Von 04.07. bis 01.09.2017 im Volkskundemuseum Wien
Wien (dotdotdot) - otdotdot startet diese Woche mit einer doppelten Festivaleröffnung und einer aufsehenerregenden
Österreich-Premiere – Termine siehe unten! Das herz- und handgemachte Filmfestival mit dem Frischluftfaktor
und dem Faible für unbequeme Leinwandformate, riskante Inhalte und offene Enden (> AUF DEN PUNKT) feiert
heuer ein dreifaches Jubiläumsjahr im wildromantischen Garten, das vielleicht genauso »irregulär«
und unerhört ist wie die hartnäckige Existenz des Spezialitäten-Festivals im Wiener Eventsommer:
10 Jahre Kurzfilmsommer in Wien
8 Jahre Open Air Kurzfilmfestival im 8.
3 Jahre Filmfestival mit den drei Punkten
Begegnungszone: Gesellschaftliche und filmische Vielfalt sind Programm
Willkommen in unserem Grätzl! Verlassen wir gemeinsam die sommerliche Komfortzone! Tauchen wir ein in eine
flirrende Zone der Begegnung, wo Film Impulsgeber ist für Gespräche und Aktionen, wo filmische Vielfalt
in einem vibrierenden Spannungsverhältnis steht mit gesellschaftlicher Vielfalt! Drei Punkte stehen am Ende.
Alles ist möglich. Jede und jeder ist willkommen. Wenn die vergangenen Jahre eines gezeigt haben, dann dass
es sich in lauen Sommernächten vorzüglich redet. Unter Pappeln statt unter Palmen, die Zehen im Gras
statt im künstlich aufgeschütteten Sand. Zahlreiche internationale und österreichische Festivalgäste
brennen darauf, sich mit den Festivalfreundinnen und Festivalfreunden auszutauschen.
Rund 170 handverlesene kurze und mittellange Filme stehen in 24 eigens kuratierten abendfüllenden Filmscreenings
auf dem Programm, wenn sich das Volkskundemuseum Wien im Herzen der Josefstadt im Juli und August wieder acht Wochen
lang in das Festivalzentrum von dotdotdot verwandelt. Bespielt werden der lauschigste Kinogarten Wiens und – im
Fall von Schlechtwetter – die historischen Innenräume. Zum Festivalfinale im Jubiläumsjahr wird schließlich
der Garten verlassen und werden die Straßen und Fassaden des Grätzls cineastisch erobert. Wie schon
in den Vorjahren sorgen zahlreiche inklusive und barrierefreie Angebote wie der wöchentliche barriereFREItag
und das begleitende Kurzfilmfestival für Kinder und Familien dotdotdot 4plus dafür, dass so viele Menschen
wie möglich an diesem Austausch teilhaben können.
Film ist ein starkes Medium, das Respekt, Toleranz, Neugier und Unvoreingenommenheit fördert. Wir wünschen
uns, dass sich die Buntheit und Vielfalt unserer Gesellschaft auf der Leinwand abbildet und dass Menschen, die
an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, in ihre Mitte geholt werden und auch im Kino jenen Platz bekommen,
der ihnen zusteht.
Wie ist es um gesellschaftliche Vielfalt im österreichischen Film bestellt? Anlässlich des achten Geburtstags
des Open Air Kurzfilmfestivals im 8. schaut dotdotdot zurück auf die vergangenen acht Jahre im heimischen
Filmschaffen und entwirft mit der Filmreihe 8x8x8 und in den begleitenden Werkstattgesprächen mit den Filmschaffenden
Szenarien für die nahe Zukunft (Moderation: Katharina Müller, Doris Posch und Karin Schiefer).
Auf dem Programm stehen weiters die erste vollständige Werkretrospektive der Künstlerin und Filmemacherin
Bady Minck mit der Wienpremiere ihres neuesten Films MappaMundi, Ausflüge in die gezeichneten Welten von Comic
und Kurzfilm mit zahlreichen internationalen Stars der Szene wie der kanadischen Comic-Zeichnerin Diane Obomsawin
und den »Local Heroes« Nicolas Mahler und Stefan Stratil, cineastisches Rahmenprogramm zur aktuellen
Roma-Ausstellung des Museums in Kollaboration mit den Filmfestivals Ethnocineca und Transition sowie ein 200. Geburtstag
auf zwei Rädern.
