Ferdinand Schmalz galt als einer der Favoriten für den diesjährigen Ingeborg- Bachmann-Preis
und gewann diesen auch
Frankfurt/Graz/Klagenfurt (stadt) - Mit seiner absurd-amüsanten Geschichte über einen Tiefkühlkostlieferanten
im Hochsommer, der zum Selbstmordhelfer werden soll, gewinnt der österreichische Autor Ferdinand Schmalz den
von der Landeshauptstadt Klagenfurt gestifteten, mit 25.000 Euro dotierten, Ingeborg-Bachmann-Preis 2017. Der aus
Graz stammende Autor und Dramatiker, der mit bürgerlichem Namen Matthias Schweiger heißt, hat mit seinem
ebenso unterhaltsamen wie eiskalten Text die Jury sprichwörtlich entflammt. "Ein absolut würdiger
Preisträger! Herzlichen Glückwunsch und weiterhin viel Erfolg" gratulierte Bürgermeisterin
Dr. Maria-Luise Mathiaschitz, die auch darauf hin weist, dass bereits ein Theaterstück von Ferdinand Schmalz
in Klagenfurt zu sehen war: die Burgtheaterinszenierung seines Stücks "dosenfleisch", das bei den
Berliner Theaterautorentagen aufgeführt wurde, war kurz später in Klagenfurt in der "Theater Halle
11" zu sehen.
Genau wie Ferdinand Schmalz galt auch der amerikanisch-österreichische Autor John Wray, von Beginn an als
Favorit und gewann den mit 12.500 Euro dotierten Deutschlandfunkpreis. Seine vielschichtige Geschichte über
eine Schriftstellerin mit Schreibblockade namens "Madrigal" ist der erste Text von John Wray (der bürgerlich
John Henderson heißt) den er nicht in seiner Muttersprache Englisch - sondern in der Sprache seiner Mutter,
einer gebürtigen Kärntnerin - geschrieben hat.
Sowohl Ferdinand Schmalz als auch John Wray wurden übrigens von Sandra Kegel eingeladen - es war eine besonders
schwierige Aufgabe für die deutsche Jurorin, sich in der Stichwahl um den Bachmannpreis für einen von
zwei von ihr nominierten Autoren zu entscheiden.
Eindrücke eines Menschen, der Dinge sieht, die andere nicht sehen und der bei einem Marktbesuch einen eigenartigen
Farbwechsel bei Himbeeren feststellt, beschreibt der aus Frankfurt am Main stammende Autor Eckhart Nickel in seinem
hyperrealistischen Text "Hysteria". Nickel wurde vom neuen Jurymitglied, dem Schweizer Germanisten und
Literaturwissenschafter Michael Wiederstein nominiert und gewinnt den mit 10.000 Euro dotierten Kelag-Preis.
Mit dem "bewussten Wegsehen" beschäftigt sich die aus Basel stammende Autorin Gianna Molinari in
ihrer Geschichte mit dem Titel "Loses Mappe". Sie erzählt von einem Wachmann namens Lose, der eines
Nachts einen dunkelhäutigen Mann tot vom Himmel stürzen sieht, ihn aber nicht sofort als menschliches
Wesen wahrnimmt. Der authentische Fall über den Tod eines Flüchtlings, der sich im Fahrwerk eines Flugzeugs
versteckt hat Gianna Molinari gefesselt und auch die Jury beeindruckt. Sie erhielt den mit 7.500 Euro dotierten
3sat-Preis.
Der von der BKS gestiftete Publikumspreis (7.000 Euro) ging an die Österreicherin Karin Peschka. Die gebürtige
Linzerin las auf Einladung von Stefan Gmünder den Text "Wiener Kindl" über ein kleines Kind,
eine Katastrophe überlebt hat und von einem Rudel Hunde adoptiert wird.
An den Publikumspreis gekoppelt ist auch das mit 5.000 Euro dotierte Klagenfurter Stadtschreiberstipendium,
das Karin Peschka 2018 antreten wird.
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