Fassade der Parlamentspavillons auf dem Heldenplatz für German Design Award 2018 nominiert
Berlin/Wien (pk) – Die temporären Parlamentspavillons auf dem Heldenplatz und im Bibliothekshof sind
bezugsfertig – die große Übersiedelung hat begonnen. Die drei Bürogebäude überzeugen
nicht nur durch Funktionalität, Kosteneffizienz und Nachhaltigkeit, sondern auch durch ihr Äußeres.
Pünktlich zur Fertigstellung kommt die Nachricht über die Nominierung der Außenfassaden für
den German Design Award 2018. Hier werden nur die Besten der Besten nominiert und juriert.
Am 26.06. wurde die Außengestaltung der Pavillons offiziell abgeschlossen. Das Sägenvier-Team war aus
Vorarlberg angereist und erntete viel Lob für das gelungene Werk. Das Designbüro mit Sitz in Dornbirn
hatte sich in einem Auswahlverfahren mit seinem Konzept durchgesetzt.
"Wir haben eine gute Entscheidung getroffen und sind davon überzeugt, dass wir auf diesem zentralen Platz
für drei Jahre spannende Akzente setzen können", stellte Parlamentsvizedirektor und Projektleiter
Alexis Wintoniak fest. Ausgewählte Texte sollen laut Wintoniak auf die Prinzipien einer demokratisch organisierten
Gesellschaft aufmerksam machen sowie Bürgerinnen und Bürger für Grund- und Freiheitsrechte sensibilisieren.
Zudem betone der zurückhaltende Entwurf den zeitlich befristeten Charakter der Bürohäuser, die sich
für drei Jahre in das Gesamtensemble Heldenplatz einfügten.
Wort als zentrales Element der Gesetzgebung
Die Netzfolien haben vorrangig eine technische Funktion als Sonnen- und Sichtschutz. Zugleich werden die insgesamt
rund 3.000 Quadratmeter als Informationsfläche genutzt. Diese Texte sollen in Jahresschritten erweitert werden
und am Ende ein grafisches und kommunikatives Gesamtbild ergeben.
Das Sägenvier-Konzept überzeugt durch schlichte Eleganz und setzt stark auf das Wort als zentrales Element
der Gesetzgebung. Als grafische Gestaltungsmittel werden auf den beiden Heldenplatz-Pavillons Gesetzestexte eingesetzt,
die sich wie Perlenschnüre rund um die Gebäude legen und inhaltliche wie ornamentale Elemente darstellen.
Sie stammen aus der UN-Menschenrechtscharta, der UN-Konvention über die Rechte des Kindes, der Charta der
Grundrechte der Europäischen Union, dem Bundes-Verfassungsgesetz, dem Staatsgrundgesetz über die allgemeinen
Rechte der Staatsbürger sowie aus diversen Verfassungsgesetzen.
Zwischen den Gesetzeszitaten sind als grafische Gestaltungselemente markante Begriffe aus den Gesetzen in den EU-Amtssprachen
eingestreut, was als Bekenntnis zu Europa wie als Symbol für die Internationalität demokratischer Prinzipien
gleichermaßen verstanden werden will.
Klar – präzise - unaufdringlich
"Unser Anspruch war, dank schlichter typografischer Gestaltung die Gebäude als ruhige und souveräne
Baukörper wirken zu lassen", erklärte Sigi Ramoser, Geschäftsführer von Sägenvier.
Die beiden Pavillons seien als klares Statement der Eigenständigkeit an dem geschichtsträchtigen Platz
gedacht, weshalb bewusst auf jeden gestalterischen Bezug zu Materialien und Farben im Umfeld verzichtet werde.
Inhaltlich geht es laut Ramoser darum, den prominenten und viel frequentierten Platz zu nutzen, um klar und präzise,
jedoch unaufdringlich für parlamentarische Demokratie und Partizipation zu werben und somit als gewichtig
zu kommunizieren.
"Wir freuen uns selbstverständlich über die Nominierung für den German Design Award",
erklärte Ramoser. Das außergewöhnliche Projekt werde offenbar auch außerhalb von Österreich
wahrgenommen. Das entspricht laut Ramoser der Grundkonzeption, zentrale Verfassungsbegriffe in den EU-Sprachen
zu vermitteln.
Das Parlamentshaus im Bibliothekshof wird sich in der Außengestaltung an die beiden anderen Pavillons anlehnen,
aufgrund der räumlichen Enge werden allerdings hier Texte nur in reduzierter Form eingesetzt bzw. zitiert
und in Verbindung der Verwaltungspavillons gebracht – quasi die Essenz der Idee nochmals auf den Punkt gebracht.
Weitere Stimmen zur Pavillon-Hülle
Erich Schöfbeck, Projektleiter Übersiedelung/Interimslokation: "Die Folien dienen als wirksamer
und einfacher Sicht- und Sonnenschutz. Sie sind leicht auswechselbar, sodass sich das inhaltliche Konzept in den
kommenden Jahren weiterentwickeln kann."
Bettina Bauer-Hammerschmidt, Architektin in der Projektgesellschaft: "Dank der eleganten, grafischen Lösung
wird der Fokus auf den Text gerichtet, der alle Menschen betrifft. Das wird den Passantinnen und Passanten auf
eine zurückhaltende, jedoch eindrucksvolle Weise vermittelt."
Hermann Schnell, Architekt in der Projektgesellschaft: "Die grafische Ausführung ist ruhig und unaufdringlich.
Die Texte sprechen, wenn sie angeschaut werden, und drängen sich nicht vor. Die Schriften geben den Pavillons
zusätzlich elegante horizontale Proportionen."
Gerhard Hahn, Projektleiter Pavillons: "Ein wesentlicher Grund für die Entscheidung für Netzfolien
war, dass diese in einer temporären Weise mit der Umgebung kommunizieren und dem Betrachter auf Anhieb klar
ist, dass diese Gebäude Interimslokationen darstellen."
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