Schwierige Finanzierungslage sorgt für verhaltene Stimmung bei Österreichs Touristikern
Wien (deloitte) - Der Deloitte Tourismusbarometer 2017 attestiert mit einem Indexwert von 2,99 eine verhaltene,
vorsichtig optimistische Stimmung unter Österreichs Tourismusbetrieben. Im Vergleich zum Vorjahr bewerten
die Touristiker die wirtschaftliche Gesamtsituation als unverändert. Hürden für den wirtschaftlichen
Erfolg sind eine erschwerte Finanzierung, zunehmender Fachkräftemangel sowie die anhaltend hohe Steuer- und
Abgabenlast. Wichtigstes Zukunftsthema bleibt die Digitalisierung.
Zum dritten Mal analysiert das Beratungsunternehmen Deloitte mit einer Studie die Lage der österreichischen
Tourismusunternehmer. Gemeinsam mit der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) wurden die Einschätzungen
von 230 Tourismusbetrieben aus ganz Österreich nach Schulnotensystem abgefragt.
Unveränderte Gesamtsituation
Der aktuelle Tourismusindex weicht mit einem Wert von 2,99 nur geringfügig vom Vorjahreswert (2,93) ab.
Die Grundstimmung ist verhalten und nur vorsichtig optimistisch.
In Bezug auf die Geschäftsentwicklung ist über die Hälfte mit dem Umsatz in der Wintersaison zufrieden
bis sehr zufrieden. Das leichte Nächtigungsplus von 0,1 % zeigt zudem, dass der Rekordwinter 2015/16 gehalten
werden konnte. Hinsichtlich der anstehenden Sommersaison gibt sich die Mehrheit sehr optimistisch – fast zwei Drittel
rechnen mit einem Umsatzanstieg.
Investitionsrückstau durch erschwerte Finanzierung
38 % der Befragten halten es im heurigen Geschäftsjahr für schwieriger bis deutlich schwieriger,
eine Finanzierungszusage ihrer Bank zu erhalten. Folglich mussten 30 % von ursprünglich geplanten Investitionen
zurücktreten. In Vorarlberg sieht sich sogar jeder Zweite dazu gezwungen, Investitionen zu reduzieren. „Viele
Tourismusunternehmer klagen über Schwierigkeiten bei der Finanzierung. Unsere Beratungspraxis zeigt ein differenzierteres
Bild, aber offensichtlich gibt es Handlungsbedarf“, erklärt Andreas Kapferer, Partner bei Deloitte Tirol.
„Es ist notwendig der Branche einen finanziellen Schub zu geben. Die KMU-Investitionszuwachsprämie kann einen
Beitrag leisten und ist zu begrüßen. Weitere Impulse müssen aber folgen“, betont dazu ÖHV-Generalsekretär
Markus Gratzer.
Belastende Regularien und Fachkräftemangel
Als hemmenden Faktor für die Betriebsentwicklung wird erneut die drückende Steuer- und Abgabenlast
genannt. Mit einer Gesamtnote von 4,22 wird dieser Aspekt wie im Vorjahr mit Abstand am negativsten beurteilt.
Die aktuelle Kostensituation (3,9) wird ebenfalls negativ bewertet. „Die hohen Steuern und Abgaben bereiten den
Touristikern weiterhin Kopfzerbrechen. Es braucht dringend Entlastungen, um den Betrieben das Wirtschaften zu erleichtern“,
fordert Andreas Kapferer.
Auch die mangelnde Verfügbarkeit an qualifizierten Mitarbeitern beschäftigt die Branche. Mehr als die
Hälfte der Befragten meldet zunehmende Probleme bei der Mitarbeitersuche. Besonders akut ist der Fachkräftemangel.
89 % der Tourismusbetriebe zeigen hier Bedarf. Im Bundesländervergleich sind Salzburg (96 %) und Vorarlberg
(93 %) am stärksten betroffen. Vor allem im Service und in der Küche fehlt es an qualifiziertem Personal.
„Die Lehrlingsknappheit wird österreichweit zu einer wachsenden Belastung. Das kann zu einer Zuspitzung der
ohnehin schon prekären Lage führen“, fügt Kapferer hinzu. „Dörfliche Kooperationen wie Angebots-
und Personalsharing sind Möglichkeiten, den akuten Mitarbeitermangel zu umschiffen.“
Digitalisierung gewinnt an Bedeutung
Die Studienergebnisse zeigen, dass Online-Buchungsplattformen einen wichtigen Vertriebskanal für den Beherbergungssektor
darstellen. Dennoch geht der Trend eindeutig in Richtung Direktbuchungen. Hier besteht für die meisten Unternehmen
noch deutliches Optimierungspotential für die digitale Gästelenkung. „Nur wenige Beherbergungsbetriebe
können heute noch komplett auf Buchungsplattformen verzichten. Hotels mit moderner Webpräsenz haben die
Nase vorn“, meint Markus Gratzer. „Digitalisierung sowie laufende Investitionen in den Onlineauftritt werden an
Bedeutung gewinnen. So werden die Betriebe auch unabhängiger von Drittanbietern.“
Über die Studie
Die Analyseergebnisse des Tourismusbarometers 2017 liefern Einblicke in aktuelle Trends und zeigen Stärken
sowie Entwicklungsfelder aus der Sicht von 230 österreichischen Tourismusunternehmern auf. Die Erkenntnisse
wurden durch die ÖHV sowie die Tourismusexperten von Deloitte Österreich analysiert und interpretiert.
Mit einem Anteil von 38,1 % sind Tiroler Touristiker am stärksten vertreten. Insgesamt stammen die Befragten
meist aus Familien- und Kleinunternehmen.
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