noch intensiver in F&E
investieren und noch stärker vernetzt zusammenarbeiten, um das Ziel einer F&E-Quote von 4 Prozent zu erreichen.
In der Digitalisierung geht es konkret darum, die infrastrukturellen Rahmenbedingungen im Hinblick auf den Breitband-
Ausbau zu verbessern, neue Schwerpunkte wie IT-Security oder Artificial Intelligence zu setzen und die dafür
notwendigen Qualifizierungsmaßnahmen zu verstärken."
IV OÖ-Geschäftsführer Dr. Joachim Haindl-Grutsch:
Erfolgreiche Strategien ermöglichen Aufstiege im Ranking
"Der globale Wettbewerb ist eine Herausforderung, der sich sowohl Staaten als auch Regionen stellen müssen.
Deren Wettbewerbsfähigkeit bestimmt maßgeblich über das wirtschaftliche Wachstum, die Schaffung
von Arbeitsplätzen und damit letztlich unseren Wohlstand. Oberösterreich hat sich das Ziel gesetzt, zu
den führenden Industrieregionen Europas aufzuschließen, und mit der vorliegenden Zukunftsagenda die
Maßnahmen für die Erreichung dieses Zieles definiert.
Im Regional Competitiveness Index 2016 (RCI 2016) wird die Wettbewerbsfähigkeit von insgesamt 263 Regionen
der EU auf NUTS-2 Ebene anhand der Auswertung von 74 Indikatoren in 11 thematischen Säulen bewertet. Oberösterreich
liegt darin auf dem 103. Rang und damit im Mittelfeld. Da sich die europäischen Regionen allerdings in vielfacher
Weise - etwa in puncto Wirtschaftsleistung, Wirtschaftsstruktur und Bevölkerungsdichte - erheblich unterscheiden,
ist ein Vergleich über alle Regionen hinweg nicht sinnvoll und aussagekräftig. Vor diesem Hintergrund
und um die Wettbewerbsfähigkeit Oberösterreichs mit vergleichbaren industriell geprägten Flächenregionen
beurteilen zu können, wurden nicht vergleichbare Regionen anhand von drei Kriterien (Industriequote, BRP pro
Kopf und Bevölkerungsdichte) ausgefiltert. In diesem Ranking lag Oberösterreich 2013 auf Rang 49 von
82 vergleichbaren Industrieregionen, im kürzlich vorgestellten RCI 2016 liegt es am 51. Platz von 81 Regionen
- eine Stagnation, die die von der IV OÖ in den letzten Jahren geäußerte Kritik eindeutig bestätigt.
Topgereiht sind darin Oberbayern, Karlsruhe und die holländische Region Noord-Brabant, insgesamt finden sich
unter den 20 wettbewerbsfähigsten Industrieregionen der EU gleich 13 Regionen aus Deutschland. In einigen
Bereichen befindet sich Oberösterreich mit ihnen bereits auf Augenhöhe, wie aus der nachfolgenden Abbildung
ersichtlich wird. Diese setzt das Abschneiden Oberösterreichs mit den Medianwerten der Top-20 Industrieregionen
in den elf Säulen des RCI in Verhältnis.
Zu beachten ist, dass jegliche Rankings und auch die Ergebnisse des RCI im jeweiligen Kontext zu betrachten sind,
weil Indikatoren immer nur eine Annäherung an die Wirklichkeit darstellen können. Unter der Berücksichtigung
von regionalen oder nationalen Spezifika ermöglicht der RCI aber einen hervorragenden Vergleich, der insbesondere
mit den besten Industrieregionen Europas klare Aufschlüsse zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit
von Oberösterreich zulässt. Die Ergebnisse des RCI 2016 wurden in der nun vorliegenden Zukunftsagenda
vollständig berücksichtigt und eingearbeitet. Zusätzlich basiert jedes Ranking auf Daten der Vergangenheit.
Im Fall des RCI 2016 stammt das Gros der Daten aus den Jahren 2011 bis 2014. Er zeigt damit auf, wie sich Oberösterreich
in den letzten Jahren im Vergleich mit den anderen europäischen Regionen entwickelt hat und welche Regionen
die dynamischsten Veränderungen vollzogen haben.
Der RCI zeigt damit auch, dass deutliche Rangverbesserungen durch erfolgreiche Strategien auf regionaler Ebene
möglich sind und dass umgekehrt Stillstand zu einem raschen Rückfall führt. Die Umsetzung der vorliegenden
Zukunftsagenda wird Oberösterreich im Wettbewerb der hochentwickelten europäischen Industrieregionen
deutlich nach vorne bringen. Das bringt der gesamten Bevölkerung einen wesentlichen Nutzen."
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