Vom Sommerkino zum internationalen Filmfestival – im »punkigsten Museum der Stadt«
Wer hätte sich träumen lassen wo die Reise hingeht, als damals im Juli 2008 im Weltcafé in der
Schwarzspanierstraße die ersten Kurzfilmprogramme aus dem DVD-Verleih von espressofilm und Filmgalerie 8½
über die Leinwand geflimmert sind. Bald schon war die Übersiedlung an einen größeren und luftigeren
– Sommer! – Spielort notwendig.
Die Homebase des Festivals, das seit seinem Start als Sommerkino mehrere Transformationen und einen Namenswechsel
(ehemals espressofilm) durchlebt hat, ist seit 2010 das Volkskundemuseum Wien, einer der derzeit spannendsten Orte
des Landes, die sich der Auseinandersetzung mit und der Vermittlung von gegenwärtiger Alltagskultur widmen.
Matti Bunzl, Direktor des Wien Museums, zu dem eine enge Freundschaft besteht, hat es kürzlich sehr treffend
als das »punkigste Museum der Stadt« bezeichnet.
Im Volkskundemuseum Wien, das im zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichteten Gartenpalais Schönborn beheimatet
ist, wird unter der Direktion von Matthias Beitl Vermittlung offen und progressiv gedacht, stehen historische Gemäuer
in einer flirrenden Beziehung zu gegenwärtigen Bewegungen. In dieselbe Kerbe schlägt – mit Leidenschaft
– dotdotdot. Das Volkskundemuseum Wien bot eine inspirierende Umgebung, um 2015 die Wandlung zum ersten barrierefreien
Filmfestival Österreichs (Nachmachen ausdrücklich erwünscht!) vollziehen zu können: Open museum,
open festival!
Kunst und Kultur müssen allen Menschen offenstehen. Ebenso muss sich die Kinoleinwand, die mehr als 120 Jahre
auf dem Buckel hat, nachhaltig Formaten öffnen, die sperrig und unbequem sind. Diesen Sichtbarkeit zu verleihen
und dabei das Potential des kurzen Films auszuloten, in einer Form der extremen Verdichtung Räume zu öffnen,
hat sich dotdotdot verschrieben. Das kurze Format lädt ein, inhaltliche und ästhetische Risiken einzugehen,
ist »on the spot« und hyperflexibel, wenn es darum geht nahezu in Echtzeit auf aktuelle Vorgänge
zu reagieren, ist Reflexionsfläche, wenn es darum geht historische Bewegungen nachzuvollziehen und aufzuarbeiten.
Denn keine andere Aufgabe hat Film, als die Welt zu spiegeln, zu durchleuchten und zu kommentieren. Und keine andere
Aufgabe haben Filmfestivals als Film sichtbar zu machen und eine unheure Lust zu erzeugen auf das Kino.
Damals ein Geheimtipp, heute so etwas wie eine Institution: Seit 2008 erweisen espressofilm bzw. dotdotdot dem
Kino ihre Reverenz – als einziges Filmfestival, das den Sommer bespielt und die Brücke schlägt von der
dichten Frühjahrs- zur Herbstsaison in der Wiener Filmfestivallandschaft. Weil es essentiell ist, dass auch
Menschen am Festival teilhaben können, die sich die Teilhabe am kulturellen Leben aus verschiedenen Gründen
sonst nicht leisten können, pflegt dotdotdot – allen Tendenzen im Kulturbetrieb zum Trotz – hartnäckig
eine barrierefreie Eintrittspolitik: Pay as you can. Oder nimm freien Eintritt in Anspruch, ohne Legitimationszwang
oder Ausweiskontrolle. Auch das ist eine singuläre Erscheinung in der heimischen Filmfestivallandschaft.
Vieles neu im Jubiläumsjahr
Im Programm und Online-Filmkatalog der Jubiläumsausgabe von dotdotdot kann auf dotdotdot.at geschmökert
werden. Alles ist aufregend, vieles ist neu. Neben dem Publikumspreis, den die jüngsten Festivalfreundinnen
und Festivalfreunde im Programm von dotdotdot 4plus vergeben, wird heuer auch ein neuer Filmpreis im Hauptprogramm
aus der Taufe gehoben.
Besonders freuen wir uns über das nächste Upgrade in Sachen barrierefreies Kino: Sowohl das Pop-Up-Kino
im Garten als auch der Große Saal des Volkskundemuseum Wien werden an allen Spieltagen von dotdotdot mit
einer Induktionsanlage für Hörgeräte-/CI-TrägerInnen ausgestattet. Kristallklarer Kinosound
und kein Wort verloren in den spannenden Mitternachtsgesprächen mit den anwesenden Filmschaffenden und KünstlerInnen.
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