Von 7. Juli bis 1. November 2017 im Belvedere
Warschau/Wien (belvedere) - Der polnische König Jan III. Sobieski (1629-1696) ist untrennbar mit der
Geschichte Wiens verbunden. Als Oberbefehlshaber des vereinten Entsatzheeres befreite er 1683 die Stadt aus der
mehrwöchigen Belagerung durch die Osmanen. Mit diesem Sieg sicherte er sich einen Platz in der Weltgeschichte
und im kollektiven Gedächtnis der Österreicher_innen. Die gemeinsam mit den vier bedeutenden polnischen
Residenzen entwickelte Ausstellung im Winterpalais des Prinzen Eugen bietet nun erstmals im deutschsprachigen Raum
die Möglichkeit, den Monarchen als Privatperson, sowie sein Wirken als Staatsmann, Feldherr und Mäzen
der Künste und der Wissenschaften näher kennen zu lernen.
In den Prunkräumen des Winterpalais spüren Kuratorin Maike Hohn (Belvedere) und Kurator Konrad Pyzel
(Museum Schloss Wilanów) dem Leben und Wirken Jan III. Sobieskis nach. Anhand von knapp 100 Gemälden,
Preziosen, kunstgewerblichen Objekten, Militaria und Memorabilien wird den Besucher_innen ein umfassendes und lebendiges
Bild des polnischen Königs und seiner Zeit vermittelt.
"Die Ausstellung Jan III. Sobieski. Ein polnischer König in Wien gibt die Möglichkeit, diese
bedeutende Persönlichkeit des europäischen Barock als Herrscher, Kriegsheld und Mensch kennenzulernen.
Die facettenreiche Darstellung verdankt sich einer außergewöhnlich umfassenden österreichisch-polnischen
Zusammenarbeit", betont Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere.
Sobieskis Herkunft und sein Weg zum Thron als gewählter polnischer König werden im ersten Abschnitt der
Ausstellung behandelt. Es waren vor allem seine Fähigkeiten und Erfolge als Feldherr, die ihm die polnische
Krone eintrugen. Bereits im Alter von 20 Jahren stand Sobieski zum ersten Mal auf dem Schlachtfeld. Der Sieg der
polnisch-litauischen Armee bei Chocim (Chotyn) 1673 über die osmanischen Truppen und der gleichzeitige Tod
des amtierenden Königs begünstigten seine Wahl zum König durch den polnischen Adel im Jahr 1674.
Kulturell war Sobieskis Umfeld vom Sarmatismus geprägt - einer allumfassenden Weltanschauung des polnischen
Adels, der seine Herkunft genealogisch auf das antike Volk der Sarmaten zurückführte. Diese Geisteshaltung
fand ihren augenfälligsten Ausdruck in der Bekleidung, die an orientalischen Kostümen angelehnt war.
In einigen Porträts in der Ausstellung wird dies nachvollziehbar.
Sobieskis Rolle als Mäzen der Künste ist eine weitere Sektion gewidmet. "Der Monarch beauftragte
talentierte Künstler, die später an verschiedenen europäischen Herrscherhöfen Anstellung finden
sollten. Unter ihnen findet sich auch Martino Altomonte, der nach seiner Tätigkeit als Schlachtenmaler und
Porträtist für Sobieski nach Wien kam, um für Prinz Eugen die Freskenmalereien im Unteren Belvedere
auszuführen. Überhaupt wäre die österreichische Malerei des Hochbarock ohne Altomonte nicht
zu denken", so Maike Hohn, Kuratorin der Ausstellung. Als weitere wichtige Künstlerpersönlichkeiten,
die auch mit der Ausstattung der königlichen Residenz Schloss Wilanów beauftragt wurden, sind Jerzy
Eleuter Szymonowicz- Siemiginowski und Jan Reisner zu nennen. Sie sind ebenfalls mit Werken in der Ausstellung
vertreten.
Der einst vor den Toren von Warschau gelegene Wilanów-Palast kann als Herzstück Sobieskis mäzenatischer
Tätigkeit bezeichnet werden. Mit der architektonischen Umsetzung des Ausbaus von einem einfachen Landhaus
zu einer barocken Königsresidenz wurde Vincenzo Agostino Locci beauftragt. Die Ausstellung zeigt die bedeutenden
Ansichten der Schlossanlage von Bernardo Bellotto, die eigens zu diesem Zweck ihren fixen Platz im Canaletto-Saal
des Warschauer Königsschlosses verlassen haben.
