Vertragsunterzeichnung zur Ausstellung im Naturhistorischen Museum Wien
Magdeburg/Wien (nhm) - Von Oktober 2018 bis April 2019 ist im NHM Wien eine Sonderschau zum Thema „Krieg“
zu sehen - eine wissenschaftliche Aufarbeitung und Deutung des Themas Krieg aus Sicht der Archäologie. Highlight
der Schau: Ein Fund aus Asparn an der Zaya (NÖ), der als erster Nachweis von Krieg in Mitteleuropa gilt. Am
10.07. wurde im NHM Wien ein Kooperationsvertrag zu einer wissenschaftlichen Zusammenarbeit und einer Ausstellung
zum Thema „KRIEG. Eine archäologische Spurensuche“ von Dr. Gunnar Schellenberger, Staatssekretär für
Kultur in der Staatskanzlei und Ministerium für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt, und Univ. Prof. Dr. Christian
Köberl, Generaldirektor des NHM Wien, unterschrieben.
Prof. Dr. Harald Meller, Landesarchäologe von Sachsen-Anhalt und Direktor des Landesamtes für Denkmalpflege
und Archäologie Sachsen-Anhalt und des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle (Saale), freute sich über
die Unterzeichnung des Vertrages zwischen dem Naturhistorischen Museum Wien und dem Landesmuseum für Vorgeschichte
Halle (Saale) als eine wissenschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit, die Ergebnis einer langjährigen und
fruchtbaren Kooperation beider Häuser ist.
Ein erstes gemeinsames Projekt im Rahmen des Kooperationsvertrages ist die wissenschaftliche Aufarbeitung und Deutung
des Themas Krieg aus Sicht der Archäologie in Form einer groß angelegten Sonderausstellung am Naturhistorischen
Museum Wien, die ab Herbst 2018 zu sehen sein wird.
„Dieses Thema ist grundlegend für das Verständnis des menschlichen und gesellschaftlichen Seins, ein
Thema mit existenzieller Bedeutung für das Miteinander und Gegeneinander von Individuen und Gesellschaften.
Das zeitliche und räumliche Spektrum der Ausstellung wird umfassend die verschiedenen Arten von gewaltsamen
Konflikten und Kriegen mit einer historischen Perspektive beleuchten und ausdeuten“, so Prof. Dr. Harald Meller
zur Intention der gemeinsamen Schau.
Ein Ausgangspunkt wird die Ausstellung „Krieg – eine archäologische Spurensuche“ des Landesmuseums für
Vorgeschichte sein, die von November 2015 bis Mai 2016 über 58.000 Besucherinnen und Besucher angezogen hat.
Die Schau präsentierte die archäologischen Nachweise sowohl von stein- und bronzezeitlichen Vor- und
Frühformen von Krieg als auch eines der größten und umfassendsten Kriege Europas, des Dreißigjährigen
Krieges. Das Herzstück der Ausstellung war das exzeptionelle Massengrab von Lützen, das auch in Wien
zu sehen sein wird. Nicht nur für die Schlachtfeldarchäologie stellt es eine einzigartige und weltweit
einmalige Quelle dar.
Die 47 Toten aus dem Massengrab sind Zeugen einer der folgenreichsten Schlacht des Dreißigjährigen Krieges.
Sie berichten uns gleichsam aus dem Jenseits von einem Tag im November 1632 – dem 16. nach dem julianischen oder
dem 6. nach dem heute gebräuchlichen gregorianischen Kalender. In Mitteldeutschland, im heutigen Sachsen-Anhalt
unweit von Halle an der Saale gelegen, trafen die kaiserlich-katholischen Truppen des Generalissimus Albrecht von
Wallenstein auf die des protestantischen Schwedenkönigs Gustav II. Adolf, der bis zu diesem Tag als unbesiegbar
galt – in der Schlacht von Lützen verlor er jedoch bereits in den ersten Stunden sein Leben.
Ergänzt wird die Ausstellung im Naturhistorischen Museum Wien durch einen sensationellen archäologischen
Befund aus Niederösterreich - dem ersten Nachweis von Krieg in Mitteleuropa vor 7.000 Jahren. Im Graben der
jungsteinzeitlichen Siedlung von Schletz bei Asparn an der Zaya (NÖ) wurden Teile von 50 menschlichen Skeletten
gefunden. Kinder und Erwachsene wurden gleichermaßen niedergestreckt, manche mit bis zu fünf tödlichen
Hieben. Die Spuren an den Knochen lassen erkennen, dass die tödlichen Waffen Steinbeile waren. Nur junge Frauen
wurden offenbar verschont. Es wird vermutet, dass sie verschleppt wurden.
Von der Bronzezeit bis in die Neuzeit wurden Skelettreste von Kriegern und Soldaten mit modernen forensischen Methoden
untersucht und deren Schicksale für die Ausstellung rekonstruiert – darunter ein Krieger aus Hallstatt, ein
keltisches Kriegergrab, ein römischer Legionär, ein Reiterkrieger der Völkerwanderungszeit und ein
mittelalterlicher Ritter.
Die aktuelle Bergung von Soldatengräbern der Schlacht von Asparn und Deutsch Wagram 1809 schlägt den
Bogen zur Zeitgeschichte, wie auch eine Installation aus der Pathologisch-anatomischen Sammlung des NHM Wien zum
Ende des 1. Weltkrieges 1918.
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