Training ausgewählter Volontär/innen für den Einsatz in Krisengebieten durch
das Österreichische Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung auf Burg Schlaining – von 28.
Juli bis 12. August 2017
Stadtschlaining/Wien (aspr) - Seit Herbst 2016 engagiert sich das Österreichische Studienzentrum für
Frieden und Konfliktlösung (ÖSFK) in der EU Aid Volunteers Initiative der Europäischen Kommission.
Das ÖSFK ist Teil eines Konsortiums* aus fünf renommierten Organisationen, das den
Zuschlag für die Konzeption und Durchführung dieses Trainingsprogramms für freiwillige Helfer/innen
in Krisenregionen erhalten hat.
Vom 28. Juli bis zum 12. August 2017 macht die Initiative Halt auf Burg Schlaining in Stadtschlaining im Südburgenland.
In und um Stadtschlaining werden in diesem Zeitraum 80 Freiwillige ausgebildet, evaluiert und auf ihre zukünftigen
Einsätze vorbereitet.
Aktuell bereiten sich die Freiwilligen online auf ihren Aufenthalt in Stadtschlaining vor. Ab dem 28. Juli beginnt
die Präsenzphase des Trainingsprogramms. In vier Gruppen zu je 20 Personen werden die Teilnehmenden je neun
Tage lang Kenntnisse zu humanitärer Hilfe, Sicherheit im Feld, interkulturellen Kompetenzen, Kommunikation
und Projektmanagement erlangen. Zum Abschluss werden die Freiwilligen ihre erlernten Fähigkeiten in einer
dreitägigen Einsatzsimulation anwenden und überprüfen.
Ziel der Initiative ist es, europäische Freiwillige auf ihren Einsatz in Krisengebieten bestmöglich
vorzubereiten. Dadurch können Entsendeorganisationen, die in den Bereichen der humanitären Hilfe, Katastrophenvorsorge
und Entwicklung tätig sind, durch gut ausgebildete Mitarbeiter/innen unterstützt werden.
Gleichzeitig werden ein gemeinsames europäisches Ausbildungsprogramm für Freiwillige eingerichtet
und europäische Standards für humanitäre Organisationen entwickelt.
Programm und Struktur
Zwischen dem 28. Juli und dem 12. August 2017 führt das ÖSFK einen vollständigen Trainingsdurchlauf
mit vier Gruppen à 20 Personen durch. Die Gruppen durchlaufen alle dasselbe Training, beginnen aber um jeweils
einen Tag versetzt, sodass sich die einzelnen Kurse nicht überschneiden.
Jede Gruppe absolviert sechs verpflichtende Kurse; die Teilnehmenden können fünf weitere optionale Kurse
belegen. Ein Trainingsdurchlauf dauert somit zwischen 9 und 12 Tagen. Sämtliche Kurse werden auf Englisch
abgehalten.
Verpflichtende Module Introduction to the European Union
Dieses Modul soll den Teilnehmenden die Europäische Union und ihre Funktionsweisen näherbringen.
Sie lernen die Institutionen der EU und ihre Aufgaben kennen, warum die EU humanitäre Hilfe leistet und wie
Entscheidungen innerhalb der EU getroffen werden.
Introduction to Humanitarian Action
In diesem Kurs erfahren die Teilnehmenden mehr über die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Hintergründe
der EU Aid Volunteers Initiative und deren Normen und Regeln sowie über Standards in der humanitären
Hilfe. Auch werden sie über die verschiedenen möglichen Aufgabengebiete informiert.
Managing Personal Safety
Die Volontär/innen sollen nach diesem Kurs in der Lage sein, Gefahrensituationen zu erkennen und entsprechend
zu handeln. Erste-Hilfe-Maßnahmen und Stressmanagement sind ebenfalls Teil dieses Kurses.
Project Management
Dieser Kurs ist für neue Volontär/innen gedacht. Nach diesem Modul sollen die Teilnehmenden in der
Lage sein, ein Projekt von Anfang bis Ende durchzuplanen und umzusetzen, inklusive der Antragsstellung, Budgetierung,
Rollenverteilung und Evaluation.
Project Management Advanced
Dieser Kurs richtet sich an Volontär/innen, die bereits Erfahrung in der Projektplanung haben. Mit verstärktem
Bezug auf den Kontext der humanitären Hilfe werden diese Qualifikationen verbessert.
