Aufgrund von schärferen Kontrollen kam es 2016 zu einem Anzeigen-Anstieg bei Suchtmitteln
um 10 Prozent. Innenminister Wolfgang Sobotka setzt auch weiterhin auf gezielte Schwerpunktaktionen, um Drogensümpfe
in Hotspots trocken zu legen.
Wien (bmi) - Die Zahl der Anzeigen gegen das Suchtmittelgesetz ist in Österreich in den letzten zehn
Jahren kontinuierlich von 24.166 auf 36.235 Anzeigen gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr war es 2016 ein Plus von
3.328 Anzeigen. Rund 68,9 kg Heroin, 86,5 kg Kokain, 1.083 kg Cannabisprodukte, 29.485 Stück Ecstasy, 87,7
kg Amphetamin und 4,8 kg Methamphetamin wurden dabei sichergestellt. Der Schwarzmarktwert der sichergestellten
Drogen lag bei rund 26 Millionen Euro. "Wir werden die Drogenkriminalität in Österreich auch weiterhin
mit gezielten Schwerpunktaktionen bekämpfen und verfolgen dabei eine Nulltoleranzstrategie. Wir gehen überall
dorthin, wo wir verstärkte Frequenz erkennen und machen den Dealern klar, dass wir alles unternehmen werden,
um die Bevölkerung und potenzielle Opfer zu schützen. Ein Auge zuzudrücken, um die Zahl der Anzeigen
zu reduzieren, das wird es mit mir nicht geben", so Sobotka.
Schwerpunkte der Kriminalpolizei
Suchtmitteldelikte sind Kontrolldelikte. Durch die Verschärfung des Suchtmittelgesetzes und der Einführung
des Straftatbestandes "Drogenhandel im öffentlichen Raum" mit 1. Juni 2016 wurde ein wesentlicher
Schritt gesetzt, der sich in den Anzeigenzahlen dieses Berichts deutlich widerspiegelt. Der Polizei wurde ein wichtiges
Werkzeug in die Hand gegeben, um gegen den Handel mit Suchtmittel auf der Straße, auf Plätzen und in
öffentlichen Verkehrsmitteln vorzugehen. In so genannten Hotspots (Wien, Graz, Linz, Innsbruck, Bregenz) wurden
Schwerpunktaktionen gesetzt.
Durch den stark zugenommenen Handel mit Suchtmitteln auf den virtuellen Marktplätzen im Darknet ermittelte
eine eigens im Bundeskriminalamt eingerichtete Taskforce verstärkt gegen Tatverdächtige, die dort ihre
Suchtmittel verkaufen oder daraus beziehen. Die Bestellung erfolgt per Mausklick, gezahlt wird mit virtueller Währung
und die Ware wird per Paket- und Postservice ins Haus geliefert. In der Taskforce arbeiten Ermittler aus den Fachbereichen
Suchtmittel und IT eng zusammen.
Erstmals mehr Fremde bei Tatverdächtigen
Die Anzahl der inländischen Tatverdächtigen ist seit 2007 kontinuierlich von 78,2 auf 61,8 Prozent gesunken,
die Anzahl der ausgeforschten fremden Tatverdächtigen ist kontinuierlich von 21,8 auf 38,2 Prozent gestiegen.
Bei den Verbrechen sind 2016 erstmals mehr fremde (51 Prozent) als inländische Tatverdächtige (49 Prozent)
zu verzeichnen. Bei den fremden Tatverdächtigen gab es 2016 einen beträchtlichen Anstieg bei den nigerianischen
(von 1.344 auf 1.896), bei den algerischen (von 759 auf 1.282), den afghanischen (von 689 auf 1.103) und den marokkanischen
Staatsangehörigen (von 530 auf 850).
Überblick über die Suchtmittelarten
Das in Österreich am häufigsten konsumierte, gehandelte, erzeugte und eingeführte illegale Suchtmittel
ist Cannabis. Während Cannabiskraut bzw. Marihuana im Inland vermehrt selbst erzeugt wird, wird Cannabisharz
bzw. Haschisch zur Gänze importiert. Kokain wird vor allem über den internationalen Flughafen Wien-Schwechat
durch Körperschmuggel oder eingebaute Verstecke im Reisegepäck von Südamerika nach Österreich
gebracht. Die Zahl der ständig neu produzierten neuen psychoaktiven Substanzen (NPS) nimmt stark zu. Der Vertrieb
erfolgt über das Internet. Heroin wird von Afghanistan zum überwiegenden Teil entlang der Balkan-Route
nach Europa gebracht.
Die Qualität der sichergestellten Suchtmittel ist in den letzten zehn Jahren teils stark gestiegen. Bedenklich
ist vor allem der sehr hohe Reinheitsgehalt der Cannabisprodukte von teils über 50 Prozent THC. Weiters boomt
der Handel mit illegalen Suchtmitteln im Internet und Darknet.
Ausblick
Österreich kommt auch zukünftig aufgrund seiner geografischen Lage an der Balkan-Route als Tor nach Europa
eine große Rolle in der Bekämpfung zu. Die über das Internet und Darknet bestellten und mittels
Briefen und Paketen zugestellten illegalen Suchtmittel erfordern ebenso einen verstärkten Polizeieinsatz im
realen Leben. Denn trotz der neuen Bestell und Vertriebswege bleibt der offene Straßenhandel bestehen und
hat enorme Auswirkungen auf das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung.
Über den Lagebericht Suchtmittelkriminalität
Mit dem vorliegenden Suchtmittelbericht werden die von der Polizei gemeldeten Daten über die bekannt gewordenen
gerichtlich strafbaren Handlungen nach dem SMG veröffentlicht.
Die Begriffe "Verbrechen" bzw. "Vergehen" werden im Sinne der Legaldefinition in § 17
Strafgesetzbuch (StGB) verwendet. Das heißt, Verbrechen sind vorsätzliche Handlungen, die mit lebenslanger
oder mit mehr als dreijähriger Freiheitsstrafe bedroht sind. Alle anderen strafbaren Handlungen sind Vergehen.
Bis zum Jahr 2015 wurde die Suchmittelstatistik unabhängig von der allgemeinen Kriminalstatistik geführt.
2015 wurde sie technisch in die Kriminalstatistik integriert, wodurch eine automatische Qualitätskontrolle
und damit eine Steigerung der Datenqualität erfolgten.
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