Zu den ausgewählten Institutionen zählen Teams aus dem Oman, Nordamerika und Europa
Wien (öwf) - Aus zahlreichen hochkarätigen Einreichungen wählte das Österreichische
Weltraum Forum (ÖWF) 19 Experimente aus dem Oman, Israel, Nordamerika und Europa aus. Diese werden im Februar
2018 an der Mars-Simulation "AMADEE-18" teilnehmen. Die nunmehr zwölfte Mission des ÖWF findet
in Partnerschaft mit Sultanat Oman statt. Die ausgewählten Experimente stammen aus den Bereichen Geowissenschaften,
Ingenieurwesen, Arbeiten im Raumanzug, Lebenswissenschaften, Astrobiologie und Psychologie.
AMADEE-18 ist eine Simulationsmission, die vom Österreichischen Weltraum Forum in Partnerschaft mit dem Sultanat
von Oman durchgeführt wird. Die vierwöchige Mission findet im Februar 2018 in der Dhofar-Region im Oman
statt und dient als analoge Mission für die künftige bemannte Erforschung des Roten Planeten Die Einreichungen
für AMADEE-18 stammen aus zahlreichen Nationen rund um den Globus. Dabei wurden die Experimente von Bildungsinstitutionen
wie der Western University in Kanada oder auch der italienischen Weltraumagentur, der Italian Space Agency, eingereicht.
Der Auswahlprozess bestand aus einem intensiven Peer-Review-Verfahren im ÖWF und markiert den ersten Schritt
in der Vorbereitung auf AMADEE-18. Die 19 nunmehr ausgewählten Experimente sollen während der Mission
im Feld getestet werden.
"Wir sind sehr stolz, dass wir eine Vielzahl sehr innovativer Einreichungen für AMADEE-18 erhalten haben.
Für mich steht dabei fest, dass viele der ausgewählten Experimente zu den besten gehören, die wir
bisher hatten", betont Dr. Gernot Grömer, Präsident des Österreichischen Weltraum Forums und
Missionsleiter im Feld im Oman. "Wie wir aus früheren Missionen wissen, kann es zwar im Rahmen der Simulationsvorbereitung
und damit verbundenen Qualifikationstests noch zu Änderungen bei den Experimenten kommen, aber auch auf diese
Planänderungen ist unser Team gut vorbereitet. Diese Liste bildet sehr gut ab, mit welchen Wissenschaftsbereichen
und Qualitätsstandards bei AMADEE-18 zu rechnen ist", so Grömer weiter.
Folgende Experimente wurden für die Teilnahme an AMADEE-18 ausgewählt:
Biologie und Humanmedizin
HortExtreme, Italian Space Agency, Italien
Einsatz eines mobilen, aufblasbaren Treibhauses mit Hydroponik-System zum Anbau von Gemüse
MarSeq, Universität Innsbruck, Österreich
Getestet wird die DNA-Sequenzierung auf dem "Mars" unterstützt von Rovern. Bisherige Bodenuntersuchungen
auf dem roten Planeten erfolgten mittels physikalischer und chemischer Untersuchungen. Getestet wird, ob
DNA-Sequenzierung unter Mars-Bedingungen einsetzbar ist und auch von Nicht-ExpertInnen durchgeführt werden
kann.
FATIGUE, Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Anästhesie, Österreich
Studie zur körperlichen und geistigen Erschöpfung der Astronautinnen und Astronauten bei Außenbordeinsätzen
im Raumanzug. Dabei soll ermittelt werden, inwieweit bestimmte Parameter wie Atemfrequenz, Herzfrequenz oder Druckstärke
der Hand (gemessen mit einem Hand Dynamometer) über den Grad der Erschöpfung Aufschluss geben.
Human Factors
TEAM, Western University, Department Of Psychology & Mission Control Space Services, Kanada
Studie betreffend Qualität und Fluktuationsgrad von Teamfähigkeit, Problemlösungskapazitäten
und Leistungsfähigkeit von Gruppen und einzelnen Personen, die über längere Zeit unter extremen
Bedingungen zusammenarbeiten.
