Wiesflecker: Gleichstellung braucht wirksame Strukturen

 

erstellt am
11. 07. 17
13:00 MEZ

Bericht zur Gleichstellung von Frauen und Männern: Trotz Fortschritt in vielen Bereichen bleibt einiges zu tun
Bregenz (vlk) – Aus dem neuen Bericht zur Gleichstellung von Frauen und Männern geht erneut hervor: In vielen Bereichen gibt es Fortschritte, es bleibt aber weiterhin viel zu tun. Zwar sind Frauen durch ihre Ausbildung heute bestens qualifiziert, allerdings bestehen nach wie vor beträchtliche Unterschiede bei der Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit und beim Einkommen. "Wir müssen weiter an den gesellschaftlichen und politischen Strukturen arbeiten und auch die Männer mit ins Boot bekommen, um in Sachen Gleichstellung voranzukommen", sagte Landesrätin Katharina Wiesflecker bei der Vorstellung des Berichts am 10.07. im Landhaus

Studienautorin Susanne Feigl schilderte die wesentlichen Entwicklungen: Frauen sind heute besser ausgebildet als je zuvor. Auch die Erwerbstätigkeit von Frauen ist derzeit auf dem Höchststand. Trotzdem gibt es noch immer sehr viele Teilzeitbeschäftigte, deutliche Einkommensunterschiede und eine Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen. Unbezahlte Arbeit wie Kinderbetreuung und Altenpflege fällt noch immer größtenteils den Frauen zu, was dazu führt, dass Arbeitsverhältnisse unter- bzw. ganz abgebrochen werden. Das führt auch zu Nachteilen in der Altersvorsorge: Derzeit hat mehr als ein Viertel der Frauen keinen Anspruch auf eine eigene Pension. Nicht zuletzt sind traditionelle Rollenbilder – z.B. bei der Berufswahl – noch tief verankert.

Gleichstellungspolitik sei für alle Lebens- und Politikbereiche relevant und richtet sich sowohl an Frauen wie auch an Männer, sagte Landesrätin Wiesflecker. Dafür sei die Realisierung einer geschlechtergerechten Aufteilung der Sorgearbeit wichtig. Eine eigenständige Existenzsicherung solle für alle Frauen selbstverständlich und ohne Überlastung realisierbar sein.

Und Wiesflecker bekannte sich klar zur Quote auf allen Ebenen: "Quoten helfen dabei, Frauen in Führungspositionen zu bringen und sichtbarer zu machen. Das wirkt – und wir brauchen wirksame Maßnahmen." Zur Veranschaulichung verwies die Landesrätin auf den Landtagsentschluss von 2011, den Frauenanteil in den Betrieben, die sich im überwiegenden Eigentum des Landes Vorarlberg befinden, auf 25 Prozent anzuheben. In den letzten zwei Jahren hat das Land Vorarlberg in den Gesellschaften mit mehrheitlicher und direkter Landesbeteiligung insgesamt 23 Aufsichtsrats- bzw. Beiratsfunktionen neu- bzw. nachbesetzt. 14 dieser Funktionen wurden mit Frauen und neun mit Männern besetzt.

Grundsätzlich seien für die Gleichstellung Maßnahmen auf individueller, gesellschaftlicher und struktureller Ebene gefragt. "Gleichstellung braucht einen 'Masterplan' – dieser besteht momentan aus dem Regionalen Aktionsplan, Gender Mainstreaming und Genderbudgeting und der Unterstützung von Fraueninitiativen", so Wiesflecker. Der Regionale Aktionsplan wird im Herbst 2017 evaluiert, 2018 soll gemeinsam mit allen beteiligten Fachleuten wieder ein konkretes Maßnahmenpaket 2019 – 2024 erarbeitet werden.

Gleichstellung ist der Weg der kleinen Schritte
Für Jutta Gunz von der Arbeiterkammer Vorarlberg ist Gleichstellung insgesamt "ein Weg der kleinen Schritt". Sie ortete maßgebliche Fortschritte in vielen Bereichen, beispielsweise in der Kinderbetreuung. Hier gebe es viele Best-Practice-Beispiele beim Ausbau der Angebote und der Erweitertung der Öffnungszeiten. Freilich sei immer noch Luft nach oben für weitere Verbesserungen – etwa bezüglich der Zahl der Schließtage, so Gunz.

Forderung nach höherem Mindestlohn
Für Manuela Auer vom ÖGB Vorarlberg braucht es neben dem Ausbau der Angebote in der Pflege und der Kinderbetreuung vor allem eine Angleichung der Einkommen speziell im Niedriglohnbereich, in dem Frauen vorwiegend tätig sind. Die kürzliche Einigung der Sozialpartner auf einen Mindestlohn von 1.500 Euro sei ein erster Fortschritt, aber erst der Anfang. Ein höherer Mindestlohn soll helfen die Altersarmut, vor allem von Frauen, zu beseitigen. Die nächste Forderung sei daher ein Mindestlohn von 1.700 Euro, so Auer.

 

 

 

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