Für Agrarlandesrätin Verena Dunst stehen der schonende Umgang und die kluge Nutzung
dieser nicht endlos vorhandenen Ressource im Vordergrund
Eisenstadt (blms) - Österreich verbaut jährlich 0,5 Prozent seiner Fläche für neue Einkaufszentren,
Industriegebiete und Wohnflächen. Was dabei ein noch viel größeres Problem darstellt, ist die tägliche
Neuverbauung von rund 20 Hektar an Äckern und Wiesen während der letzten Jahre, was einer Fläche
von etwa 30 Fußballfeldern gleichkommt. Flächen, die für die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung
nicht mehr zur Verfügung stehen. Dem gegenüber stehen laut Erhebungen des Umweltbundesamtes 40.000 Hektar
leerstehende Industrie-, Gewerbe- und Wohnimmobilien. „Wir müssen in der Verantwortung gegenüber nachkommenden
Generationen mit unseren Böden wesentlich sorgsamer umgehen. Ein nachhaltiges, strategisches Flächenmanagement
ist deshalb für die Erhaltung der Bodenleistungen hinkünftig unerlässlich, denn durch das Verbauen
von wertvollem Acker- und Grünland für Verkehrs-, Industrie- und Siedlungszwecke gehen wichtige Bodenfunktionen
verloren. Hochwertige Böden stehen als wertvolle Naturräume sowie für die landwirtschaftliche Nutzung
und damit für die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmittel aus regionaler Herkunft nicht mehr zur
Verfügung. Die Nutzung von brachliegenden Industrie- und Gewerbeflächen sowie von ungenutzten Wohnflächen
im Dorf oder in der Stadt muss deshalb Vorrang vor Ansiedelungen auf der grünen Wiese haben“, so Agrarlandesrätin
Verena Dunst gegenüber MedienvertreterInnen in Neusiedl am See im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz
mit KommR Dir. Dr. Alfred Kollar, Obmann des Vorstandes der OSG, Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender Österreichische
Hagelversicherung, und Vizebürgermeisterin Elisabeth Böhm.
Ein Österreichweites Best Practice Beispiel, dass diesen Weg - Bauen in gewachsenen Strukturen, mit vorhandener
Infrastruktur, auf ehemaligen Gewerbe- und/oder Industrieflächen - bereits vor Jahren eingeschlagen hat und
der mittlerweile zur Strategie wurde, ist die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG). So entsteht derzeit beispielsweise
in Bruckneudorf mit 102 Wohnungen die größte Wohnanlage, die die OSG jemals als Einzelbauvorhaben errichtet
hat. Gebaut wird im Zentrum des Ortes, auf dem Areal einer ehemaligen Autowerkstätte. Aufgrund der außergewöhnlich
guten Nachfrage wurde nun im unmittelbaren Nahbereich ein ehemaliges Fabrikgelände mit einer Größe
von mehr als 41.000 m2 gekauft, auf dem die Errichtung von weiteren Wohnungen, von Reihenhäusern und auch
von Gewerbeflächen angedacht ist. Dazu KommR Dr. Alfred Kollar, Obmann OSG: „Auch der Ort der heutigen Pressekonferenz
- das neue OSG-Büro in Neusiedl am See, inmitten einer großen Wohnanlage - befindet sich auf einem Grundstück,
das ehemals als Fabrik, nämlich als Konservenfabrik, genutzt wurde. Eine Vielzahl von in den letzten Jahren
derart entstandenen, entwickelten oder in der Projektphase befindlichen Bauvorhaben unterliegt dieser Firmenphilosophie.“
Laut einer von der Österreichischen Hagelversicherung beim Institut für Höhere Studien und wissenschaftliche
Forschung Wien beauftragten Studie ist es unter anderem notwendig, einen wirtschaftlichen Anreiz zur Revitalisierung
von Brachflächen zu schaffen. Das sichert den Erhalt von Wiesen und Äckern für die Nahrungsmittelproduktion
und hilft, die Schönheit der Landschaft in Österreich zu bewahren. „Die Verbauung hat äußerst
weitreichende negative Folgen für Österreichs Volkswirtschaft. Da versiegelte Böden weder CO2 noch
Wasser speichern können, steigen die Schäden durch Dürre und Überschwemmungen an. Andererseits
sind durch den Verlust von landwirtschaftlichen Böden - bei anhaltender Entwicklung gibt es in 200 Jahren
keine Agrarflächen mehr - sowohl die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln, als auch 500.000 Arbeitsplätze
entlang der agrarischen Wertschöpfungskette in Gefahr“, so Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender Österreichische
Hagelversicherung, zu den Folgen der rasanten Bodenverbauung.
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