CHRONOS, SWPS University of Social Sciences and Humanities, Polen
Studie, inwieweit die Tageszeit Einfluss auf die Effizienz des Arbeits-Gedächtnisses und Effektivität
der Arbeitsleistungen hat.
SIT-AS, Universität Witten/Herdecke, Deutschland
Untersuchung des Situationsbewusstseins innerhalb und zwischen den zusammenarbeitenden Teams auf der Erde und
dem simulierten Mars, um Konflikte in und zwischen den Teams zu vermeiden oder nachhaltig zu lösen.
MIMIC, TU Graz, Signal Processing and Speech Communication Laboratory, Österreich
Eine Computer-unterstützte Analyse der verbalen und schriftlichen Kommunikation, um die Mechanismen der
psychologischen und physiologischen Anpassung oder Fehlanpassung in extremen oder stressigen Umgebungen zu untersuchen.
MSTAT, Ben Gurion University, Earth and Planetary Imaging Facility (EPIF), Israel
Training zweier von einander getrennt arbeitender AstronautInnen-Gruppen im Hinblick auf Situationsbewusstsein,
Kommunikation, Arbeitsteilung und Problemlösungsfähigkeit. Dabei wird ein Kommunikationsausfall eines
Teams mit der Erde simuliert. Das zweite AstronautInnen-Team fungiert sodann als Relais-Station für das erste
Team, um die Kommunikation zur Erde zu ermöglichen und übernimmt teilweise auch die Rolle der Bodenstation.
Hardware
WARTOG, Final Frontier Design, USA
Untersuchung der Abnutzung der Außenschicht des Final Frontiers Raumanzughandschuhs
Software
THESEOS, Mission Control Space Services, Kanada
Test des autonomen Boden-Untersuchungs-Systems (ASAS) auf einem ferngesteuerten Planetenrover- Prototypen, um Außenbordeinsätze
zu planen und den sichersten und kürzesten Weg vom Habitat zum Einsatzort zu ermitteln
Virtuelle Realität
V(R)ITAGO, Mars Planet, Italien
Virtual Reality Tool, das zum Training derund zur Vorbereitung von Außenbordeinsätzen eingesetzt
werden soll. Außerdem werden auch Aufnahmen geologischerProben, die die Astronautinnen und Astronauten vor
Ort genommen haben, in die virtuelle Realität eingebunden undvom RSS (Remote Science Support) Teamin Innsbruck
analysiert, um die weiteren Einsätze zu planen.
Robotik
Husky Autonomous Rover, TU Graz, Institute of Software Technology, Österreich
Test eines autonomen Rovers, der Astronauten und Astronautinnenbei ihrer Arbeit auf der Planetenoberfläche
unterstütztund selbständig die Umgebung kartiert
AVI-NAV, Institut für intelligente Systemtechnologien, Alpe-Adria Univ. Klagenfurt, Österreich Drohne
mit senkrechter Start- und Lande-Kapazität für eine effiziente Oberflächenerforschung und schnelle
Datenübermittlung anCrew und / oder Bodenpersonal
Geowissenschaften
ScanMars, University of Perugia, Department of Physics and Geology, Italien
Erstellung einer Beschreibung des Untergrundes einer Mars-analogen Landschaft durch Datensätze, die mit 2D
/ 3D Bodenradargewonnen wurden
Field Spectrometry, Italian Space Agency (ASI/URS), Italien
Erfassung von Reflektions- und Strahlungsspektren in einer Mars-analogen Umgebung, um die Zuverlässigkeit
mineralogischer Untersuchungsergebnisse zu prüfen
Junior Researchers Program
Water Explorer, Highschool-Schüler, Oman
Wasser-Erkennung über ein auf einem Rover montiertes Geophon, das die Reflexion von Ultraschallwellen
misst.