Intercultural Awareness
Da sich die EU Aid Volunteers in außereuropäische Länder begeben werden, wird ihnen in diesem
Kurs gezeigt, wie sie mit kulturellen Unterschieden umgehen können. Besonderes Augenmerk wird dabei auf unterschiedliche
Formen zwischenmenschlicher Kommunikation und auf die Sensibilisierung für Gender-bezogene Themen gelegt.
Scenario Based Simulation
In dieser dreitägigen Einsatzsimulation geht es darum, das Wissen aus den vorangegangenen Modulen unter
komplexem Druck in die Praxis umzusetzen. Die Teilnehmenden werden in ein fiktives Land entsandt, welches kurz
davor durch ein Erdbeben und einen Tsunami verwüstet wurde. In kurzer Zeit müssen sie ein Projekt beginnen
zu planen, Gespräche mit Politiker/innen und NGO-Mitarbeiter/innen führen, Pressekonferenzen geben und
Berichte schreiben. Gleichzeitig führen sie eine Exkursion durch das Land durch, bei der sie illegale Kontrollpunkte
passieren, auf Minenfelder treffen, mit einer Entführung konfrontiert werden und Erste Hilfe leisten müssen.
Optionale Module
Communication and Advocacy
Teilnehmende lernen, Kommunikations- und Interessensvertretungsstrategien zu planen, umzusetzen und kritisch
zu hinterfragen.
Psychological First Aid
Nach dem "Do no harm"-Prinzip lernen die Volontär/innen, wie sie sich nach Not- oder Krisensituationen
verhalten und wie sie anderen helfen können.
Training of Multipliers
In diesem Kurs sollen erfahrene Volontär/innen lernen, wie sie ihr fachliches Wissen effektiv an Dritte
weitergeben können.
Volunteer Management
Die Volontär/innen erfahren, wie ein Volunteer Management System für Personen aus dem Krisengebiet
selbst aufgebaut und umgesetzt wird.
Organisational Development
Durch dieses Modul lernen die Teilnehmenden, Organisationen nach verschiedenen Kriterien zu beurteilen und
durch Kapazitätsausbau zu stärken.
Veranstalter ÖSFK - Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung
Das Österreichische Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung (ÖSFK) wurde in der südburgenländischen
Stadtgemeinde Stadtschlaining gegründet. Es hat das Ziel, zur weltweiten Förderung des Friedens und zur
Förderung friedlicher Konfliktlösung auf allen Ebenen beizutragen. Das ÖSFK engagiert sich in Forschung,
Ausbildung und friedenspolitischer Praxis für den persönlichen, gesellschaftlichen und internationalen
Bereich. Das ÖSFK zählt mit seinen kontinuierlichen Aktivitäten auf und außerhalb der Burg
zu den renommiertesten Einrichtungen Europas auf diesem Gebiet.
Gudrun Kramer
Studium der Geschichte und Kommunikationswissenschaften. Sie war von 1996-1999 in Bosnien- Herzegowina und
Kroatien für internationale Organisationen (OSZE, UNHCR) in den Bereichen Menschenrechte und Demokratisierung
tätig. Von 1999 bis 2005 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Österreichischen Studienzentrum für
Frieden und Konfliktlösung (ÖSFK) in Stadtschlaining und leitete die Ausbildungsprogramme für zivile
Fachkräfte zur Entsendung in Krisenregionen. Von 2005-2010 war sie Direktorin des Instituts für Integrative
Konfliktbearbeitung und Friedensentwicklung (IIKF, heute Herbert C. Kelman-Institut) in Wien. Im Rahmen des ÖSFK
und des IIKF war sie seit 2001 in Krisenregionen und Nachkriegsgesellschaften im Auftrag des österreichischen
Außenministeriums in den Bereichen Fortbildung, Beratung, Konfliktvermittlung und Versöhnung in Friedensprozessen,
im Besonderen in Sri Lanka, Israel/Palästina, Südkaukasus, Zentralasien und der Großen Seen-Region
in Afrika tätig. Auch leitete sie Workshops und Lehrgänge an internationalen Universitäten. Von
2010-2016 leitete sie für die deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) ein regionales
Friedens- und Sicherheitsprogramm zur Unterstützung Palästinensischer Flüchtlinge im Nahen Osten.
Seit April 2017 ist sie Direktorin des ÖSFK.
*Die weiteren Mitglieder des Konsortiums sind ICF Consulting
Services, MDF Training and Consultancy, die Gesellschaft für Organisation, Planung und Ausbildung und die
Scuola Superiore Sant'Anna.
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