Fachverband Finanzdienstleister untersucht gemeinsam mit dem Finanzjournalistenforum die Aktien-Entwicklung
in den vergangenen 10 Jahren
Wien (pwk) - Wer Ende Juni 2007 unmittelbar vor dem Ausbruch der Finanzkrise Aktienfonds gekauft hat, ist
heute mit ziemlicher Sicherheit deutlich im Plus. Die kräftigen Kursverluste im weltweiten Börsencrash
2008/2009 wurden längst mehr als wettgemacht. Ein durchschnittlicher weltweit gestreuter Aktienmix hat in
den vergangenen zehn Jahren insgesamt 51 Prozent Gewinn erzielt. Dies ist das Ergebnis einer am 05.07. in Wien
präsentierten Analyse des Finanzjournalistenforums in Zusammenarbeit mit dem Fachverband Finanzdienstleister
in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), die untersucht, wie sich 10.000 Euro, die Ende Juni 2007 an
der Börse investiert wurden, entwickelt haben. Im Rückblick zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, unmittelbar
vor dem Höhepunkt einer spektakulären Kursrallye, die im Juli 2007 die Höchstkurve erreichte. Danach
folgte die größte Finanzkrise der vergangenen 80 Jahre. Der Weltaktienindex MSCI World fiel bis März
2009 um 59 Prozent, der österreichische ATX sogar um 72 Prozent.
Heute sind fast alle Anleger, die vor zehn Jahren Aktien gekauft haben, im Plus - die meisten sogar deutlich. Wer
zum Beispiel Ende Juni 2007 den Betrag von 10.000 Euro in einen Weltaktienfonds investierte, hat den Einsatz bis
heute auf durchschnittlich 15.110 Euro vor Steuern vermehrt. Das entspricht einer durchschnittlichen Jahresrendite
von 4,2 Prozent. Von den 303 Weltaktienfonds, die laut dem Fonds-Analysehaus Morningstar schon mindestens zehn
Jahre bestehen, liegen heute 292 im Plus und nur elf im Minus. Die meisten Fonds warfen zwischen drei und fünf
Prozent Rendite pro Jahr ab, also deutlich mehr als mit einem Sparbuch.
Zeitpunkt des Einstiegs weniger relevant als angenommen – Beratung entscheidend
Hannes Dolzer, Obmann des Fachverbands Finanzdienstleister: „Aktienfonds eignen sich als langfristige Anlageprodukte,
bei denen der Zeitpunkt des Einstiegs gar keinen allzu großen Stellenwert hat. Das Timing ist bei langfristigen
Investments weniger relevant als allgemein angenommen wird.“ Ertragserwartungen von vier bis sechs Prozent, die
viele Anleger haben, seien mit risikoärmeren Anlageformen unter den derzeitigen Bedingungen gar nicht möglich.
Dolzer: „Hier sind Berater gefragt, die bei der Auswahl von Produkten mit langfristig intakten Ertragschancen Unterstützung
geben können.“ Es muss dabei immer betont werden, dass Investments in Aktienfonds natürlich einem gewissen
Risiko unterliegen. Es wäre aber falsch zu glauben, dass etwa Anlagen, die bisher als sicher galten – wie
etwa Staatsanleihen oder Anleihen großer Banken - keinen Risiken unterliegen.
Ein großes Thema bleibt das fehlende Wissen über die Börse. Herbert Samhaber, Obmann der Fachgruppe
Finanzdienstleister Oberösterreich: „Aus Unwissenheit entsteht Unsicherheit. Um die Attraktivität von
Aktien beziehungsweise Aktienfonds zu steigern, ist Information der essenzielle Schlüssel.“ Dabei, so Samhaber,
gäbe es viele Möglichkeiten, das Risiko zu beschränken, und die eigene Emotion „in Ketten zu legen“.
Gerade bei Aktien oder Aktienfonds erhöhe eine laufende Investition mit kleinen Beträgen die Sicherheit
(Stichwort Cost Average Effect). Samhaber: „Sparpläne stellen somit gerade für Kleinanleger eine gute
Variante dar, um langfristig mit kleinen Beträgen merkbar von Wertpapierveranlagungen profitieren zu können.“
Der richtige Zeitpunkt für eine ertragreiche Geldanlage ist jetzt
Laut Zahlen des deutschen Fondsverbandes BVI lagen die durchschnittlichen Renditen von Sparplänen zwischen
2007 und 2017 in aller Regel sogar über den Erträgen von Einmalinvestments. So hat ein Anleger, der im
Frühjahr 2007 begann, regelmäßig Anteile von Weltaktienfonds zu kaufen, nach zehn Jahren eine durchschnittliche
Rendite von 7,7 Prozent pro Jahr erzielt. Sparpläne mit Europaaktienfonds warfen im Schnitt 6,4 Prozent pro
Jahr ab. Eine wesentliche Ursache dieser hohen Renditen ist, dass Sparplan-Anleger auch in der Börsenkrise
regelmäßig investierten und im Rückblick genau mit diesen Raten die höchsten Erträge
erzielten.
Martin Kwauka, Initiator des Finanzjournalistenforums: „Weil Sparpläne gerade in der Anfangsphase ziemlich
widerstandsfähig gegen Kurseinbrüche sind, eigenen sie sich besonders gut für Anleger, die sich
bisher nur auf konservative Veranlagungen beschränkt haben und die Minizinsen leid sind. Für alle, die
mit einem Sparplan den ersten Schritt an die Börse setzen wollen, gilt ganz besonders: Der richtige Zeitpunkt
für eine ertragreichere Geldanlage ist jetzt.“
Eric Samuiloff, Obmann der Fachgruppe Finanzdienstleister Wien: „Wie bei Einmalinvestments ist es auch für
Ansparprodukte notwendig, die richtige Auswahl zu treffen. Der Cost-Average-Effekt alleine macht nicht glücklich,
es muss auch in einen guten Mix von Anlage-Klassen investiert werden.“ Niemand könne heute sagen, wie die
kommenden Jahre verlaufen werden. Samuiloff: „Unterschiedliche Wirtschaftszyklen, Währungsschwankungen und
politische Rahmenbedingungen erfordern aktives Management. Ich empfehle Portfolios von weltweit investierenden
Asset-Managern.“
Fazit: Aktien haben den Dauertest über zehn Jahre gut gemeistert und selbst eine heftige Finanzkrise letztlich
gut überstanden.
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