Große Literaturstipendien des Landes an Ursula Scheidle und Sepp Mall
Innsbruck (lk) - Alle zwei Jahre werden die mit je 15.000 Euro dotierten Großen Literaturstipendien
des Landes Tirol verliehen. Am Abend des 26.06. überreicht Kulturlandesrätin Beate Palfrader die Stipendien
für die Jahre 2017 und 2018: In der Sparte Prosa geht diese an die Innsbruckerin Ursula Scheidle, die mit
ihrem Romanprojekt „M (Die einzige Antwort auf den Tod ist das Leben)“ überzeugte. Für sein „lyrisches
Nachdenken über Bäume“ wird das Stipendium in der Sparte Lyrik an den in Meran lebenden Sepp Mall verliehen.
„Die Literatur prägt wie kaum eine andere Kunstform eigene Denk- und Verhaltensweisen sowie Fragen des gesellschaftlichen
Zusammenlebens. Sie ist damit eine wertvolle Orientierungshilfe, um sich in einer immer komplexer werdenden Gesellschaft
zurechtzufinden. Die beiden ausgewählten literarischen Vorhaben werden diesem Anspruch in vollem Maße
gerecht“, begründet LRin Palfrader die Juryentscheidung.
Von Vergessenem, Flucht und Bäumen
Ursula Scheidle wurde in Innsbruck geboren und studierte Germanistik sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaften.
Die Schauspielerin, Autorin und Regisseurin beschäftigt sich in ihrem Projektroman mit der in Vergessenheit
geratenen österreichischen Dichterin, Bildhauerin und Schauspielerin Melitta Urbancic, die nach ihrer Flucht
vor dem Nationalsozialismus im Jahr 1938 gemeinsam mit ihrem Mann Victor Urbancic in Island lebte. In ihrer literarischen
Auseinandersetzung geht es um die Aufarbeitung der Familiengeschichte und das Aufgreifen aktueller Fragen der Erinnerung,
Flucht, Migration und Integration. „Das Paar Urbancic prägte das kulturelle Leben in Island nachhaltig. Mit
Scheidles Romanvorhaben wird das bislang wenig beachtete künstlerische Schaffen Melitta Urbancics in das öffentliche
Licht gerückt“, sagt LRin Palfrader.
„Als Lyriker und Romanschriftsteller hat sich Sepp Mall längst ein Renommee erarbeitet – seine Werke wurden
vielfach ausgezeichnet. Sein eingereichtes Projekt besticht nicht nur durch die von Sprach- und Bildkraft zeugenden
Gedichte, sondern vor allem auch durch eine beachtenswerte Weiterentwicklung seines lyrischen Schaffens“, beschreibt
LRin Palfrader das Vorhaben Malls: eine Vertiefung und Wiederaufnahme der Holocaust Thematik, die ihn bereits in
seinem ersten Gedichtband „Läufer im Park“ beschäftigte. Im „lyrischen Nachdenken über Bäume“
bezieht er sich auf Themen wie Vertreibung, Flucht sowie die Natur in ihrer Schönheit. Im Fokus seiner Werke
stehen die Bäume sowie deren stille Funktion als Zeitzeugen.
Stärkung zeitgenössischer Literatur aus Tirol
Mit den Literaturstipendien bekommen AutorInnen, die sowohl biografisch als auch literarisch eng mit Tirol
verbunden sind, die Möglichkeit, sich ganz auf ihre schriftstellerische Tätigkeit zu konzentrieren. Die
Vergabe der Stipendien erfolgt auf Vorschlag einer Fachjury. „Die Einreichungen spiegeln die große Vielfalt
und Qualität des literarischen Schaffens in Tirol wider. Die Stipendien sollen nicht nur die Umsetzung konkreter
literarischer Projekte ermöglichen, sondern generell die öffentliche Wahrnehmung zeitgenössischer
Literatur stärken“, hebt LRin Palfrader hervor.
|