Wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der Top 100 Channels untersucht
Wien (rtr) - Die 100 meistabonnierten YouTube-Channels österreichischer Herkunft haben in Summe 28
Millionen Abonnenten und kommen gemeinsam auf 7 Milliarden Videoaufrufe. Bezogen auf die Bevölkerungsgröße
sind österreichische Angebote damit erfolgreicher als die Top 100 in Deutschland (177 Mio., 53 Mrd.). Dabei
ist Englisch die dominante Sprache auf fast der Hälfte der österreichischen Channels. Derartige, teils
überraschende Ergebnisse liefert eine Studie, die der Fachbereich Medien der RTR-GmbH beim Department für
Medien und Wirtschaft der Fachhochschule St. Pölten beauftragt hat. Am 12.07. stellte Studienautor FH-Prof.
PD Dr. Andreas Gebesmair zentrale Ergebnisse der Untersuchung vor, die die RTR-GmbH unter dem Titel „Die wirtschaftliche
und gesellschaftliche Bedeutung von YouTube-Channels in Österreich“ nun veröffentlichte. Damit wird die
Informationsoffensive zum Themenbereich YouTube fortgesetzt, die die RTR und die Medienbehörde KommAustria
im April mit der Veranstaltung „Dos and Don´ts auf YouTube“ gestartet haben.
Laut der Studie sind nur 14 % der österreichischen YouTube-Channels Unternehmen zuzuordnen, während 78
% des Angebotes von Einzelpersonen, zwei Personen oder Gruppen gestaltet werden. Dabei sind auf 84 % der Channels
Eigenproduktionen zu sehen, aber auf 16 % der Channels auch Inhalte Dritter. Die damit verbundenen urheberrechtlichen
Problematiken versucht YouTube bereits mit verschiedenen Maßnahmen aktiv in den Griff zu bekommen.
In wirtschaftlicher Hinsicht ist das Betreiben eines YouTube-Channels noch in wenigen Fällen wirklich lohnenswert.
Während YouTube zur finanziellen Beteiligung der Channel-Betreiber an der Einblendung von Werbespots nur sehr
allgemeine Informationen preisgibt, konnte die FH St. Pölten aus Interviews mit Mediaplanern, der Medienindustrie
wie auch mit YouTubern ableiten, dass nur für 44 der 100 Channels ein existenzsicherndes monatliches Einkommen
von über 1.000 bis 2.500 Euro angenommen werden kann. Nur sechs davon dürften den Schätzungen zufolge
allerdings monatlich deutlich mehr als 10.000 Euro verdienen. 46 % der untersuchten Channels verdienen zusätzlich
mit Affiliate Marketing und 33 % mit Produktplatzierungen Geld. Problematisch: 54 der 100 meistgesehenen Videos
österreichischer YouTuber enthalten laut Studie eindeutig Produktplatzierungen, aber nur in neun Videos wird
darauf auch hingewiesen.
Ernüchternd fällt das Fazit der Studie über den Beitrag der YouTube-Angebote zur Meinungsvielfalt
aus. So seien die Top 100 Channels inÖsterreich ganz überwiegend in die unterhaltungs- und konsumorientierten
Kategorien Gaming, Entertainment, Music, People & Blogs sowie HowTo & Style einzuordnen. Gesellschaftspolitische
Themen finden sich kaum und ein sprachlicher oder inhaltlicher Bezug zu Österreich oder seiner Regionen existiert
praktisch nicht. Der Beitrag der Channels zur Identitätsbildung sei entsprechend zu vernachlässigen.
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