Forum 3: „Digitale Plattformen“

 

erstellt am
21. 07. 17
13:00 MEZ

Wien (gemeindebund) - Licht in den Dschungel der Anbieter digitaler Angebote für Gemeinden wurde im Forum 3 zum Thema „Digitale Plattformen zur Umsetzung kommunaler Projekte“ gebracht. Experten waren Kommunalnet-Chef Lucas Sobotka und demdat NÖ-Geschäftsführer Markus Wollner.

„Es braucht weniger. Es gibt zu viel.“ Die Ratlosigkeit in Bezug auf das Angebot an digitalen Lösungen für Gemeinden war groß. „Wir wissen nicht mehr, wo man was wie nehmen soll. Wir wissen nicht, was gut ist und was nicht“, brachten es die Ortschefs im Publikum des Forum 3, unter der Leitung von KURIER-Redakteur Matthias Hofer auf den Punkt. Plakativer Nachsatz: „Bei einem Eisstandl mit drei Sorten weiß ich gleich, was ich nehmen soll.“

Tatsächlich ist das Angebot an kommunalen Softwarelösungen am Markt schier unendlich. Insbesondere Gemeinden, die derzeit noch im Aufbau einer flächendeckenden Glasfaserversorgung stecken, verlieren rasch den Überblick. Markus Wollner, Geschäftsführer der gemdat NÖ GmbH, und Lucas Sobotka, Geschäftsführer der Kommunalnet E-Government Solutions GmbH, versuchten Licht in den Angebotsdschungel zu bringen.

In der angeregten Diskussion, geprägt von der Suche nach Orientierung, wurde jedoch rasch klar, dass Einzelaktionen der Gemeinden kaum Erfolge zeitigen. „Wir wissen ja nicht einmal, was die Systeme können, die wir schon haben. Jedes neue System bringt noch mehr Verwirrung“, lautete der Tenor. Eindeutige Antworten auf die Fragen „Was ist denn notwendig und ab welcher Gemeindegröße macht es denn Sinn“ waren nicht möglich.

„Am wichtigsten ist auch für digitale Angebote, zuerst zu definieren, was man eigentlich will. Sich dann mit anderen Gemeinden oder Institutionen auszutauschen macht Sinn“, rät Markus Wollner. Seine gemdat ist der größte Anbieter kommunaler EDV-Leistungen in NÖ. Und er weiß, dass es mit der bloßen Anschaffung etwa einer Software zur digitalen Übermittlung von Wasserzählerdaten oder der einer speziellen Veranstaltungs-App mit Erinnerungsfunktion nicht getan ist. „Ich muss entsprechende Rahmenbedingungen schaffen und meine Gemeinde-Mitarbeiter ausreichend informieren und schulen. Nur ein Mitarbeiter, der weiß, warum etwas passiert und wie es funktioniert, trägt Veränderung auch mit. Gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter sind das Um und Auf für den Erfolg in der digitalen Welt.“

Zentrale Frage auch: Wie bringe ich den Bürger dazu, digitale Angebote der Gemeinde auch tatsächlich zu nutzen? Lucas Sobotkas Ansatz: „Es braucht nicht immer zwingend ein Bonus- oder Belohnungssystem. Wenn die digitale Lösung den Aufwand für den Bürger spürbar senkt, dann nutzt er das Angebot auch.“ Die Kommunalnet E-Government Solutions betreibt mit dem Online-Auftritt www.kommunalnet.at das größte Arbeits- und Informationsportal für Gemeinden. Auch dort finden Kommunen entsprechende Hilfestellung zu digitalen Problemstellungen.

Eing war man sich, dass digitale Systeme einen entsprechenden Nutzerkreis voraussetzen. „Man muss sich gut überlegen, wo eine digitlae Lösung Sinn macht und wo ich beim direkten Kontakt bleibe“, so Wollner. Ein Grundsatz, den die Bürgermeister der kleineren Kommunen bereits kennen: „Wenn bei uns die die Straßenbeleuchtung irgendwo nicht funktioniert, braucht kein Bürger ein Online-Beschwerdestelle dafür – die rufen uns an.“ Und auch, dass nicht alle Lösungen sinnvoll genutzt werden, ist ihnen bekannt: „Wir haben das Gästebuch auf unserer Homepage jetzt geschlossen, weil es nur von drei Bürgern genutzt worden ist, die da ständig herumgeschimpft haben.“

Den Wunsch nach einer einheitlichen Plattform, die sinnvolle Online-Lösungen für Gemeinden parat hat, nahm Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl auf, verwies aber auf die dahingehenden Bemühungen der Kommunalnet.

Getragen war die Diskussion auch vom Wunsch nach klaren Bundesvorgaben. „Neun verschiedene Bauordnungen bringt man auch durch Digitalisierung nicht unter einen Hut.“ Das immer größer werdende Aufgabenspektrum der Gemeinden vereinfache den Weg in die digitale Zukunft nicht. „Wann sollen denn meine Mitarbeiter Zeit für Schulungen haben. Die haben so schon genug zu tun. Wir brauchen Entlastung von Bundesseite“, so die Kritik.

Auch die Datensicherheit bereitet den kommunal Verantwortlichen noch große Sorgen. Ebenso wie die Finanzierungsfrage. Zwar sei eine Unzahl kostenloser Apps und Softwarelösungen am Markt erhältlich, so Sobotka. Meist lauern dahinter jedoch versteckte Kosten oder der Abzug sensibler Daten.

Schlussendlich waren sich alle Teilnehmer einig, dass es ohne kompakte Information für die Gemeinden nicht gehen wird. Außerdem wurde eine breite Marketing-Offensive angeregt, um die Bürger für das Thema eGovernment und Digitalisierung kommunaler Aufgaben zu begeistern. Breiter Konsens herrschte darüber, dass der Veränderungsprozess positiv angegangen werden müsse. „Um mögliche Risiken der digitalen Welt abschätzen zu können, ist es zwingend notwendig, sich zu informieren und weiterzubilden“, so Lucas Sobotka zu den möglichen Gefahren der Entwicklung. „Wirklich gefährlich wäre nur, den Weg nicht mitzugehen.“

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://gemeindebund.at

 

 

 

 

 

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