Sobieski förderte jedoch nicht nur die bildenden Künste, er zeigte sich auch an Erkenntnissen aus
Wissenschaft und Forschung interessiert und unterstützte Gelehrte wie den Danziger Astronomen Johannes Hevelius,
von dessen Person und wissenschaftlicher Arbeit die Ausstellung einen Eindruck gibt. "Hevelius erhielt von
Sobieski ein jährliches Gehalt. Für die Tätigkeit in seinen Brauereien erteilte ihm der polnische
König eine Steuerbefreiung. Überdies stellte Sobieski für den brandbedingten Wiederaufbau und die
neuerliche Ausstattung von dessen Werkstatt entsprechende Geldmittel bereit", so Konrad Pyzel, Kurator der
Ausstellung.
Ein weiterer Abschnitt der Ausstellung widmet sich Sobieskis Rolle als Ehemann und Vater. Bis heute erhaltene
Briefe an seine Frau Marie Casimire, eine französische Hofdame am polnischen Hof, bezeugen seine innige Zuneigung
und Wertschätzung seiner Gattin und die politische Zusammenarbeit des königlichen Paares. Eine kleine
Auswahl der Briefe ist - zum Teil erstmals in deutscher und englischer Übersetzung - digital einzusehen, Familienporträts
zeigen das Herrscherpaar und ihre Kinder, die entgegen den damaligen Usancen in engem Kontakt mit den Eltern am
Hof aufwuchsen.
Ein eigenes Kapitel der Ausstellung befasst sich mit der Schlacht bei Wien. Bevor Sobieski die alliierten Truppen,
bestehend aus kaiserlichen Kontingenten, Hilfstruppen aus dem Heiligen Römischen Reich sowie der polnischen
Kronarmee, als Oberbefehlshaber zum Sieg gegen die Osmanen führte, schloss er ein Bündnis mit Kaiser
Leopold I. Dieser für die österreichisch- polnische Geschichte bedeutende Vertragstext wurde anlässlich
der Ausstellung vollständig übersetzt. Die Exponate zeigen zentrale Protagonisten des Entsatzes auf kaiserlicher
wie auf polnischer Seite. Den Schlusspunkt der Sektion bilden Objekte rund um die Heilige Liga und den Frieden
von Karlowitz im Jahr 1699.
Der vorletzte Abschnitt der Ausstellung beleuchtet Sobieskis Rückkehr aus Wien mit königlichen Trophäen
und kostbaren Textilien, die er teilweise als Votivgaben Kirchen und Klöstern in Polen stiftete.
Schließlich geht die Ausstellung auf den Ruhm ein, der dem polnischen König unmittelbar nach dem
erfolgreichen Entsatz von Wien zuteilwurde. Ein Beispiel für die Anerkennung, auch fernab der großen
europäischen Herrscherhöfe, bildet das Denkmalprojekt für die Kathedrale von Le Puy-en-Velay. Auf
Betreiben des Bischofs sollten in mehreren Kirchen der französischen Auvergne Monumente für Sobieski
errichtet werden. Die Skulpturen in der Ausstellung sind Teile eines Denkmals, das letztlich jedoch nicht aufgestellt
wurde.
"Die Ausstellung versammelt zentrale Werke zur Person, die auch als Momentum Sobescianum bezeichnet werden.
Ausstellung und Ausstellungsort ergänzen sich dabei kongenial. Prinz Eugen von Savoyen, der Bauherr des Winterpalais,
dürfte König Sobieski während der Entsatzschlacht um Wien 1683 kennen gelernt haben", so Pawel
Jaskanis, Direktor des Museum Schloss Wilanów.
In Kooperation mit dem Museum Schloss Wilanów erscheint zur Ausstellung ein umfangreicher Katalog (Hirmer
Verlag) in deutscher und polnischer Sprache.
Eine Datenbank mit gesammelten wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Artikeln zu Geschichte,
Kultur und Sitten Polen-Litauens sowie herausragenden Persönlichkeiten bietet eine umfangreiche Nachlese für
alle Interessierten, die sich über die Ausstellung hinaus tiefergehend mit der Person und der Zeit Jan III.
Sobieskis befassen möchten:
http://www.wilanow-palac.pl/pasaz
Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen dem Belvedere und den vier bedeutenden polnischen Residenzen - dem
Museum Schloss Wilanów, dem Königschloss und dem Königlichen Lazienki Museum in Warschau sowie
dem Königsschloss auf dem Wawel in Krakau.
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