TumbleWeed, Sir Karl Popper Schule, Wien, Österreich
Ein windgetriebener Kompakt Rover für eine effiziente Mars-Exploration.
A3DPT Mars, TU Graz, Österreich
Test jenes 3D-Druckers, der zur Zeit auf der Internationalen Raumstation (ISS) zum Einsatz kommt. Anders als
auf der ISS soll der 3D-Drucker im Oman für geologische Untersuchungen eingesetzt werden. Dabei wird der Reparaturbedarf
von Werkzeug simuliert, Der 3D-Drucker liefert sodann die Ersatzteile.
EOS, HTL Eisenstadt, Österreich
Funk- Navigationssystem für Außenbordeinsätze auf Planeten ohne GPS-Navigation
Über das Testgelände im Oman
Die Wüsten von Dhofar, dem größten Regierungsbezirk im Sultanat Oman, ähneln in ihrer Beschaffenheit
in vielerlei Hinsicht der Marsoberfläche, beispielsweise finden sich dort sedimentäre Strukturen, die
bis zum Paläozän und Eozän zurückreichen, Salzkuppeln der südlichen Salzebenen und ausgetrocknete
Flussbetten. "Das Testgelände bietet eine große Vielfalt an sandigen und steinige Oberflächen
und unterschiedlich steilen Hängen. Die durchschnittlichen Temperaturen im Testgebiet variieren im Februar
zwischen 16° und 27°C mit weniger als 10mm Niederschlag. Bis auf möglichen Regen und eine Atmosphäre,
die man atmen kann, also fast der perfekte Mars", zeigt sich Grömer mit der Auswahl sehr zufrieden.
Über die ÖWF Analog-Astronautinnen-und Astronautensowie Aouda, einen der 5 ersten Mars Weltraumanzug-Prototypen:
ÖWF-Analog-Astronautinnen- und Astronauten sind speziell ausgebildete Raumanzugtester, sie werden nach einem
umfassenden Auswahlverfahren selektiert und durchlaufen eine mehrmonatige Grundausbildung. Eingesetzt werden Sie
bei technischen Tests und Mars-Simulationen. Dafürhaben Sie ein spezielles Training durchlaufen, um den ÖWF
Mars-Raumanzug-Simulator "Aouda" zu tragen und zu steuern und werden in Analogie zu künftigen bemannten
Mars-Expeditionen für vorbereitende Forschung- und Entwicklungsarbeiten eingesetzt.
"Aouda.X" kann alle wesentlichen Einschränkungen eines realen Mars-Raumanzugs wiedergeben, wie etwa
Gewicht, Druck-Gegenkräfte oder eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeit. Ein ausgeklügeltes Mensch-Maschine-Interface,
ein System von Sensoren und selbst entwickelter Software lässt den Anzug zu einem virtuellen Assistenten der
Astronautin, des Astronauten werden. Der 45kg schwere Prototyp "Aouda.X" wurde entwickelt, um auch die
Zusammenarbeit mit anderen (robotischen) Komponenten, wie etwa einem Rover, zu optimieren und gleichzeitig das
Risiko einer biologischen Kontamination des untersuchten Planeten zu minimieren.
Über das Österreichische Weltraumforum
Das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF) ist ein österreichisches Netzwerk für RaumfahrtspezialistInnen
und Weltrauminteressierte in Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen, Industrie
und Politik. Die Organisation ist Teil aktueller Weltraumforschung und dient als Kommunikations-und Vernetzungsplattform
zwischen dem Weltraumsektor, Industrie, universitärer Lehre und Öffentlichkeit.
Das ÖWF hat seit 2003 11 internationale Expeditionen in mehreren Mars-ähnlichen Regionen durchgeführt,
u.a. in der Nord-Sahara in Marokko, USA/Utah und Südspanien sowie hochgelegene Missionen auf Gletschern und
Simulationen in Eis- und Tropfsteinhöhlen.
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